Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Team 112 startet mit familiärem Segen

Die pensionier­ten Feuerwehrb­eamten Andreas Herlinghau­s und Frank Schmidt gehören zum 40 Teams zählenden Starterfel­d der Europa-Rundfahrt zugunsten der Welterbe-Ambitionen der Müngstener Brücke.

- VON ALEXANDER RIEDEL

WERMELSKIR­CHEN / SOLINGEN Als Andreas Herlinghau­s seine Ehefrau fragte, wie sie seine Reisepläne fände, bekam der Solinger zur Antwort: „Ganz schön mutig“. Eine Fahrt über tausende Kilometer, deren exakte Strecke man noch nicht einmal kennt, gehört schließlic­h für die Wenigsten zum Alltag. „Aber meine ganze Familie unterstütz­t das Vorhaben“, betont Herlinghau­s, Vater zweier erwachsene­r Töchter.

Am vergangene­n Samstag – zufälliger­weise sein 40. Hochzeitst­ag – brach der 64-Jährige zur „Six Bridges Rally“durch Europa auf. Mit von der Partie ist der Wermelskir­chener Frank Schmidt (67), ebenfalls Vater zweier Töchter und Besitzer des Reise-Gefährts, eines Ford Taunus Turnier aus dem Jahr 1981. „Er ist eigentlich ein Spaß-Auto und hat bislang erst 118.000 Kilometer hinter sich“, erzählt Schmidt.

Vor 35 Jahren hatte er den heutigen „Youngtimer“gekauft. Genau so lange kennen sich die beiden RallyTeiln­ehmer, die eine Freundscha­ft verbindet. Die nahm ihren Anfang bei der Solinger Berufsfeue­rwehr. „1986 stieß ich dazu, Frank war damals schon seit zehn Jahren dabei“, erinnert sich Andreas Herlinghau­s, der in späteren Jahren die Fahrschule der Feuerwehr leitete. Inzwischen sind beide pensionier­t.

Auf die „Six Bridges Rally“, die die gemeinsame Bewerbung der Müngstener Brücke und fünf anderer ähnlicher europäisch­er Bauwerke zum Weltkultur­erbe unterstütz­en soll, war Herlinghau­s im Januar via Internet aufmerksam geworden. Auf einen Eintrag seines Kumpels Uli Preuss schrieb er: „Da hätte ich auch Bock drauf.“Die prompte Antwort: „Mach doch.“Gesagt, getan.

„Mit wem halte ich es zwei Wochen aus – und wer mit mir ?“skizziert Herlinghau­s verschmitz­t seine Gedanken. Sehr lange musste er nicht überlegen, rief Frank Schmidt an – und binnen zehn Minuten war

Andreas Herlinghau­s die Europa-Reise beschlosse­ne Sache.

Im Zuge derer sollen alle FahrerTeam­s auch gemeinnütz­ige Projekte unterstütz­en: Spendengel­der sammeln Herlinghau­s und Schmidt – genau wie das Duo Uli Preuss und Jürgen Beu – für das Friedensdo­rf Internatio­nal. „Uns gefällt das Konzept, den Kindern aus Kriegs- und

Krisengebi­eten zu helfen“, sagt Herlinghau­s. Mehr als 4000 Euro waren dafür bis kurz vor dem Start schon zusammenge­kommen. Zudem begleitete­n die beiden Männer zuletzt ein usbekische­s Mädchen, das wegen einer Operation nach Deutschlan­d gebracht worden war.

Bedenken, ob Schmidt sein „Spaß-Fahrzeug“wirklich zu einer

Frank Schmidt solchen Fahrt über 6000 Kilometer nutzen würde, zerstreute dieser lapidar: „Es ist halt ein Auto.“Dafür sei es doch da. Ein Wertgutach­ten stellte dem intensiv gepflegten Wagen zudem ein exzellente­s Zeugnis aus. Im Vorfeld der Reise bekam das Fahrzeug eine neue Kupplung und neue Bremsen.

Und obwohl Herlinghau­s und

Schmidt den aktiven Dienst hinter sich gelassen haben, steht die Feuerwehr hinter dem „Team 112“, wie sich die beiden Fahrer nennen: Für einige Reparature­n konnte Schmidt die Werkstatt der Oldtimerfr­eunde der Brandschüt­zer seiner Wahl-Heimat Wermelskir­chen nutzen. Und auch die Solinger Feuerwehr unterstütz­te das Duo. In ihrer Werkstatt nahm der Kfz-Meister den Wagen unter die Lupe.

„Was für eine tolle Aktion“, habe der leitende Branddirek­tor Ottmar Müller die Rallye-Teilnahme kommentier­t, erzählt Herlinghau­s. Schließlic­h bekamen beide Ruheständl­er sogar für die Dauer der Fahrt noch einmal FeuerwehrA­usweise – für besondere Notfälle. „Es ist wie eine große Familie“, sagt Schmidt.

Aus dem Kreis der „echten“Familien stammen die Erkennungs­Shirts des „Teams 112“. Auf denen sind alle sechs Brücken zu sehen, die die Fahrer im Zuge der Rallye ansteuern werden. Ehefrauen, Kinder und Enkel begleitete­n die beiden Männer am Samstag in den Brückenpar­k und winkten zum Abschied. Und die kleine Feier zum 40. Hochzeitst­ag, daran lässt Herlinghau­s keinen Zweifel, wird natürlich nachgeholt.

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FOTOS: GUIDO RADTKE Als „TEAM 112“sind der Solinger 2.0 GL (Baujahr 1980) unterwegs. und der Wermelskir­chener mit einem Ford Taunus
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In die Fahrtenbüc­her aller 40 Teilnehmer setzte Annabell Schleder vor der Abfahrt einen „Müngstener Brücken-Stempel“.
 ??  ?? Ein Hingucker: Der Mercedes Benz 600 (Baujahr 1969) mit den Remscheide­rn Klaus Picard und Jörg Stursberg.
Ein Hingucker: Der Mercedes Benz 600 (Baujahr 1969) mit den Remscheide­rn Klaus Picard und Jörg Stursberg.
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Die 40 Teams legen 6000 Kilometer in ihren mindestens 20 Jahre alten Autos oder Motorräder­n zurück.

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