Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
FC Remscheid verspielt zwei Punkte
Fußball-Landesliga: Der FCR kommt nicht über ein 3:3 hinaus – der SV 09/35 überrascht mit 1:0 in Burgaltendorf.
FC Remscheid – VfB Frohnhausen 3:3 (1:0). Was ist mit Ahmed Al Khalil los? Ausgerechnet der sonst so treffsichere Stürmer des FC Remscheid vergab beim mageren Remis des Fußball-Landesligisten nach gut einer Stunde die Riesenchance zum 3:0. Das wäre die Entscheidung gewesen in einer Partie gegen den VfB Frohnhausen, in welcher es nur einen Gewinner gab – die Zuschauer.
Ja, was ist mit Al Khalil los, der gleich in mehreren Szenen keine glückliche Figur abgab ? Ihm fehlte die Leichtigkeit, das Selbstverständliche. Für einen Instinktfußballer wie ihn entscheidende Tugenden. Ob es das Amt des Kapitäns ist, welches ihn belastet ? Eine Frage, welcher man beim FCR in den kommenden Tagen sicher nachgehen wird.
Man braucht einen Al Khalil in Bestform mehr denn je in einer Phase der Saison, in welcher der „Abstiegskampf“endgültig begonnen haben dürfte. Abwehrchef Toni Angelov nahm dieses Wort jedenfalls gefrustet in den Mund. Gefrustet, weil mit seinem Führungstreffer (12.) eigentlich die Grundlage für einen ruhigen Sonntagnachmittag gelegt war. Erst recht, nachdem Yutaro Ichimura in der 60. Minute auf 2:0 erhöht hatte. Das hätte es doch sein müssen. Stattdessen passierten haarsträubende Dinge auf dem Platz, die mit Wild West noch nicht einmal annähernd den Punkt treffen.
Die Frohnhausener Löwen – so nennt man sie in Essen – wurden ihrem Ruf von Minute zu Minute mehr gerecht. Sie bissen zu. Durch den nie auszuschaltenden Issa Issa (68.) und Chamdin Said (70.). Dass Armen Shavershyan den FCR wieder nach vorne brachte (72.), hätte eigentlich dem FCR einen moralischen Vorteil bringen müssen. Aber auch davon konnte keine Rede sein.
Noch einmal Said glich für Frohnhausen aus (3:3, 75.). Der Rest war fußballerisches Kuddelmuddel. FCR-Trainer Marcel Heinemann gab Minuten nach dem Abpfiff zu: „Das wird heute kein schöner Sonntag mehr für mich.“
SV Burgaltendorf – SV 09/35 Wermelskirchen 0:1 (0:1). In der letzten Sekunde schlugen die Essener noch einmal einen langen Ball nach vorne, während die Gäste gefährlich weit aufgerückt waren. Doch auch in dieser Szene konnten sie sich auf ihren Matchwinner verlassen, den man im Vorfeld jetzt nicht zwingend auf dem Schirm haben musste. Die Rede ist von Stefano Salpetro, dem eigentlichen Keeper der 3. Mannschaft, der für den erkrankten Sebastian Weber einspringen musste, einen unfassbaren Nachmittag erlebte und sich den letzten Brechstangenball der Hausherren souverän aus der Luft pflückte.
Der 21 Jahre alte Schlussmann zeigte bei seinem Landesliga-Debüt keine Nerven und bewies beim Stand von 0:0 große Klasse, als er einen zweifelhaften Foulelfmeter parierte (36.). „Das war ein absoluter Traumtag für mich und ein super Erlebnis“, schwärmte Salpetro, der im Niederrheinpokal am Mittwoch noch im Feld eingewechselt worden war. Schon da war die personelle Not der Wermelskirchener groß gewesen. Diesmal fielen neben Weber
auch noch Aleksandar Stanojevic, Bedri Mehmeti (beide krank) und Ferat Sari (Oberschenkel) aus.
Aus dieser Not machte 09/35 eine Tugend. Mit Acar Sar, dem Sportlichen Leiter, als Ersatzkeeper und Sebastian Pichura als umgezogenen, aber nicht eingesetzten Spielertrainer wuchsen die Gäste über sich hinaus. Aydin Türksoys Führung (38.) verteidigte die Mannschaft mit Nico Postic als Turm in der Schlacht und riesiger Leidenschaft. „Es ist egal, was uns alles widerfährt“, sagte Pichura voller Stolz. „Wir haben gezeigt, was in uns steckt.“