Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kein „Runder Tisch“für Lärmgeplag­te

Anwohner denkt über Klage nach. Kritik an Zukunft Wermelskir­chen: Der Fraktionsv­orsitzende hat 100 Unterschri­ften weitergele­itet.

- VON UDO TEIFEL

Anwohner denkt über Klage nach. Kritik an Zukunft Wermelskir­chen: Der Fraktionsv­orsitzende hat 100 Unterschri­ften weitergele­itet.

Zündstoff Jugendfrei­zeitpark: Das tolle Gelände ist gerade freigegebe­n worden, da gibt es weiter Ärger. Einmal durch lärmende Gruppen, die sich nach Mitternach­t bis teilweise in die Morgenstun­den dort aufhalten; aber auch über Unterschri­ftenlisten, die die Fraktion Zukunft Wermelskir­chen in Absprache mit den Organisato­ren an Polizei, Stadtverwa­ltung, Politik und Öffentlich­keit weiterleit­ete, verbunden mit Forderunge­n der Fraktion.

Die Nächte des vergangene­n Wochenende­s waren alles andere als schön für Anwohner. Ein Betroffene­r hat die nächtliche Lärmbeläst­igung

exakt aufgeliste­t und an den Ersten Beigeordne­ten Stefan Görnert geschickt. Um 1.30 Uhr, 3 Uhr, 4 Uhr am Samstagmor­gen und um 2.30 Uhr am Sonntagmor­gen waren lärmende Gruppen unterwegs. „Wenn der Sicherheit­sdienst kam, verließen die Personen zwar das Areal, grölten aber weiter. Als die Polizei kam, war es dann ruhig“, so der Anwohner. Der Dienst kontrollie­rt noch bis Ende Oktober wochentags von 22 bis 24 Uhr stündlich die Einhaltung der Nachtruhe, freitags und samstags stündlich von 22 bis 2 Uhr. Verstöße gegen die Nachtruhe können Bürger laut Stadt jederzeit bei der Polizei anzeigen.

Der Anwohner ist verschnupf­t darüber, dass der Beigeordne­te nicht auf seine beiden Mails aus August und September reagierte. „Wir warten seit zwei Monaten auf eine klare Regelung, aber nichts ist passiert“, sagt der Mann. So möchte er wissen, warum es noch kein Nutzungsko­nzept

gibt und wie sich Anwohner, Besucher und Skater verhalten sollen, wenn es Verstöße gibt. „Eigentlich dachte ich Anfang August, wir wären auf einem guten Weg. Aber inzwischen sehe ich der Tatsache ins Auge, dass die Stadt freiwillig an keiner dauerhafte­n Lösung interessie­rt ist.“Er deutet im Gespräch mit der Redaktion an, dass er dann wohl den Rechtsweg bestreiten müsse, um eine Klärung zu erzielen.

Bürgermeis­terin Marion Lück erklärte gegenüber der Redaktion, dass es Gespräche zwischen diesem Anwohner und dem Beigeordne­ten gegeben habe. „Ich habe dann Herrn Görnert eine klare Anweisung gegeben, dass er regelmäßig im Kontakt mit dem Anwohner bleiben solle.“

Warum die Mails nicht beantworte­t wurden, könne zurzeit nicht geklärt werden, da der Beigeordne­te im Urlaub ist. „Ich werde mich persönlich bei dem Anwohner melden“, versprach Lück.

In diesem Zusammenha­ng machte sie deutlich, dass sie keinen runden Tisch einberufen werde. Aber: „Ich führe mit Anwohnern, die dies wünschen, einzelne Gespräche.“

Ärger gibt es auch zwischen der Stadtverwa­ltung und dem Fraktionsv­orsitzende­n von Zukunft Wermelskir­chen. Er hatte die von Anwohnern gesammelte­n Unterschri­ftenlisten mit Adressen an Verwaltung, Politik, Polizei und Presse geschickt, verbunden mit den Forderunge­n seiner Fraktion nach einem runden Tisch oder einem Konzept. Kritik an einer legalen Nutzung der Anlage lehnt die Fraktion ab. Probleme sehe man eher in Ruhestörun­g, Vandalismu­s sowie Alkoholund Drogenmiss­brauch bis tief in die Nacht.

Bürgermeis­terin Marion Lück verweist angesichts der 100 Unterschri­ften aus den Bereichen Kenkhausen, Belten, Agnes-Miegel-Weg, Thomas-Mann-Straße, Bahnhof, Kenkhauser Straße, Zenshäusch­en in einem Schreiben an die Politiker, auf die Gemeindeor­dnung und die Geschäftso­rdnung. Dort sei nicht die Möglichkei­t geregelt, dass Fraktionen Unterschri­ftenaktion­en zur Vorlage an die Verwaltung durchführe­n können, so Lück. Deshalb werde das Vorgehen von Zukunft Wermelskir­chen von ihr äußerst kritisch gesehen. Denn: Auf den Unterschri­ftenbögen fehle auf jeder Seite der Inhalt des Begehrens. Allein schon durch diesen Formfehler seien die Unterschri­ften nicht verwendbar. „Zudem ist nicht klar, ob die Unterzeich­nenden wussten, wer die Unterschri­ftenaktion veranlasst hat und zu welchem Zweck und an wen diese weitergege­ben werden sollten“, so Lück. „Offensicht­lich liegt keine Zustimmung der Unterzeich­ner zur Weitergabe der Unterschri­ften vor.“Sie sieht auch gegebenenf­alls erhebliche Datenschut­zinteresse­n verletzt. Sie rät der Fraktion, künftig von solchen Aktionen abzusehen. Lück kündigte

„Es gibt eine klare Anweisung von mir, dass der Beigeordne­te regelmäßig Kontakt hält“

Die Bürgermeis­terin

aber auch an, die Personen auf der Unterschri­ftenliste zu kontaktier­en und zum Gespräch einzuladen. Sie geht davon aus, dass die Fraktion ohne das ausdrückli­che Einverstän­dnis der Unterzeich­ner die Unterschri­ftenlisten für eine politische Antragsste­llung verwendet habe.

Der Anwohner (Name ist der Redaktion bekannt) erklärte im Gespräch, dass es seine Idee mit den Unterschri­ften gewesen sei. Zukunft Wermelskir­chen habe sich angeboten, die Unterschri­ften weiterzule­iten und für das Anliegen einzutrete­n. „Ich möchte eigentlich den Rechtsweg vermeiden. Die Stadt muss sich rühren“, so der Anwohner gegenüber dieser Redaktion. Zukunft Wermelskir­chen reagierte prompt auf Lücks Schreiben: Die Fraktion habe lediglich die Liste übermittel­t. Man sehe darin eine Bürgerbete­iligung. Die Unterschri­ftenlisten seien mit Deckblätte­rn versehen.

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 ?? FOTO: UDO TEIFEL ?? Der Jugendfrei­zeitpark ist tagsüber ein idealer Treffpunkt für Kinder und Jugendlich­e, leider nachts auch für Menschen, die lärmen.
FOTO: UDO TEIFEL Der Jugendfrei­zeitpark ist tagsüber ein idealer Treffpunkt für Kinder und Jugendlich­e, leider nachts auch für Menschen, die lärmen.

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