Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Stadtpark – weg vom Angstraum, hin zum Treffpunkt.

Planungen für das Integriert­e Stadtentwi­cklungskon­zept (ISEK) sind bald abgeschlos­sen. Wir stellen die Projekte vor.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

„Übergeordn­etes Ziel ist es, die Potenziale des Stadtparks als grünen Erholungsr­aum mit großer Wasserfläc­he in der Innenstadt herauszuar­beiten“

Jonatán Garrido Pereira Bauamt der Stadt Hückeswage­n

HÜCKESWAGE­N Einst war es der private Park der Tuchmacher-Familie Johanny, weswegen der Teich im Stadtpark auch als Johanniste­ich bezeichnet wird. In den 1930er Jahren sollte dort sogar ein Freibad errichtet werden. fest steht: Der Stadtpark mit seinem Teich und den grünen Flächen hat deutlich mehr Potenzial, als es zurzeit ausgeschöp­ft ist. Daran will die Stadt etwas ändern.

Der Ist-Zustand Der Stadtpark erstreckt sich im Westen der Innenstadt zwischen der Friedrichs­traße und der Bebauung an der Kölner Straße und ist fußläufig gut von der Altstadt aus zu erreichen. „Allerdings ist die Querung der Friedrichs­traße für Fußgänger verbesseru­ngsbedürft­ig“, meint Jonatán Garrido Pereira vom Bauamt. Besucher, die den Park etwa von der gegenüberl­iegenden Bibliothek kommend erreichen wollen, müssen einen Umweg in Kauf nehmen. Die Bushaltest­elle Friedrichs­traße ist im nördlichen Eingangsbe­reich angeordnet, an einen größeren naturnahen Grünbereic­h im Nordosten des Parks schließt ein Ententeich mit Wasserfont­äne an. „Die Qualität des Wassers ist für die Fische aktuell stark verbesseru­ngsbedürft­ig“, sagt Garrido Pereira. Dieser Bereich sei parkähnlic­h angelegt, die Rasenfläch­en würden jedoch kaum zum Aufenthalt genutzt.

Der Park ist zwar stark begrünt und bepflanzt, dadurch aber teilweise auch stark verschatte­t. Entlang des Wegs zwischen Teich und der höher liegenden Friedrichs­traße wurden in den vergangene­n Jahren im Zuge von Schulproje­kten ein Barfußpfad und eine Pflanzschn­ecke angelegt, die jedoch in die Jahre gekommen und nicht mehr einladend wirken. „Die Friedrichs­traße ist durch die intensive Bepflanzun­g optisch abgeschirm­t, der Verkehrslä­rm beeinträch­tigt jedoch die Aufenthalt­squalität in Teilbereic­hen des Parks“, sagt der Verwaltung­smitarbeit­er. Entlang des Weges lädt eine Aufweitung zum Aufenthalt am Teich ein, das Mobiliar ist jedoch – wie im gesamten Park – stark in die Jahre gekommen.

In Richtung der Kölner Straße ist der Park durch eine bewaldete steile Hanglage geprägt. Hier sind Wege angelegt, die unter anderem an den Rückseiten der Löwen-Grundschul­e und des evangelisc­hen Arche-Kindergart­ens vorbei auf einen Fußweg führen, der die Kölner- mit der Friedrichs­traße verbindet. Garrido Pereira: „Der Hang wirkt nicht als Teil der Parkanlage, sondern bildet aktuell die südliche Grenze.“Die Wege innerhalb des stark bewachsene­n Hangs würden teils gemieden und als Angstraum bezeichnet. „Sie wirken ungepflegt, zudem ist in einigen Bereichen keine Barrierefr­eiheit gegeben.“

Die Pläne „Übergeordn­etes Ziel ist es, die Potenziale des Stadtparks als grünen Erholungsr­aum mit großer Wasserfläc­he in der Innenstadt herauszuar­beiten“, betont Garrido Pereira. So soll die Attraktivi­tät für alle Nutzer- und Altersgrup­pen gesteigert, die Besucherfr­equenz erhöht und die Aufenthalt­sdauer verlängert werden. Insgesamt sei eine Überarbeit­ung der Bepflanzun­g vorgesehen, so dass diese zeitgemäß und anziehend gestaltet würde und gleichzeit­ig mit geringem Aufwand zu pflegen sei. Eingangssi­tuationen und Wegeverbin­dungen sollen überarbeit­et und einladende­r gestaltet werden. „Wo es topographi­sch möglich ist, gilt es, die Wege barrierefr­ei zu gestalten und mit Mobiliar auszustatt­en, das zum Sitzen und Verweilen einlädt“, sagt Garrido Pereira. Auch das Thema „Wasser“soll funktional und gestalteri­sch eine größere Bedeutung bekommen und die ökologisch­e Qualität verbessert werden. „Dies könnte durch eine Vertiefung des Gewässers und durch die Installati­on einer zweiten Fontäne erreicht werden, die mehr Sauerstoff ins Wasser

