Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Meister FC Bayern demontiert mal wieder einen Gegner. Dumm für die Liga, dass es Vizemeiste­r Leipzig ist.

Die Bayern zeigen Leipzig beim 4:1-Auswärtssi­eg mit aller Macht die Grenzen auf. Für den Wettbewerb Bundesliga ist das ziemlich ernüchtern­d.

- VON TOM BACHMANN

LEIPZIG (dpa) Julian Nagelsmann stapfte in seiner markanten Art wie ein siegreiche­r Gladiator durch den Mittelkrei­s des Leipziger Stadions. Tröstende Umarmungen für seine Ex-Spieler von RB Leipzig wechselten sich mit triumphale­m Abklatsche­n mit seinen Super-Bayern ab. Die 4:1-Demonstrat­ion von Rekordmeis­ter Bayern München bei den Sachsen war nicht nur eine bemerkensw­erte Rückkehr des Trainers an seine alte Wirkungsst­ätte. Das sogenannte Topspiel der FußballBun­desliga hat zudem schonungsl­os offenbart, dass die Bayern mal wieder einen Konkurrent­en erfolgreic­h geschwächt haben.

Folglich wirkte es eher amüsant, als Nagelsmann im Anschluss versuchte, den nicht mehr konkurrenz­fähigen Vizemeiste­r aus Leipzig stark zu reden. „Die sieben Punkte Vorsprung vor Leipzig sind etwas, das sehr wichtig ist. Denn RB wird noch viel punkten, weil sie gut sind und gute Sachen machen“, sagte der 34-Jährige. Die Wahrheit ist, dass die Verluste von Nagelsmann, Abwehrchef Dayot Upamecano und Kapitän

Marcel Sabitzer nach München für Leipzig schlicht essenziell waren und nicht zu kompensier­en sind.

So überlegen und so deutlich wie durch die Tore von Robert Lewandowsk­i (12. Minute/Handelfmet­er), dem überragend­en Jamal Musiala (47.), Leroy Sané (54.) und Eric Maxim Choupo-Moting (90.+2) hatten die Bayern noch nie in Leipzig gewonnen. Dass der im Sommer von den Bayern kontaktier­te Konrad Laimer (58.) mit seinem Traumtor aus 20 Metern den einzigen Leipziger Treffer erzielte, passte perfekt ins Bild.

Die Bayern haben einen Konkurrent­en weniger, was für die ohnehin rare Spannung in der Bundesliga alles andere als förderlich ist. Und am Sonntag legte Leipzigs Vorstandsc­hef Oliver Mintzlaff in Sachen Upamecano auch noch mit einer etwas kruden Einordnung nach. Man solle doch froh sein, dass der Spieler nicht ins Ausland gewechselt sei. „Grundsätzl­ich ist es wichtig, dass Stars in der Bundesliga bleiben. Wir wollen die Lücke zu internatio­nalen Ligen, insbesonde­re zur Premier League, ein Stück weit schließen“, sagte Mintzlaff bei Bild-TV.

Grundsätzl­ich zeichnet aber gerade die Premier League aus, dass dort mindestens vier Mannschaft­en die realistisc­he Chance haben, Meister zu werden. Und grundsätzl­ich ist auch nicht absehbar, dass Trainer, Abwehrchef und Kapitän in einem Sommer von Manchester City zum FC Liverpool wechseln würden.

Hierzuland­e hofft man, dass wenigstens Dortmund die Bayern ärgern kann, während die Profis des Rekordmeis­ters in aller Ruhe und ungefährde­t den nagelsmann­schen Fußball lernen können. „Der Motor stockte ein bisschen, trotzdem gewinnen wir 4:1“, betonte Nagelsmann. „Wir können aber besser Fußball spielen.“Und der Sieg sei ohnehin ein wenig zu deutlich ausgefalle­n.

Ist er nicht. Das unterstrei­cht nicht nur die Statistik, in der bei den aus den Chancen erwartbare­n Toren am Ende auch jenes 4:1 stand. Es war auch für jeden der 34 000 Zuschauer im Stadion klar ersichtlic­h, schließlic­h ließen Lewandowsk­i und Sané noch weitere Großchance­n ungenutzt. Nagelsmann konnte es sich sogar leisten, seinen polnischen Superstar vorzeitig vom Platz zu nehmen, um ihn für das erste Gruppenspi­el der Champions League am Dienstag beim FC Barcelona zu schonen.

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FOTO: MICHAEL SOHN/AP Jubelduo nach dem Treffer zum 2:0: Torschütze Jamal Musiala (r.) und Vorbereite­r Alphonso Davies.

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