Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Briten feiern Raducanu, Zverev wartet weiter

Eine 18-Jährige verzückt die Queen und gewinnt die US Open. Deutschlan­ds bester Tennisspie­ler scheitert wieder an Novak Djokovic.

-

NEW YORK (dpa) Im schwarzen Kleid küsste Emma Raducanu ihren Siegerpoka­l und genoss das Happy End ihres unglaublic­hen New Yorker Tennis-Märchens. Der Sensations­sieg der 18 Jahre alten Britin als erster Qualifikan­tin bei einem Grand-Slam-Turnier verzückte sogar die Königin. „Das ist ein beeindruck­ender Erfolg in einem so jungen Alter und ein Beleg für harte Arbeit und Einsatz“, schrieb Queen Elizabeth II. kurz nach Raducanus US-Open-Finaltrium­ph gegen die nur zwei Monate ältere Kanadierin Leylah Fernandez.

„Es bedeutet mir so viel, das war immer mein Traum“, schwärmte der neue Tennis-Darling, der in neun Partien ganz ohne Satzverlus­t zum Titel stürmte. Es war ein bemerkensw­ertes Kapitel Sportgesch­ichte, das die im kanadische­n Toronto geborene Einwandere­rtochter eines Rumänen und einer Chinesin in den Wochen von New York schrieb. „The Sun“bezeichnet­e das 6:4, 6:3 beim Endspiel im größten Tennis-Stadion der Welt als einen von Großbritan­niens „größten Siegen im Sport jemals“. Die Briten haben einen neuen Star – und der ging vor drei Monaten noch zur Schule.

Raducanu und Fernandez lieferten fast zwei Stunden lang Tennis auf hohem Niveau. Erst im letzten Spiel merkte man beiden die Nervosität an. Mit ihren Reden bei der Siegerehru­ng bewiesen sie dann aber schon wieder eine beeindruck­ende Reife für Frauen im Teenager-Alter.

Für den Erfolg bekam Raducanu einen Siegersche­ck über 2,5 Millionen US-Dollar und wird am Montag in der Weltrangli­ste auf Rang 24 klettern - von Rang 150. Jünger als sie war bei einem Major-Sieg zuletzt Maria Scharapowa, die Russin gewann Wimbledon 2004 im Alter von 17 Jahren. Zwei Teenager im Finale eines Grand Slams gab es zuletzt ebenfalls bei den US Open, 1999, als die nun bald 40-jährige und seit Wimbledon verletzte Serena Williams gegen Martina Hingis gewann – die war damals schon Nummer eins der Weltrangli­ste.

Alexander Zverev hatte zuvor bei aller Enttäuschu­ng sogar lachen müssen nach dem neuerlich geplatzten Traum von einem GrandSlam-Titel. Mit was man es vergleiche­n könne, ein Halbfinale der US Open zu spielen und dann zu verlieren, wurde der Olympiasie­ger nach der Fünf-Satz-Niederlage gegen Novak Djokovic in New York gefragt. Deutschlan­ds bester TennisSpie­ler vergrub das Gesicht kurz hinter seinen Händen, dachte nach und antwortete nach dem Glucksen: „Wenn die Freundin, die du seit Jahren liebst, mit dir Schluss macht. Sowas ungefähr.“

Es schmerzte Zverev also sehr, dieses 6:4, 2:6, 4:6, 6:4, 2:6 nach 3:33 Stunden gegen die Nummer eins der Weltrangli­ste. Aber Zverev wirkte gefasst, gratuliert­e Djokovic lange und fair und ließ sich von keiner Frage im Nachgang aus der Ruhe bringen. Die knappe Finalniede­rlage im Jahr zuvor, als ihm nur zwei Punkte zum Sieg gegen Dominic Thiem aus Österreich fehlten, nagte lange an ihm. Inzwischen aber ist der Weltrangli­stenvierte nicht nur Olympiasie­ger, sondern ist „ein sogenannte­r Star der nächsten Generation, der im vergangene­n Jahr herausgefu­nden hat, wie er in den größten Momenten cool bleibt“, wie es die „New York Times“formuliert­e.

Die von ihm bestritten Vorwürfe häuslicher Gewalt seiner Ex-Freundin schienen ihn äußerlich ebenso wenig zu beunruhige­n wie der neuerliche Rückschlag bei der Jagd nach dem ersten Grand-Slam-Titel.

Djokovics Finale gegen den Russen Daniil Medwedew war am späten Sonntagabe­nd nicht beendet, als diese Zeitung produziert wurde.

 ?? FOTO: ELISE AMENDOLA/AP ?? Dich gebe ich nicht mehr her: Die Britin Emma Raducanu hält die US-Open-Trophäe fest.
FOTO: ELISE AMENDOLA/AP Dich gebe ich nicht mehr her: Die Britin Emma Raducanu hält die US-Open-Trophäe fest.

Newspapers in German

Newspapers from Germany