Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kreativ, hölzern, manchmal windschief

Der Remscheide­r Oliver Trapp entwickelt und baut mit seiner Firma Holztrapp individuel­le Holz-Arbeiten für Kindertage­seinrichtu­ngen.

- VON SVEN SCHLICKOWE­Y

REMSCHEID Es muss nicht immer gerade sein. Wenn Oliver Trapp etwas baut, sind rechte Winkel eher die Ausnahme. Was für viele Zimmerer und Schreiner undenkbar wäre, ist bei ihm gewollt. Denn der Remscheide­r entwirft und baut individuel­le Spielgerät­e und Kindermöbe­l aus Holz. Und die sehen so einfach besser aus.

Trapps neuestes Werk ist eine Spiel-Arche auf dem Außengelän­de eines Kindergart­ens in RemscheidL­üttringhau­sen, mit Steuerrad und Rutsche. Individuel­l gestaltet, angepasst an die Geländever­hältnisse vor Ort, und kurz vor Fertigstel­lung wurden noch einige Änderungsw­ünsche der Kita-Leitung berücksich­tigt. „So etwas geht nur, wenn man individuel­l baut“, sagt Oliver Trapp nicht ohne Stolz.

Mit seinem Angebot ist der 49-Jährige in eine Marktlücke gestoßen. Die Auswahl an Kletterbud­en, Spielhäusc­hen und RutschTürm­en fürs Kita-Außengelän­de auf dem Markt ist groß, doch die Außenmöbel „von der Stange“sehen alle irgendwie ähnlich aus. Und brauchen in der Regel einen ebenen Untergrund zum Aufstellen. Trapp hingegen baut so, dass es passt und gefällt. Und das, wie er selber sagt, zu einem ähnlichen Preis wie die großen Anbieter.

Inzwischen stehen seine Bauwerke in Kindertage­sstätten in Remscheid, Solingen, Wermelskir­chen und Radevormwa­ld, aber auch in Willich am Niederrhei­n und in Bayern. Geplant sei das so eigentlich gar nicht gewesen, gibt Oliver Trapp mit Blick auf einen ersten Auftrag vor rund sieben Jahr zu. Vorher hatte er für die Kinder einer Bekannten ein Baumhaus gebaut. Als die sich als Tagesmutte­r selbststän­dig machte, bestellte sie Spielgerät­e.

„Dann ging es los, alles durch Mund-zu-Mund-Propaganda.“Ein Kind, das die Tagesmutte­r besuchte, hatte ein älteres Geschwiste­rkind in der nahen Grundschul­e. Nachdem Oliver Trapp für die etwas gebaut hatte, meldete sich ein Kindergart­en, der von jüngeren Geschwiste­rn anderer Grundschül­er besucht wurde. Und so ging es weiter. Dabei hat Oliver Trapps Ausbildung eher mit „Kies“als mit Holz zu tun, der Sparkassen­fachwirt ist als Kundenbera­ter bei der Remscheide­r Sparkasse tätig. Inzwischen in Teilzeit, um sich mit einem Mitarbeite­r seiner Firma Holztrapp widmen zu können. Die Sparkasse habe ihm das nicht nur ermöglicht, sondern ihn unterstütz­t, betont Oliver Trapp: „Ein toller Arbeitgebe­r.“

Die Arbeit mit dem Holz hat er sich selber beigebrach­t. „Ich konnte mir auch viel bei meinem Vater abgucken“, sagt er. Von dem habe er zudem „viele unzerstörb­are Remscheide­r Werkzeuge“geerbt. Oliver Trapp ist als Drechsler und Holzspielz­eugmacher in die Handwerksr­olle eingetrage­n. Als der Beruf wieder unter die Meisterpfl­icht fiel, genoss er Bestandssc­hutz.

Ziel seiner Arbeit sei es immer, Design mit Funktional­ität zu verbinden, sagt Trapp. „Wenn KitaGruppe­n Namen haben, greife ich gerne darauf zurück.“So sieht die Hochebene in der Drachen-Gruppe wie eine mittelalte­rliche Burg aus, während die Wölfe eine Höhle für ihr Rudel bekommen. Aus einem Hühnerstal­l wird ein bergisches Fachwerkha­us. Und die Kita, für die Oliver Trapp derzeit eine Unterstell­möglichkei­t für ihre Tretautos baut, darf sich auf eine Tankstelle freuen. „Natürlich mit einer Ladestatio­n für E-Autos.“

Grenzen der Kreativitä­t ergeben sich dabei allerdings aus dem Regelwerk für solche Spielgerät­e. „Das teuerste Papier, das ich je gekauft habe“, wie Oliver Trapp sagt. Von der Mindesthöh­e der Geländer bis hin zu vorgeschri­ebenen Spaltmaßen, damit Kinder nicht mit dem Kopf stecken bleiben können, die Vorschrift­en müssen eingehalte­n werden, damit das Spielgerät vom Prüfer abgenommen wird.

Dass die Spielgerät­e aus dem Hause Holztrapp gerne mal ein wenig windschief daherkomme­n, rundet die Optik ab. Ist aber gar nicht so einfach, wie Oliver Trapp erklärt. Damit Schrägen und Rundungen harmonisch wirken, brauche es ein gutes räumliches Vorstellun­gsvermögen und zudem ganz viel Erfahrung.

„Manchmal klappt es auf Anhieb“, sagt der 49-Jährige: „Aber manchmal muss ich die Latten auch wieder abreißen und neu machen, wenn es mir nicht gefällt.“

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Der Remscheide­r Oliver Trapp realisiert individuel­le Spielhäuse­r.
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FOTOS: MICHAEL SCHÜTZ / TRAPP Oliver Trapp am Steuer seiner Arche (r.), die er für einen Kindergart­en in Lüttringha­usen angefertig­t hat. Für andere Kitas entwarf und baute er Garderoben (Mitte) oder auch Hochebenen (l.) passend zum Namen der jeweiligen Gruppe.
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