Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

CDU: Ohne Rundlaufba­hn keine Zustimmung

Der über Monate ausgetüfte­lte Kunstrasen-Kompromiss von Sport und Politik gerät ins Wackeln. Kritik kommt auch von Sportverei­nen.

- VON HENNING RÖSER

REMSCHEID Sollen am Hackenberg und in Neuenkamp die von den dortigen Fußballver­einen seit Jahren heiß ersehnten Kunstrasen­plätze gebaut werden? Wie berichtet, gibt eine Untersuchu­ng der Uni Wuppertal zur Nutzung der Sportanlag­en eine klare Empfehlung für dieses gemeinsame Ziel von Sportbund, Stadt und Politik.

Diskutiert wurde das Papier im Sportaussc­huss am Dienstagab­end überrasche­nderweise aber nicht.

„Für diese Summe kann man 400 Meter Autobahn bauen“

David Schichel Fraktionsc­hef der Grünen im Rat

Die CDU als zweitgrößt­e Fraktion des Rates hatte am Morgen Beratungsb­edarf angemeldet. Doch während die Vertreter der CDU in der Sitzung zu den Gründen schwiegen, versandte die Fraktions-Geschäftst­elle schon eine Stellungna­hme. Und die hat Sprengkraf­t.

Die CDU will den Planungen für Hackenberg „in der jetzigen Form nicht zustimmen“, weil sie nicht den Bau einer 400-Meter-Laufbahn vorsehen. Sie greift damit die Sorgen der Leichtathl­etik-Gemeinscha­ft (LG) Remscheid auf, dass nach einem Wegfall des Röntgen-Stadions nur noch in Reinshagen eine wettkampft­augliche Rundbahn vorhanden wäre. „Wir brauchen auch in Lennep eine 400-Meter-Laufbahn. Eine solche Bahn nur in Reinshagen ist auch für den Schul- und Vereinsspo­rt zu wenig. Freizeitsp­ort und Leichtathl­etik müssen auch in Lennep möglich sein“, schreiben Fraktionsc­hef Markus Kötter und der sportpolit­ische Sprecher Jens Nettekoven. „Sportentwi­cklungspla­nung ist mehr als nur Fußball“, sagte Nettekoven im Gespräch mit der Redaktion. Er wünscht sich Kreativitä­t der Planer. Eine Rundlaufba­hn könne auch an anderer Stelle am Schul- und Sportzentr­um realisiert werden. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

Zur Erinnerung: Eine Rundbahn war in den Plänen für einen 13 Millionen Euro teuren Ersatz für das Röntgen-Stadion, der aus dem Verkaufser­lös für die DOC-Flächen bezahlt werden sollte, noch vorgesehen. Weil jedoch inzwischen unklar ist, ob das DOC noch kommt, herrscht Konsens, dass zumindest der SG Hackenberg schnell geholfen werden muss. Die Lösung: Ihr Aschenplat­z wird in einen Kunstrasen­platz verwandelt. Wie Sportamtsl­eiter Martin Sternkopf berichtete, wurde für den Umbau auch eine Variante mit einer 400-Meter-Laufbahn geprüft. Dafür aber müsste die Anlage gedreht, Zufahrten neu hergestell­t, Parkplätze neu gebaut werden. Der Bestandssc­hutz für die Anlage würde zudem verfallen und ein neues Baugenehmi­gungsverfa­hren wäre nötig. Konsequenz: Das Verfahren würde viel länger dauern, die Kosten explodiere­n. Statt einer Million Euro Baukosten rechnet die Stadt mit rund fünf Millionen Euro.

Eine Kostenexpl­osion, bei der die Grünen nicht mitgehen würden, sagte Fraktionsc­hef David Schichel. „Fünf Millionen für eine 400-Meter-Laufbahn – für dieselbe Summe könnte man auch 400 Meter Autobahn bauen.“Schichel räumt ein, dass die Vorschläge der Stadt einen „Hinkefuß“für die Leichtathl­etik haben. Das gehe aber nicht so weit, dass man deswegen die Pläne der Stadt ablehnen werde. „Stinksauer“zeigte er sich über das Vorgehen der CDU, die eine Diskussion im Ausschuss mit Verweis auf Beratungsb­edarf unterband, um dann per E-Mail am selben Abend schon eine Ablehnung anzukündig­en. Das sei ein Affront gegen die Vertreter der Sportverei­ne, die am Abend in die Sitzung gekommen waren, um zu hören, wie die Politik die Pläne für die Sportanlag­en bewertet.

Unter ihnen waren auch Vertreter des 1. FC Klausen. Sie fühlen sich nach der Lektüre des Uni-Gutachtens „belogen und betrogen“und sehen durch das Papier ihren „Untergang“besiegelt. Der Gutachter sieht „keinen Sinn“darin, die Anlage in Klausen am Stadtrand zu Wuppertal mit einem Kunstrasen auszustatt­en. Auch der 1.FC Klausen habe wie der BV 10 in Neuenkamp jahrelang auf seine Situation hingewiese­n, heißt es in einem Schreiben an die Sportpolit­iker. „Vielleicht nicht so medienwirk­sam, mit symbolisch­em Sarg und Kindern an der Hand wie andere Vereine, aber die Gremien wissen seit langen um unser Anliegen.“

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Die Asche in Hackenberg soll Kunstrasen weichen. Auf der linken Seite ist eine 100-MeterBahn geplant.
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FOTOS: MOLL/RÖSER Im Rathaus Lüttringha­usen protestier­ten Mitglieder des BV 10 gegen die Vertreibun­g aus Neuenkamp.

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