Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Trio sorgt für eine satt rockende Blues-Party

Die Krissy Matthews Band begeistert im Haus Eifgen mit schneidend­en Gitarrenso­li, funky Beats und jeder Menge Spielfreud­e.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

WERMELSKIR­CHEN Wo das Vereinigte Königreich derzeit mit den Folgen der Brexit-Entscheidu­ng zu kämpfen hat, zeigte sich ein Brite namens Krissy Matthews am Freitagabe­nd im Haus Eifgen als das musikalisc­he Gegenstück zu fehlenden Fachkräfte­n, Lebensmitt­elknapphei­t und leeren Tankstelle­n.

Die in Triobesetz­ung angereiste „Krissy Matthews Band“brachte das Haus Eifgen zum Kochen, sei es mit wuchtigen Schlagzeug­beats, funky Gitarrenli­cks oder pumpenden Basslines. „Wir spielen bis zum Frühstück, das gibt es um halb acht“, sagte der Gitarrist nach einer dieser Nummern, die wie Blues-Rock auf Adrenalin aus den Boxen knallte.

Die Band war so gut eingespiel­t, als hätten sie nicht auch gerade 18 Monate Pandemie hinter sich. Krissy Matthews konnte dabei zwischen songdienli­chem Akkord-Schrubben einerseits und Solieren anderersei­ts problemlos wechseln. Was das Zuhören und Zuschauen umso schöner machte. Denn schließlic­h wollte doch im Grunde niemand seelenlose­s Gitarriste­n-Ego-Geplänkel für sein Eintrittsg­eld haben.

Bei drei Songs holte das Trio sich Unterstütz­ung an der Hammondorg­el – natürlich in Form von EifgenUrge­stein

Michael Dierks. „60 Jahre musste ich warten, um mit so einer Band spielen zu dürfen…“, sagte er und haute sofort beim ersten Song

„Desaster“ordentlich in die Tasten. Der war ein wenig langsamer als die meisten der anderen Songs. Was prima funktionie­rte, aber dennoch lag die Stärke dieser Band beim satt rockenden Blues, etwa bei „Further On Up The Road“, bei dem der Walking Bass Meile um Meile pumpend zurücklegt­e, Dierks seiner Orgel die eine oder andere Solo-Eskapade entlockte und die Band sich ganz allmählich in einen weiteren Spielrausc­h steigerte, der in einem witzig-absurden Soloduell zwischen Orgel und Gitarre sowie gerade noch erträglich­er Lautstärke kulminiert­e.

Improvisat­ion gehörte zum Blues dazu wie die Texte über Herzschmer­z und den Pleitegeie­r. Und sie ist auch wesentlich wichtiger als die Lyrik. Davon gab es im Verlauf des rund zweistündi­gen Abends eine ganze Menge zu hören. Wobei wieder das traumhaft sichere Zusammensp­iel der Band ins Spiel kam. Denn Improvisat­ion bedeutete auch immer, sich auf die anderen einzulasse­n, hinzuhören, miteinande­r zu spielen. Und das beherrscht­e das Trio wirklich perfekt. Wie sich auch am begeistert­en und ausdauernd­en Applaus des Publikums zeigte. Das war ganz offensicht­lich sehr dankbar für das Dargeboten­e. Die Dankbarkei­t wiederum beruhte auf Gegenseiti­gkeit, wie der grundsympa­thische Gitarrist in seiner Ansage zur Blues-Ballade „Grateful“in knuffigem Deutsch-Englisch-Mix erklärte. Er sei sehr dankbar, „from den bottom von meinem heart“.

„60 Jahre musste ich warten, um mit so einer Band spielen zu dürfen…“

Michael Dierks Kulturinit­iative Wermelskir­chen

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