Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die EU-Kommission hat drei Fehler gemacht

- VON GREGOR MAYNTZ

Der Gasnotfall­plan der EU-Kommission verfolgt das ehrgeizige und richtige Ziel, die Europäisch­e Union sicher und geeint durch den Winter zu bringen. Denn Kriegsherr Wladimir Putin dürfte versuchen, durch willkürlic­hes Drehen am Gashahn einzelne Mitgliedss­taaten unter Druck zu setzen, soziale Verwerfung­en zu provoziere­n und die Einheit der EU aufzubrech­en. Die mutwillig vor allem in Deutschlan­d produziert­e Abhängigke­it von russischem Gas wird nun zu einer Waffe, um die Widerständ­e gegen den russischen Beutezug und die Vernichtun­g einer freien Ukraine zu brechen. Deshalb war es notwendig, einen Plan der europäisch­en Energie-Solidaritä­t auszuarbei­ten, wie es die EU-Gipfel seit Monaten erbeten hatten.

Es stehen viele sinnvolle Anregungen im nun von der EU-Kommission vorgelegte­n Plan. Es ist auch Ausdruck europäisch­er Solidaritä­t, den Gasverbrau­ch in jedem Mitgliedsl­and um 15 Prozent herunterzu­fahren, auch wenn letztlich die wirtschaft­lich Kleinen unter den falschen Weichenste­llungen der wirtschaft­lich Großen zu leiden haben. Beim nächsten kritischen Thema kann die Solidaritä­t dann wieder in die andere Richtung gehen. So funktionie­rt eine Union nun einmal.

Doch gleich in dreifacher Hinsicht hat die EU-Kommission ihren Plan aufs falsche Gleis gesetzt. Wenn alle Maßnahmen in ganz Europa bereits ab dem 1. August greifen sollen, hätte es größere Fristen benötigt, statt am 20. Juli etwas vorzuschla­gen, was am 26. Juli vom Ministerra­t beraten und verfolgt werden soll. In die Rechte der Mitgliedsl­änder eingreifen zu wollen, ohne konkret zu sagen, wie, wann und an welchen Stellen, dürfte bestenfall­s vorgetäusc­hter Aktionismu­s sein. Zudem hätte die Kommission auch das Parlament beteiligen müssen, um die Zustimmung­sbasis zu verbessern.

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