Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der neue Förster hat sich eingelebt
Stefan Wende ist seit dem Jahreswechsel als Nachfolger von Bernhard Priggel für die Wälder der Bergstadt zuständig. Nach den jüngsten Sturmschäden in Radevormwald wurde er bereits um fachliche Hilfe und Unterstützung gebeten.
Stefan Wende ist seit dem Jahreswechsel als Nachfolger von Bernhard Priggel in den Wäldern der Bergstadt unterwegs.
RADEVORMWALD Förster Stefan Wende hat seinen Dienst im Januar aufgenommen. Er ist der Nachfolger von Bernhard Priggel und damit der neue Förster des Forstbetriebsbezirks Radevormwald des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. In den ersten Monaten seiner neuen Stelle hat er sich mit den Wäldern seines Bezirks bereits intensiv vertraut gemacht und erste Kontakte geknüpft. Zu der Forstgemeinschaft in Radevormwald gehören 197 Waldbesitzer. Dazu kommen noch Flächen auf Remscheider Gebiet, die ebenfalls in den Aufgabenbereich des Forstbetriebsbezirks Radevormwald gehören.
Einige Waldbesitzer hat Stefan Wende schon in der Übergangszeit mit Bernhard Priggel kennengelernt, einige haben Kontakt mit ihm aufgenommen. Auswirkungen des geänderten Förderungssystems spürt Stefan Wende aber bereits. Die NRW-Landesregierung hat entschieden, dass die indirekte Förderung der forstwirtschaftlichen Betreuungsdienstleistungen durch Wald und Holz NRW durch das System der direkten Förderung ersetzt wird. Das bedeutet, dass in Zukunft einige Waldbesitzer andere Dienstleister in Anspruch nehmen werden und es vermutlich mehr Wettbewerb gibt.
„Die Waldbesitzer sind frei in ihrer Wahl. Wir stehen als Landesbetrieb aber weiterhin zur Verfügung und beraten und betreuen gerne. Außerdem übernehme wir hoheitliche Aufgaben in den Revieren. Nach den Stürmen, die auch Schäden in Radevormwald angerichtet haben, wurde ich von Waldbesitzern kontaktiert und bin daraufhin ausgerückt, um beratend zur Seite zu stehen“, sagt Stefan Wende.
Große Sturmschäden gab es unter anderem auf einer Fläche entlang der B 483 zwischen den Ortschaften Neuenhof und Vogelshaus. Auch auf Wanderwegen und im Waldgebiet Espert sind Bäume umgestürzt und haben teilweise Wege versperrt.
Unter den umgestürzten Bäumen gab es viele Laubbäume. Die stehen an vielen Stellen auf freier Landschaft, nachdem der Borkenkäfer in Radevormwald fast alle Nadelwaldbestände angegriffen hat. Die Nadelwälder haben die Laubbäume früher geschützt, jetzt sind die meisten von ihnen mehr Wind und Sonne ausgesetzt.
2021 sind in Radevormwald viele abgestorbene Flächen gerodet worden. „Die Laubbäume, die früher von Nadelbäumen geschützt wurden, haben außerdem oft ein flaches Wurzelwerk und können Stürmen dann nicht standhalten“, sagt Stefan Wende. Er arbeitet seit 2019 beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW und hat seine Ausbildung zum gehobenen Dienst abgeschlossen. In Remscheid lebt er seit 2010. Im Vergleich zu anderen Städten im Oberbergischen Kreis seien die Wälder in Radevormwald noch in einem guten Zustand. „Hätte man den Vergleich
allerdings nicht, würde man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Der Wald in Radevormwald hat unter den trockenen Sommern und dem Borkenkäfer gelitten“, sagt Stefan Wende.
Förster geworden ist er, um seine Leidenschaft für die Natur zum Beruf zu machen. Er sieht sich als Interessenvertreter des Waldes. „Die Bäume können nicht sprechen und sich beschweren, wenn zum Beispiel ihr Lebensraum verschmutzt
werden. Ich bin sozusagen ihr Sprecher“, sagt der Förster. In Radevormwald besteht die gesamte Waldfläche etwa aus 48 Prozent Nadelwald, von denen es viele Wälder nicht mehr gibt. Kahlflächen, die wieder aufgeforstet werden müssen, bestimmen das Landschaftsbild. Die Wiederaufforstung der Wälder ist eine der wesentlichen Aufgaben des neuen Försters. Er will sich für einen klimastabilen Wald einsetzen. „Ich empfehle Mischwälder, in denen mindestens vier unterschiedliche Bäume wachsen. Überlässt man die Kahlflächen sich selbst, werden wieder Fichten und Birken wachsen. Man sollte Wälder pflanzen, die möglichst viel CO2 speichern und die Förderungen, die es für Mischwälder gibt, in Anspruch nehmen“, sagt Stefan Wende.
Neben der Beratung von Waldbesitzern, will er auch den Nachwuchs für das Thema Umwelt sensibilisieren. Der neue Förster betont, dass sich Schulen und Kindertagesstätten an ihn wenden können, um gemeinsame Projekte zu realisieren. Die Umweltbildung ist eine wesentliche Aufgabe von Förstern.