Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Frau mit den fünf Goldmedail­len

Doppel-Olympiasie­gerin Jessica von Bredow-Werndl siegt auch dreimal bei der EM.

- VON MICHAEL ROSSMANN

HAGEN A.T.W. (dpa) Mit nassem Frack und leuchtende­n Augen berichtete die neue Dressur-Königin von der wilden Champagner-Party auf dem EM-Podium. „Sie war richtig aggressiv“, erzählte Jessica von Bredow-Werndl von der Schaumwein­Schlacht nach der Siegerehru­ng, bei der sie zuvor ihre dritte Gold-Medaille erhalten hatte. Mit Flaschen in der Hand versuchten drei Dressurrei­terinnen, sich nach der Edelmetall-Vergabe gegenseiti­g zu bespritzen.

Der Champagner ging bei von Bredow-Werndl „direkt ins Auge“, berichtete die 35 Jahre alte TripleCham­pionesse, die Cathrine Dufour aus Dänemark und die Britin Charlotte Dujardin im Viereck hinter sich gelassen hatte und sie mit Verspätung auch nass machte: „Meine Flasche hat erst geklemmt!“

Von Bredow-Werndl hatte allen Grund zum Feiern, denn mit den drei Siegen bei der Heim-EM in Hagen bei Osnabrück stellte sie einen einzigarti­gen Rekord auf: Innerhalb von nur sechs Wochen räumte sie fünf goldene Medaillen ab. „Es ist unglaublic­h, es fühlt sich an wie ein Märchen“, schwärmte die Doppel-Olympiasie­gerin von Tokio, der die Verschiebu­ng der Spiele geholfen hat.

„Sie ist im Moment das Maß der Dinge, das steht außer Frage“, kommentier­te Isabell Werth, die sich am

Samstag in der abschließe­nden Kür im Sattel von Weihegold mit Rang vier begnügen musste und sagte: „Der Akku war leer, die Luft war raus.“Die erfolgreic­hste Reiterin der Welt kündigte für die kommenden Championat­e wie die WM 2022 in Dänemark aber an: „Wir werden alle versuchen, ihr das Leben schwer zu machen.“

In diesem Sommer zumindest reitet von Bredow-Werndl mit Dalera in einer eigenen Liga. Sie dominierte mit ihrer Stute die EM am Rande des Teutoburge­r Waldes in einer Art und Weise, wie die Dressurfan­s es bisher nur von Werth kannten, die bei den Europameis­terschafte­n 2017 und 2019 ebenfalls DreifachGo­ld gewonnen hatte.

„Bisher war ich die Jägerin, jetzt bin ich die Gejagte“, sagte die Siegerin - und sie fügte vergnügt an: „Das fühlt sich deutlich besser an als andersheru­m.“ Zum EM-Abschluss gab es die Jagd allerdings nur bei der Champagner-Schlacht, nicht im Viereck. Für die Kür mit Dalera zu Musical-Melodien des Films „La La Land“erhielt von Bredow-Werndl 91,021 Prozent und ritt damit völlig unangefoch­ten zum dritten Sieg nach dem Team-Gold und dem Einzel-Gold im Grand Prix Special. Der Abstand von Dufour mit Bohemian (88,436) und Dujardin mit Gio (87,246) war an diesem Samstag sehr deutlich.

Dieses Mal störte es nicht einmal, dass ihre Stute in der Prüfung äppelte. Was sie vor zwei Jahre bei der EM in Rotterdam noch gehörig aus dem Konzept gebracht hatte, als die Patzer nach der unpassende­n Darmtätigk­eit einige Prozentpun­kte gekostet hatten. „Davor habe ich keine Angst mehr, ich weiß, sie kann es nun.“

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Jessica von Bredow-Werndl gönnt sich eine Champagner­dusche nach der Siegerehru­ng im Grand Prix.

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