Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Mehrsprachige Lieder der Hoffnung
Mehrra Solh und Carson Blue überzeugten beim Konzert im Kultur-Haus Zach.
HÜCKESWAGEN Für die Musiker ist es wie ein Befreiungsschlag, wenn sie wieder vor Publikum auf der Bühne stehen dürfen. Dieses Gefühl vermittelten auch die in Hückeswagen lebende Sängerin Mehrra Solh und der Solinger Gitarrist Carson Blue. Nach dreimaliger Verschiebung ihres Konzerts war es am Samstagabend im Rahmen der „Music Night“, die von der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen unterstützt wird, endlich soweit: „Wir freuen uns auf einen schönen Abend in kuscheliger Runde“, sagte die Sängerin mit der voluminösen Soulstimme.
Die Lieder, fast allesamt aus der eigenen Feder der beiden Musiker, waren unglaublich facettenreich. Sei es durch die sängerische Qualität, die tiefsinnigen Texte oder die mal rockige, mal einfühlsame Gitarren-Begleitung. Die Symbiose aus Blues, Soul, ein wenig Funk und Chanson sowie ein Hauch Orient machten jeden Song zu etwas ganz Besonderem. Zudem wurden die Lieder auf Englisch, Deutsch und Persisch, der Muttersprach der Sängerin, vorgetragen.
„Als Mensch mit Migrationshintergrund habe ich genug Inspiration, um auch einen Song zum Thema Integration zu schreiben“, sagte
Mehrra Solh. „Zwischen zwei Zonen zuhause“, lautete der Titel des Lieds, das die Hückeswagenerin erst vor wenigen Wochen geschrieben hatte. Die Botschaften ihrer Lieder: Liebe und Frieden, aber ebenso düstere Zukunftsprognosen wie Obdachlosigkeit, Tod, Umweltzerstörung und steigender Fremdenhass. „Mehrra fährt die misanthropische Schiene, ich bin eher für die fröhlichen Stücke – es ist eine gute Balance von beidem“, fasste es Carson Blue zusammen. Dass nicht jede Stuhlreihe im Kultur-Haus besetzt war, nahm das Duo gelassen. „Wir freuen uns über jeden, der gekommen ist“, sagte der Gitarrist und Sänger.
Seit zwei Jahren macht das Duo gemeinsam Musik. Als kurz nach dem ersten Live-Auftritt die Corona-Pandemie
ausbrach, zog es sich ins Studio zurück. Entstanden ist eine CD mit dem hoffnungsvollen Titel „Hope“und 15 Stücken, die das Publikum nun live erleben konnte.
Einige Zuschauer waren zum Konzert aus Essen und Wuppertal gekommen, wie Beata Rubelowski. „Es ist fantastisch. Mehrra lebt was sie singt“, schwärmte die Wuppertalerin. Ein wenig Heimweh flammte bei Atena Sarvari auf, die aus Afghanistan stammt. „Es ist lange her, dass jemand auf Persisch gesungen hat. Das war echt schön“, sagte die junge Frau, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt.
Nach zwei Stunden und mehreren Zugaben endete die Premiere in Hückeswagen. „Wir kommen aber gerne wieder“, kündigte das Duo an.