Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Leiterin des Gymnasiums hält das Impfen für sehr sinnvoll.
Die Leiterin des Städtischen Gymnasiums spricht über den Start ins zweite Corona-Schuljahr.
Frau Persian, mit welchem Gefühl sind Sie nach den Sommerferien wieder in die Schule gekommen? ELVIRA PERSIAN Eigentlich ganz entspannt. Weil sich an der Situation im Gegensatz zu vor den Ferien nicht viel geändert hat. Wir hatten alle Schülerinnen und Schüler in der Schule, es galt das gleiche Procedere, das wir auch vor den Sommerferien hatten. Zu einer Entspannung in Bezug auf das aktuelle Infektionsgeschehen trägt natürlich auch die steigende Zahl geimpfter Menschen bei – auch bei der Schülerschaft.
Welche aktuellen Maßnahmen gelten derzeit für Schüler- und Lehrerschaft?
PERSIAN Es sind, wie gesagt, die gleichen Maßnahmen wie vor den Sommerferien. Wir lüften regelmäßig und ausgiebig, die Schülerinnen und Schüler tragen Maske und werden zweimal in der Woche getestet. Montag und Donnerstag beginnt der Unterricht erst nach der Testung – wobei die vollständig geimpften Schülerinnen und Schüler natürlich nicht getestet werden müssen.
Gibt es im Gymnasium Luftfilteranlagen?
PERSIAN Nein, die haben wir nicht. Die Anschaffung solcher Anlagen liegt in der Hand der Stadt als Schulträgerin. Es sind allerdings auch erst jetzt die Fördervorgaben bei den Kommunen angekommen. Meines Wissens nach gibt es nur Fördermittel für Anlagen, die bei Kindern unter zwölf Jahren eingesetzt werden – und auch nur dann, wenn in den entsprechenden Räumen nicht ausreichend gelüftet werden kann. Das sind relativ enge Vorgaben. In unserem Nebengebäude können wir beispielsweise in jedem Raum mindestens ein Fenster vollständig können sogar querlüften, so dass diese Räume vermutlich noch nicht einmal die Kriterien für Förderungen erfüllen würden.
Was halten Sie grundsätzlich von den Luftfilteranlagen?
PERSIAN Sie sind eine Ergänzung. Wenn im Winter die Zahlen wieder hochgehen sollten, und Kinder unter zwölf Jahren weiterhin nicht geimpft werden können, wäre es eine Unterstützung. Aber es gibt eben auch viele Dinge, die man dabei bedenken muss – etwa die Lärmentwicklung der Anlagen im Unterricht.
Hatten Sie nach dem Sommerferien Corona-Fälle durch Reiserückkehrer?
PERSIAN Es gab zwei oder drei Quarantänefälle, die uns aber als Schule nicht berührt haben. Die Kinder sind nämlich gar nicht erst in die Schule gekommen. Wir haben auch seit Schuljahresbeginn keine anderen positiven Corona-Fälle unter der Schülerschaft.
Wie ist die Stimmung im Kollegium und bei den Schülern?
PERSIAN Es schwingt schon immer ein bisschen die Sorge mit, dass doch wieder irgendwo Fälle auftreten, dass man sich infiziert und krank wird. Aber ich nehme unter den Kolleginnen und Kollegen keine besondere Unruhe wahr. Bei den Schülerinnen und Schülern erlebe ich, dass sie wirklich sehr vorsichtig sind. Das betrifft auch die Masken – viele tragen auch auf dem Schulhof Masken, obwohl sie das nicht mehr müssten. Da sind die Kinder und Jugendlichen wirklich sehr diszipliniert – und das auch in einem Alter, in dem man das vielleicht nicht so erwarten würde. Wir haben auch in der vergangenen Woche viele Kursfahrten gehabt. In diesem Zusammenhang hatten wir etwa die Q2, also den Abschlussjahrgang, in dem schon viele vollständig geimpft sind, gebeten, ob sie sich nicht vor der Busfahrt noch einmal testen lassen könnten – einfach, weil sie lange Zeit nahe beieinandersitzen würden. Alle haben das getan und haben sich testen lassen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten ganz toll mit, um ein mögliches Infektionsgeschehen zu verhindern. Wir hatten im Übrigen auch während der ganzen bisherigen CoronaZeit keinen Fall, in dem in der Schule das Virus weitergetragen wurde.