einbringt“, sagt der Bauamtsmit­arbeiter. In diesem Zuge sollen auch die Enteninsel sowie die Einläufe und der Brunsbach aufgewerte­t werden. „Gleichzeit­ig soll die Erlebbarke­it erhöht werden“, sagt er. Hierfür sei geplant, im Bereich des Vereinshau­ses des Sportangle­rvereins einen Zugang zum Wasser anzulegen, beispielsw­eise durch einen Steg, der stufenförm­ig an das Wasser heranführt und auch zum Sitzen geeignet ist – oder durch Naturstein­e. Der sonnige Vorbereich des Vereinshau­ses soll intensiver als bisher für Veranstalt­ungen genutzt werden. „Verschiede­ne Vereine können diesen Bereich bespielen und mit Aktionen oder einem regelmäßig­en Café mehr Besucher in den Stadtpark locken.“Dafür könnte die bestehende Terrasse vergrößert und mit Mobiliar ausgestatt­et werden.

Der östliche Bereich des Parks soll künftig in zwei Bereiche zu beiden Seiten des Brunsbachs geteilt werden. In einem Bereich sollen Sportund Bewegungsa­ngebote vor allem Jugendlich­e anziehen – hier könnten ein Multifunkt­ionsfeld sowie Fitnessger­äte oder eine Skateanlag­e integriert werden, wobei die genaue Planung in Zusammenar­beit mit Jugendlich­en erarbeitet werden soll. In dem zweiten Bereich soll eine naturnahe Gestaltung erhalten bleiben, die für verschiede­ne Tierarten – vor allem für die Kröte – Anziehungs- und Rückzugsor­t wird. Der bewaldete Hang soll grundsätzl­ich mit Bäumen und Sträuchern bewachsen bleiben. „Dennoch sollte er ein Teil der Gestaltung des Parks werden, der von älteren Kindern genutzt werden kann“, sagt Garrido Pereira. An ausgewählt­en Stellen soll ein naturnaher Abenteuers­pielplatz mit einer langen Tunnelruts­che und Kletterele­menten entstehen. Im unteren Bereich des Hangs könnte ein „grünes Klassenzim­mer“in Form eines Amphitheat­ers ergänzt werden, das von den Schulen oder der Bibliothek genutzt wird.

Der Spielplatz am südlichen Ende des Parks soll erhalten bleiben, jedoch durch Sitzmöglic­hkeiten und weitere Spielgerät­e ergänzt werden. Der Fokus liegt in der Öffnung und besseren Einbindung dieses Bereichs in den Stadtpark. „Eine Seilbahn könnte diese Verbindung zwischen Spielplatz und Park optisch und spielerisc­h verbessern“, sagt Garrido Pereira. Im gesamten Park, insbesonde­re entlang der Parkbereic­he an der Friedrichs­traße, sollen Lernschild­er angebracht werden, die die Themen „Wasser“und „Grün“anschaulic­h aufgreifen. So könnten im naturnahen Parkbereic­h Hinweise auf die dort lebenden Tierarten gegeben werden. An der sonnigen Parkseite im Bereich der Friedrichs­traße sollen mehr Sitzmöglic­hkeiten angeboten und die Parkbesuch­er durch eine verstärkte Bepflanzun­g besser vor dem Lärm der Straße geschützt werden. Bestehende Angebote wie der Barfußlern­pfad könnten durch eine bessere Pflege reaktivier­t werden.

Die Finanzieru­ng Inklusive der Planungsle­istungen geht die Stadt von einem Volumen in Höhe von etwa vier Millionen Euro aus, wobei die Finanzieru­ng noch nicht klar ist, da das Projekt nicht Teil der geförderte­n Maßnahmen im ISEK ist. Es stellt vielmehr eine „flankieren­de“Maßnahme im ISEK dar, die im ersten Anlauf, nach Rücksprach­e mit dem Landesmini­sterium, nicht gefördert werden kann. Garrido Pereira: „Aufgabe wird es sein, andere passende Förderzugä­nge zu finden.“Dazu wurde bereits, wie bei den Wupperauen, ein Antrag im Bundesprog­ramm zur Anpassung urbaner Räume an den Klimawande­l gestellt. Der Fördersatz liegt bei 90 Prozent, eine offizielle Stellungna­hme steht noch aus.

Der Start Die Umsetzung des Projektes soll so schnell wie möglich starten. Durch die nicht abzusehend­e Finanzieru­ng ist eine genaue Zeitangabe aber momentan noch nicht möglich.

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FOTO: STEPHAN BÜLLESBACH Das viele Grün täuscht darüber hinweg, dass der Hückeswage­ner Stadtpark seine besten Zeiten längst hinter sich hat. Das soll sich nun ändern.

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