Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

FC Remscheid verspielt zwei Punkte

Fußball-Landesliga: Der FCR kommt nicht über ein 3:3 hinaus – der SV 09/35 überrascht mit 1:0 in Burgaltend­orf.

- VON ANDREAS DACH, MARC JÖRGENS UND FABIAN HERZOG

FC Remscheid – VfB Frohnhause­n 3:3 (1:0). Was ist mit Ahmed Al Khalil los? Ausgerechn­et der sonst so treffsiche­re Stürmer des FC Remscheid vergab beim mageren Remis des Fußball-Landesligi­sten nach gut einer Stunde die Riesenchan­ce zum 3:0. Das wäre die Entscheidu­ng gewesen in einer Partie gegen den VfB Frohnhause­n, in welcher es nur einen Gewinner gab – die Zuschauer.

Ja, was ist mit Al Khalil los, der gleich in mehreren Szenen keine glückliche Figur abgab ? Ihm fehlte die Leichtigke­it, das Selbstvers­tändliche. Für einen Instinktfu­ßballer wie ihn entscheide­nde Tugenden. Ob es das Amt des Kapitäns ist, welches ihn belastet ? Eine Frage, welcher man beim FCR in den kommenden Tagen sicher nachgehen wird.

Man braucht einen Al Khalil in Bestform mehr denn je in einer Phase der Saison, in welcher der „Abstiegska­mpf“endgültig begonnen haben dürfte. Abwehrchef Toni Angelov nahm dieses Wort jedenfalls gefrustet in den Mund. Gefrustet, weil mit seinem Führungstr­effer (12.) eigentlich die Grundlage für einen ruhigen Sonntagnac­hmittag gelegt war. Erst recht, nachdem Yutaro Ichimura in der 60. Minute auf 2:0 erhöht hatte. Das hätte es doch sein müssen. Stattdesse­n passierten haarsträub­ende Dinge auf dem Platz, die mit Wild West noch nicht einmal annähernd den Punkt treffen.

Die Frohnhause­ner Löwen – so nennt man sie in Essen – wurden ihrem Ruf von Minute zu Minute mehr gerecht. Sie bissen zu. Durch den nie auszuschal­tenden Issa Issa (68.) und Chamdin Said (70.). Dass Armen Shavershya­n den FCR wieder nach vorne brachte (72.), hätte eigentlich dem FCR einen moralische­n Vorteil bringen müssen. Aber auch davon konnte keine Rede sein.

Noch einmal Said glich für Frohnhause­n aus (3:3, 75.). Der Rest war fußballeri­sches Kuddelmudd­el. FCR-Trainer Marcel Heinemann gab Minuten nach dem Abpfiff zu: „Das wird heute kein schöner Sonntag mehr für mich.“

SV Burgaltend­orf – SV 09/35 Wermelskir­chen 0:1 (0:1). In der letzten Sekunde schlugen die Essener noch einmal einen langen Ball nach vorne, während die Gäste gefährlich weit aufgerückt waren. Doch auch in dieser Szene konnten sie sich auf ihren Matchwinne­r verlassen, den man im Vorfeld jetzt nicht zwingend auf dem Schirm haben musste. Die Rede ist von Stefano Salpetro, dem eigentlich­en Keeper der 3. Mannschaft, der für den erkrankten Sebastian Weber einspringe­n musste, einen unfassbare­n Nachmittag erlebte und sich den letzten Brechstang­enball der Hausherren souverän aus der Luft pflückte.

Der 21 Jahre alte Schlussman­n zeigte bei seinem Landesliga-Debüt keine Nerven und bewies beim Stand von 0:0 große Klasse, als er einen zweifelhaf­ten Foulelfmet­er parierte (36.). „Das war ein absoluter Traumtag für mich und ein super Erlebnis“, schwärmte Salpetro, der im Niederrhei­npokal am Mittwoch noch im Feld eingewechs­elt worden war. Schon da war die personelle Not der Wermelskir­chener groß gewesen. Diesmal fielen neben Weber

auch noch Aleksandar Stanojevic, Bedri Mehmeti (beide krank) und Ferat Sari (Oberschenk­el) aus.

Aus dieser Not machte 09/35 eine Tugend. Mit Acar Sar, dem Sportliche­n Leiter, als Ersatzkeep­er und Sebastian Pichura als umgezogene­n, aber nicht eingesetzt­en Spielertra­iner wuchsen die Gäste über sich hinaus. Aydin Türksoys Führung (38.) verteidigt­e die Mannschaft mit Nico Postic als Turm in der Schlacht und riesiger Leidenscha­ft. „Es ist egal, was uns alles widerfährt“, sagte Pichura voller Stolz. „Wir haben gezeigt, was in uns steckt.“

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FOTO: MICHAEL SIEBER Die frühe durch Antonio Angelov erzielte Führung gab dem Fußball-Landesligi­sten FC Remscheid keineswegs die nötige Sicherheit.

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