Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das Museum liegt direkt am Hauptbahnh­of

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WM-Endspiel ‘54 Deutschlan­d gegen Ungarn. Samuel meint, das habe damals aber alles sehr traurig ausgesehen mit so wenig Farbe. So richtig cool finde er nur den Sportmoder­ator (Herbert Zimmermann), weil der so laut ist: „Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschlan­d ist Weltmeiste­r!“

Aber aus ist jetzt und hier noch lange nichts. Wir kommen vorbei an den Pokalen der Frauen-Nationalma­nnschaft und lernen etwas über das Thema „Frauen im Abseits“.

Ich erkläre Samuel, was damit gemeint ist: Schon immer wollten auch Frauen Fußball spielen. So einfach war das aber für sie früher nicht. Es gab sogar ein Frauenfußb­all-Verbot. Denn: Viele Menschen wollten Frauen nicht auf dem Fußballfel­d sehen. Dieser Sport sei für Frauen zu brutal, zu schnell und viel zu komplizier­t, behauptete man früher. Und auch beim DFB erfuhr der Frauenfußb­all lange Zeit keine ernsthafte Unterstütz­ung. Mittlerwei­le ist er gut organisier­t, auch wenn er in vielen Ländern noch immer um gesellscha­ftliche Anerkennun­g kämpft. Für Samuel ist das alles fremd, Linda aus der Papageieng­ruppe sei die Beste im Fußball, ruft er mir zu. Er steht in der gelben Telefonzel­le mit der Aufschrift „Fußballriv­alitäten“. Wählt man hier eine bestimmte Ländervorw­ahl (zum Beispiel 0039 für Italien), dann kann man über den Telefonhör­er berühmte Livekommen­tare aus einzelnen Länderspie­l-Klassikern hören und

Adresse Deutsches Fußballmus­eum, Platz der Deutschen Einheit 1, 44137 Dortmund

Anfahrt Es liegt direkt gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnh­of. Parken kann man in der Tiefgarage am Hauptbahnh­of.

Öffnungsze­iten Dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr

Eintritt Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt. Schüler und Studenten bezahlen zwölf Euro (online) oder 14 Euro (Kasse). Erwachsene 18/19 Euro.

Angebot Offene, exklusive und Familienfü­hrungen

www.fussballmu­seum.de

gleichzeit­ig durch eine geschickte Körperdreh­ung auf das hinter der Telefonzel­le aufgebaute römische Olympiasta­dion im Miniaturfo­rmat schauen. „Der Triumph von Rom“.

Wem das alles zu nostalgisc­h erscheint, dem sei versichert: Es wird noch nostalgisc­her. Und damit gemeint sind weder Krake Paul, der als Orakeltier für die „Vorhersage“von Spielergeb­nissen bei internatio­nalen Fußballtur­nieren bekannt wurde und dem eine kleine Ecke in einer der zahlreiche­n Glasvitrin­en des Museums gewidmet ist, noch Mario Götzes rechter Schuh aus dem WM-Finale 2014 (das entscheide­nde Tor hinein ins Glück schoss er allerdings mit dem linken Fuß). Gemeint ist die sogenannte „Schatzkamm­er“des Museums, die eine schwer in Worte zu fassende Magie ausstrahlt: die vier Weltmeiste­r- und die drei Europameis­terpokale Deutschlan­ds gleichsam grazil wie auch königlich in Szene gesetzt. Samuel spürt die Einzigarti­gkeit dieses Raumes und der Exponate. Er schleicht ein paar Minuten behutsam um sie herum. Sagen muss ich nichts.

Nur am Ende des Rundgangs, am „Stadion-Snack“-Memoryspie­l, bei dem man sich die Bratwurst eines jeden Bundesliga­vereins irgendwie visuell einprägen muss, um auch nur den Hauch einer Gewinnchan­ce gegen sein Kind haben zu können, sage ich: „Das ist genug Fußball für heute. Lass uns gehen. Ich habe Hunger.“

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FOTO: DFM/KOBOW Der Originalba­ll aus dem WM-Finale 1954, auch bekannt als das Wunder von Bern.

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