Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Geschke bleibt der Bergkönig

Der Deutsche baut auf der ersten Pyrenäen-Etappe der Tour de France seinen Vorsprung in der Wertung sogar aus.

- VON STEFAN TABELING UND TOM BACHMANN

(dpa) Bergkönig Simon Geschke rollte nach der schweißtre­ibenden Kletterpar­tie in den Pyrenäen gemächlich über die Ziellinie und winkte kurz ins Publikum. Wenig später strahlte der Berliner mit dem Vollbart wieder vom großen Podium, was fast schon zum täglichen Ritual bei der 109. Tour de France geworden ist. Ungeachtet der CoronaSorg­en im Team nach dem positiven Test seines Zimmerkoll­egen Maximilian Walscheid kommt der Routinier mit dem großen Kämpferher­z dem Traum vom ersten deutschen Bergtrikot in Paris bei der 109. Tour de France immer näher.

„Es war kein Riesenschr­itt bis nach Paris, aber trotzdem ein wichtiger Schritt, um ein kleines Statement zu setzen und die Führung auszubauen“, sagte Geschke, der am Dienstag auf der 16. Etappe den achten Platz belegte und dabei wichtige Bergpunkte sammelte. „Ich hoffe, dass ich morgen dafür nicht bezahlen muss. Das war ein großes Investment. Ich bin froh, dass es sich gelohnt hat.“

Der Kampf um Gelb spitzt sich indes zu. Titelverte­idiger Tadej Pogacar schaltete erwartungs­gemäß in den Angriffsmo­dus und brachte den Mann in Gelb mit scharfen Attacken ins Schwitzen – wenn auch noch ohne Erfolg. Jonas Vingegaard zeigte auch auf den 178,5 Kilometern von Carcassonn­e nach Foix, auf der Ausreißer Hugo Houle für den ersten kanadische­n Sieg seit 34 Jahren sorgte, keine Schwäche und bleibt weiter auf Siegkurs und in Gelb. Houle widmete den Sieg seinem Bruder, der bei einem Verkehrsun­fall ums Leben gekommen war. Es war sein erster Sieg als Radprofi überhaupt.

Das Tour-Aus von Cofidis-Teamkolleg­e Walscheid dürfte Geschke aufgeschre­ckt haben, schließlic­h hat sich der gebürtige Berliner in den vergangene­n Tagen mit Walscheid oftmals das Zimmer geteilt. „Ich bin bei so was nicht so unruhig, weil es nicht in meiner Hand liegt. Wir werden testen und hoffen. Es gibt die neue Regelung, dass man trotz positivem Test weiterfahr­en könnte. Aber wenn es gar nicht geht, ist es halt so“, meinte Geschke, dem Corona schon bei Olympia in Tokio einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

Geschke zeigte wieder große Courage, sicherte sich auch am achten Tag in Serie das Bergtrikot und baute seine Führung bei der Kletterpar­tie sogar noch aus. Der 36-Jährige überquerte als Erster den 1517 Meter hohen Port des Lers, sicherte sich auch am letzten Anstieg zwei wichtige Punkte.

Das Gelbe Trikot bleibt auf den

Schultern von Vingegaard, der am vorletzten Anstieg von Pogacar einige Male attackiert wurde, aber jederzeit Herr der Lage war. Beide erreichten knapp sechs Minuten später das Ziel. Zum Showdown kommt es nun bei den Bergankünf­ten in Peyragudes und Hautacam am Mittwoch und Donnerstag.

Doch im Duell um Gelb verlieren die Stars der Szene zunehmend ihre wichtigste­n Trümpfe. Nachdem Vingegaard am Sonntag die beiden

Edelhelfer Primoz Roglic und Steven Kruijswijk verloren hat, droht Pogacar nun der Verlust seines dritten Helfers Marc Soler. Der Spanier musste sich während der Etappe übergeben, suchte mehrmals den Tour-Arzt auf und kämpfte sich kurz vor dem Besenwagen die Berge hinauf.

Hitze, Corona, Krankheite­n – zum Auftakt der dritten Tour-Woche spürt das Peloton zunehmend die Strapazen.

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FOTO: DAVID PINTENS/BELGA/DPA Simon Geschke (vorne) konnte auch auf der 16. Etappe das Bergtrikot behaupten und kam als Achter ins Ziel.

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