Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Spektakel als Warnung

- STEFAN KLÜTTERMAN­N

Dankeschön, möchte man als objektiver Anhänger des Fußballs den Spielern von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund zurufen. Danke für 90 reguläre und sechs weitere Minuten Nachspielz­eit bester Unterhaltu­ng. Das 3:4 war Werbung für die Bundesliga. Werbung für das selbsterna­nnte Premiumpro­dukt der Deutschen Fußball-Liga (DFL), das sie weltweit anbietet. Doch die Partie taugt gleichzeit­ig zur Warnung an die DFL. Denn die Liga bietet zu wenig solcher Highlights und stattdesse­n zu viel grau in grau. Und das wird dem Premiumpro­dukt auf Sicht schaden.

Natürlich kann die DFL nichts dafür, dass ihr Traditions­vereine und Publikumsm­agneten wie Schalke, Bremen oder der HSV mangels Erstligata­uglichkeit abhandenge­kommen sind. Aber die Zusammense­tzung der höchsten deutschen Spielklass­e macht es zunehmend schwierige­r, an einem Spieltag Partien auszumache­n, für die man bereit wäre, 90 Minuten seiner Lebenszeit zu opfern. Ohne Häme sei an dieser Stelle gesagt: Natürlich gucken sich AugsburgFa­ns das Spiel bei Union Berlin an, natürlich gucken sich WolfsburgF­ans das Spiel in Fürth an, und natürlich gucken sich Hoffenheim­Fans das Spiel gegen Mainz an.

Aber welcher neutrale Zuschauer würde es?

Die Liga und ihre Verantwort­lichen wissen, dass sie über kurz oder lang zu kurz springen, wenn sie die Strahlkraf­t einer Spielzeit auf diesen neutralen Zuschauer unterschät­zen. Auch Menschen, deren Herz weder für Leverkusen noch für Dortmund schlägt, werden sich das Spiel am Samstag angeschaut haben, weil es Spektakel geradezu versprach. Im Fußball geht es immer um Geschichte­n, aber welche Geschichte will man Woche für Woche erzählen, wenn Bielefeld Freiburg empfängt? Und welchen TV-Kunden in Asien oder Südamerika will der deutsche Fußball damit locken?

Dass der Titelkampf in der Bundesliga nicht wirklich existiert, weil die Bayern – siehe ihr 4:1 bei Vizemeiste­r Leipzig – in ihrer eigenen Liga spielen, ist gelernte Frustratio­n in Fußball-Deutschlan­d. Aber wenn nicht einmal mehr die Hälfte der Klubs für die Faszinatio­n und Vermarktba­rkeit dieses Wettbewerb­s stehen muss, wird es irgendwann düster. Die Bundesliga braucht mehr Spiele wie das in Leverkusen am Samstag. Allein die Frage bleibt, wo sie herkommen sollen.

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