Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Moritz von Oswald macht aus Techno Jazz
Techno Dieses Album kann man unter einer Menge Genres ablegen, Jazz ist ebenso richtig wie Techno, Elektronik oder Experiment. Und weil ja solches Stil-Chaos allzu oft überambitioniert wirkt und die Musiker bisweilen zwar viel Spaß zu haben scheinen, dabei aber nicht an den Hörer denken, sei hier gleich mal gesagt: „Dissident“ist eine großartige Platte. Das Moritz von Oswald Trio hat sie veröffentlicht, und sein Namensgeber wurde in den 1990er-Jahren berühmt für seine bis heute maßgeblichen Entwürfe von Techno-Musik. Mit seinem Kompagnon Mark Ernestus verheiratete er Techno mit Reggae und Dub, er öffnete enorme Hallräume, die von einem mächtigen Bass erschüttert und von elektronischen Signalen durchzuckt wurden. Die beiden produzierten unter verschiedenen Namen, Basic Channel etwa, Rhythm & Sound oder Maurizio.
Nun also das Moritz von Oswald Trio, das „Dissident“in neuer Besetzung aufgenommen hat. Neben von Oswald spielt dort Heinrich Köbberling, der auch im Juli Hülsmann Trio am Schlagzeug sitzt. Außerdem Laurel Halo, die solo großartige Platten aufgenommen
Wie gut ist Ihr Deutsch Teil 3, hat und an Orgel und Fender Rhodes zuarbeitet.
Diese Platte bietet Deep House, Dub Techno und Clubmusik, aber alles mit einem noch stärkeren Jazz-Flair durchwirkt als sonst. Die diesige Elektronik begegnet einem enormen Bass, das Schlagzeug wirkt befreit, und besonders interessant sind die abstrakteren Kompositionen, die anmuten, als seien sie durch komplett ungebundene Improvisation entstanden.
Zur ersten Inkarnation des Trios gehörten einstmals Max Loderbauer und Sasu Ripatti. Dann folgte der erst vor Kurzem gestorbene große Tony Allen an den Drums nach. Nun also die dritte Auflage eines Trios, das mit der Gruppe, die auf den vorangegangen Alben zu hören gewesen ist, nur mehr den Namen und die Idee gemein hat: den fünften Weg zu beschreiten, auf dem aus Techno Jazz wird. Philipp Holstein