Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Stadtpark – weg vom Angstraum, hin zum Treffpunkt.
Planungen für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) sind bald abgeschlossen. Wir stellen die Projekte vor.
„Übergeordnetes Ziel ist es, die Potenziale des Stadtparks als grünen Erholungsraum mit großer Wasserfläche in der Innenstadt herauszuarbeiten“
Jonatán Garrido Pereira Bauamt der Stadt Hückeswagen
HÜCKESWAGEN Einst war es der private Park der Tuchmacher-Familie Johanny, weswegen der Teich im Stadtpark auch als Johannisteich bezeichnet wird. In den 1930er Jahren sollte dort sogar ein Freibad errichtet werden. fest steht: Der Stadtpark mit seinem Teich und den grünen Flächen hat deutlich mehr Potenzial, als es zurzeit ausgeschöpft ist. Daran will die Stadt etwas ändern.
Der Ist-Zustand Der Stadtpark erstreckt sich im Westen der Innenstadt zwischen der Friedrichstraße und der Bebauung an der Kölner Straße und ist fußläufig gut von der Altstadt aus zu erreichen. „Allerdings ist die Querung der Friedrichstraße für Fußgänger verbesserungsbedürftig“, meint Jonatán Garrido Pereira vom Bauamt. Besucher, die den Park etwa von der gegenüberliegenden Bibliothek kommend erreichen wollen, müssen einen Umweg in Kauf nehmen. Die Bushaltestelle Friedrichstraße ist im nördlichen Eingangsbereich angeordnet, an einen größeren naturnahen Grünbereich im Nordosten des Parks schließt ein Ententeich mit Wasserfontäne an. „Die Qualität des Wassers ist für die Fische aktuell stark verbesserungsbedürftig“, sagt Garrido Pereira. Dieser Bereich sei parkähnlich angelegt, die Rasenflächen würden jedoch kaum zum Aufenthalt genutzt.
Der Park ist zwar stark begrünt und bepflanzt, dadurch aber teilweise auch stark verschattet. Entlang des Wegs zwischen Teich und der höher liegenden Friedrichstraße wurden in den vergangenen Jahren im Zuge von Schulprojekten ein Barfußpfad und eine Pflanzschnecke angelegt, die jedoch in die Jahre gekommen und nicht mehr einladend wirken. „Die Friedrichstraße ist durch die intensive Bepflanzung optisch abgeschirmt, der Verkehrslärm beeinträchtigt jedoch die Aufenthaltsqualität in Teilbereichen des Parks“, sagt der Verwaltungsmitarbeiter. Entlang des Weges lädt eine Aufweitung zum Aufenthalt am Teich ein, das Mobiliar ist jedoch – wie im gesamten Park – stark in die Jahre gekommen.
In Richtung der Kölner Straße ist der Park durch eine bewaldete steile Hanglage geprägt. Hier sind Wege angelegt, die unter anderem an den Rückseiten der Löwen-Grundschule und des evangelischen Arche-Kindergartens vorbei auf einen Fußweg führen, der die Kölner- mit der Friedrichstraße verbindet. Garrido Pereira: „Der Hang wirkt nicht als Teil der Parkanlage, sondern bildet aktuell die südliche Grenze.“Die Wege innerhalb des stark bewachsenen Hangs würden teils gemieden und als Angstraum bezeichnet. „Sie wirken ungepflegt, zudem ist in einigen Bereichen keine Barrierefreiheit gegeben.“
Die Pläne „Übergeordnetes Ziel ist es, die Potenziale des Stadtparks als grünen Erholungsraum mit großer Wasserfläche in der Innenstadt herauszuarbeiten“, betont Garrido Pereira. So soll die Attraktivität für alle Nutzer- und Altersgruppen gesteigert, die Besucherfrequenz erhöht und die Aufenthaltsdauer verlängert werden. Insgesamt sei eine Überarbeitung der Bepflanzung vorgesehen, so dass diese zeitgemäß und anziehend gestaltet würde und gleichzeitig mit geringem Aufwand zu pflegen sei. Eingangssituationen und Wegeverbindungen sollen überarbeitet und einladender gestaltet werden. „Wo es topographisch möglich ist, gilt es, die Wege barrierefrei zu gestalten und mit Mobiliar auszustatten, das zum Sitzen und Verweilen einlädt“, sagt Garrido Pereira. Auch das Thema „Wasser“soll funktional und gestalterisch eine größere Bedeutung bekommen und die ökologische Qualität verbessert werden. „Dies könnte durch eine Vertiefung des Gewässers und durch die Installation einer zweiten Fontäne erreicht werden, die mehr Sauerstoff ins Wasser
einbringt“, sagt der Bauamtsmitarbeiter. In diesem Zuge sollen auch die Enteninsel sowie die Einläufe und der Brunsbach aufgewertet werden. „Gleichzeitig soll die Erlebbarkeit erhöht werden“, sagt er. Hierfür sei geplant, im Bereich des Vereinshauses des Sportanglervereins einen Zugang zum Wasser anzulegen, beispielsweise durch einen Steg, der stufenförmig an das Wasser heranführt und auch zum Sitzen geeignet ist – oder durch Natursteine. Der sonnige Vorbereich des Vereinshauses soll intensiver als bisher für Veranstaltungen genutzt werden. „Verschiedene Vereine können diesen Bereich bespielen und mit Aktionen oder einem regelmäßigen Café mehr Besucher in den Stadtpark locken.“Dafür könnte die bestehende Terrasse vergrößert und mit Mobiliar ausgestattet werden.
