Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
4000 Wohnungen stehen in Remscheid leer
Echt.Remscheid und Grüne fordern Sanierung ungenutzter Immobilien. Bettina Stamm spricht von einer „absurden Situation“.
REMSCHEID (wey) In Remscheid stehen rund 4000 Wohnungen leer, das sind fast sieben Prozent des gesamten Bestandes in der Seestadt auf dem Berge. Das zeigt eine Mitteilungsvorlage für den Stadtrat, der am heutigen Donnerstag tagt.
Damit antwortet die Verwaltung auf eine entsprechende Anfrage von Ratsmitglied Bettina Stamm (Echt. Remscheid) – und greift dafür auf eine Auswertung der Stadtwerke zurück, die beim Ablesen der Stromzähler die Zahl bewohnter Wohnungen erfassen. Weil gleichzeitig bis zu 1300 neue Wohnungen in den kommenden fünf Jahren entstehen könnten, das zeigt die Zahl der Baugenehmigungen, bezeichnet das Bauamt den Wohnungsmarkt als „relativ entspannt“.
Für Bettina Stamm sind diese Zahlen Ausdruck einer „absurden Situation“, wie sie sagt: Während auf der einen Seite Tausende Wohnungen nicht genutzt werden, suchen auf der anderen Seite viele Remscheider teils händeringend nach passendem Wohnraum. Und gleichzeitig würden neue Bauprojekte geplant: „Wir können doch nicht weiter Flächen versiegeln, solange wir so einen enormen Leerstand haben.“Schon die Grünen, die wie Stamm das geplante Neubaugebiet Knusthöhe ablehnen, hatten dies damit begründet, dass man den Bedarf an Wohnraum im Bestand decken könnte. „Wir sind grundsätzlich gegen das Baugebiet“, hatte Fraktionschef David Schichel im Bauausschuss erklärt. Unterstützung erhalten Grüne wie Echt.Remscheid dabei unter anderem vom Naturschutzbeirat. Dessen Vorsitzender Frieder Kottsieper hatte im Interview betont, dass sich sein Gremium gegen jede Form der Flächenversiegelung ausspricht.
Dass in Remscheid viele Wohnungen leer stehen, während es gleichzeitig einen großen Bedarf gebe, sei dabei nicht neu, sagt Bettina Stamm. Eine Leerstandsquote um sieben Prozent gebe es laut Stadtverwaltung bereits seit Jahren. Schon im Integrierten Stadtentwicklungskonzept von vor über zehn Jahren sei davon gesprochen worden, nachhaltig und ressourcenschonend neuen Wohnraum zu schaffen. „Das ist alles bekannt“, sagt Bettina Stamm: „Wichtig wäre aber, dass daraus auch Konsequenzen gezogen werden.“
In einem ersten Schritt sei eine Art Leerstandsregister denkbar, sagt die Ratsfrau: „Ein niederschwelliges Angebot für jeden, der eine Wohnung sucht.“Noch wichtiger sei es aber, den nicht vermieteten Bestand an aktuelle Bedürfnisse anzupassen, durch energetische Sanierung zum Beispiel. Oder auch, indem zu kleine Wohnungen zu familientauglichen zusammengelegt werden. „Das ist ja das, was in Honsberg jetzt passiert“, sagt Bettina Stamm: „Ich verstehe gar nicht, warum das nicht schon früher gemacht wurde.“
Auch die Remscheider Stadtverwaltung weist in ihrer Antwort darauf hin, dass der vergleichsweise hohe Leerstand nicht bedeutet, dass jeder Suchende die passende Immobilie findet. Neben einem Mangel an Einfamilienhäusern und Bauplätzen dafür hat das Bauamt vor allem „Vermittlungsprobleme für ärmere Menschen“ausgemacht, die durch das Auslaufen von Preisbindungen im sozialen Wohnungsbau noch verstärkt würden.
Dies führe bis in die Mittelschicht hinein „zu Problemen bei der Verfügbarkeit von adäquatem Wohnraum“.