Gab es an der Schule bereits ein Impfangebot oder soll es das geben? PERSIAN In unserer Abschlussklasse sind bereits 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler vollständig geimpft. Es gab vom Berufskolleg am 1. September eine Impfaktion. Wir sind vom Kreis angesprochen worden, ob unsere Schülerinnen und Schüler auch hinkommen wollten. Wir haben dazu die Eltern informiert, es ist auch angenommen worden – aber nur in einem sehr reduzierten Umfang. Vielleicht 20 Schülerinnen und Schüler haben das wahrgenommen. Ich finde es allerdings auch durchaus sinnvoll, dass Eltern mit ihren Kindern in diesem Fall zum Kinder- oder Hausarzt gehen. Man will da doch als Eltern dabei sein und schickt das Kind nicht alleine zum Impfen! Ja, es gibt also diese Angebote, aber ich glaube nicht, dass es bei uns an der Schule zu einem vermehrten Impfgeschehen führen würde.
Für wie wichtig halten Sie das Impfen für die kommende Entwicklung?
PERSIAN Ich persönlich bin schon der Ansicht: Impfen ist sehr sinnvoll. Zum einen, um sich selbst zu schützen. Zum anderen aber auch, um das Infektionsgeschehen möglichst gering zu halten. Man kann sich zwar auch dann infizieren, wenn man geimpft ist, aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich geringer, genauso wie die Viruslast, die man dann in sich trägt. Was sich ja wiederum auf die Verbreitungsmöglichkeit durch einen selber auswirkt.
Befürchten Sie einen weiteren Schul-Lockdown oder halten Sie das für ausgeschlossen?
PERSIAN Ich bin kein Prophet. Aber ich denke, dass die Maßnahmen, die jetzt gelten – und wenn sich noch mehr Erwachsene impfen lassen, denn von ihnen hängt das weitere Geschehen ja vor allem ab -, ausreichend sind. Wenn sich alle daran halten. Aber ich kann nicht in die Zukunft blicken, gerade auch was weitere Varianten des Coronavirus angeht. Von daher halte ich es für überflüssig, darüber jetzt an dieser Stelle zu spekulieren.
Wären Sie in Sachen Digitalunterricht entsprechend aufgestellt? PERSIAN Ja, das ist so. Wir sorgen derzeit dafür, dass auch unsere Fünftklässler das System kennenlernen, mit dem wir den Digitalunterricht machen. Das ist für den Fall, dass doch einmal Klassen oder auch einzelne Schülerinnen und Schüler in Quarantäne müssten. Damit müssten wir eigentlich bis zu den Herbstferien soweit sein. Ansonsten müssen wir abwarten
. Wenn Sie auf die Corona-Schulzeit zurückblicken – wie wäre Ihr diesbezügliches Fazit?
PERSIAN Es war für das Schulleitungsteam sehr viel Organisationsarbeit und für das Kollegium des Gymnasiums eine deutliche Mehrbelastung. Weil Unterricht ganz anders gemacht werden musste – alles, was neu ist, bedeutet erst einmal Mehraufwand. Vor allem die Phase des Wechselunterrichts war sehr anstrengend, weil hier doppelte Arbeit geleistet werden musste – für die Kinder zu Hause war die Unterrichtsvorbereitung anders als für die Kinder in der Schule. Was die Schülerschaft angeht, merkt man, dass es auch für sie belastend war. Ich habe ja gesagt, dass sie sich sehr diszipliniert verhalten. Und da frage ich mich schon, ob die Angst, krank zu werden, nicht auch eine Rolle spielt. Wir müssen beobachten und im Auge behalten, was die Gründe dafür sind, dass sie ein so angepasstes Verhalten zeigen.
Glauben Sie, das Schulministerium hat aus dem bisherigen Pandemiegeschehen gelernt?
PERSIAN Die Frage ist, was ist nachher an der Basis umsetzbar. Es wird Geld zur Verfügung gestellt – auch für Lehrkräfte. Aber wenn kein pädagogischer Nachwuchs da ist, nützt das Geld nichts. Wir haben massiv Probleme, die Stellen, die da sind, überhaupt zu besetzen. Und das ist dann ein ganz anderes, nicht unbedingt neues, Problem. Das spitzt sich im Moment tatsächlich verstärkt zu, denn neue Lehrer wachsen nicht in einer Saison auf den Bäumen. Bis ein Lehrer fertig ausgebildet ist, sprechen wir locker von sieben Jahren.
WOLFGANG WEITZDÖRFER FÜHRTE DAS INTERVIEW