Der östliche Bereich des Parks soll künftig in zwei Bereiche zu beiden Seiten des Brunsbachs geteilt werden. In einem Bereich sollen Sportund Bewegungsangebote vor allem Jugendliche anziehen – hier könnten ein Multifunktionsfeld sowie Fitnessgeräte oder eine Skateanlage integriert werden, wobei die genaue Planung in Zusammenarbeit mit Jugendlichen erarbeitet werden soll. In dem zweiten Bereich soll eine naturnahe Gestaltung erhalten bleiben, die für verschiedene Tierarten – vor allem für die Kröte – Anziehungs- und Rückzugsort wird. Der bewaldete Hang soll grundsätzlich mit Bäumen und Sträuchern bewachsen bleiben. „Dennoch sollte er ein Teil der Gestaltung des Parks werden, der von älteren Kindern genutzt werden kann“, sagt Garrido Pereira. An ausgewählten Stellen soll ein naturnaher Abenteuerspielplatz mit einer langen Tunnelrutsche und Kletterelementen entstehen. Im unteren Bereich des Hangs könnte ein „grünes Klassenzimmer“in Form eines Amphitheaters ergänzt werden, das von den Schulen oder der Bibliothek genutzt wird.
Der Spielplatz am südlichen Ende des Parks soll erhalten bleiben, jedoch durch Sitzmöglichkeiten und weitere Spielgeräte ergänzt werden. Der Fokus liegt in der Öffnung und besseren Einbindung dieses Bereichs in den Stadtpark. „Eine Seilbahn könnte diese Verbindung zwischen Spielplatz und Park optisch und spielerisch verbessern“, sagt Garrido Pereira. Im gesamten Park, insbesondere entlang der Parkbereiche an der Friedrichstraße, sollen Lernschilder angebracht werden, die die Themen „Wasser“und „Grün“anschaulich aufgreifen. So könnten im naturnahen Parkbereich Hinweise auf die dort lebenden Tierarten gegeben werden. An der sonnigen Parkseite im Bereich der Friedrichstraße sollen mehr Sitzmöglichkeiten angeboten und die Parkbesucher durch eine verstärkte Bepflanzung besser vor dem Lärm der Straße geschützt werden. Bestehende Angebote wie der Barfußlernpfad könnten durch eine bessere Pflege reaktiviert werden.
Die Finanzierung Inklusive der Planungsleistungen geht die Stadt von einem Volumen in Höhe von etwa vier Millionen Euro aus, wobei die Finanzierung noch nicht klar ist, da das Projekt nicht Teil der geförderten Maßnahmen im ISEK ist. Es stellt vielmehr eine „flankierende“Maßnahme im ISEK dar, die im ersten Anlauf, nach Rücksprache mit dem Landesministerium, nicht gefördert werden kann. Garrido Pereira: „Aufgabe wird es sein, andere passende Förderzugänge zu finden.“Dazu wurde bereits, wie bei den Wupperauen, ein Antrag im Bundesprogramm zur Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel gestellt. Der Fördersatz liegt bei 90 Prozent, eine offizielle Stellungnahme steht noch aus.
Der Start Die Umsetzung des Projektes soll so schnell wie möglich starten. Durch die nicht abzusehende Finanzierung ist eine genaue Zeitangabe aber momentan noch nicht möglich.