Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Ich bin kein Superstar“

- SEBASTIAN BERGMANN FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Erling Haaland ist weg. Robert Lewandowsk­i auch. Nach Adam Riese ist Patrik Schick damit der beste Torjäger der Bundesliga. In Bayer Leverkusen­s Trainingsl­ager in Österreich spricht der stille Tscheche über seine Rolle – bei Bayer 04 und in der Liga. Und er sagt, warum er für viele überrasche­nd in Leverkusen verlängert hat und ob es sein Karrierezi­el ist, mal bei den Bayern zu spielen.

Herr Schick, nach einer starken Europameis­terschaft mit Tschechien haben Sie Bayer Leverkusen in der vergangene­n Saison mit 24 Bundesliga-Toren zurück in die Champions League geführt. Fühlen Sie sich inzwischen als Superstar?

Nein. Ich bin kein Superstar. Aber mein Status im Klub hat sich schon verändert. Ich habe hier einen neuen Vertrag unterschri­eben. Das zeigt mir, dass der Klub mich wirklich haben möchte und meine Arbeit sehr schätzt.

Wie hat Sportgesch­äftsführer Simon Rolfes Sie denn davon überzeugen können, Ihren Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis 2027 zu verlängern? Angebote dürfte es genug gegeben haben…

Ich wollte immer in Leverkusen bleiben. In den Gesprächen hat er mir zudem verdeutlic­ht, welche Ambitionen Bayer Leverkusen als Klub hat und wie sich die Mannschaft in Zukunft weiter entwickeln soll. Mir gefällt, dass wir kommende Saison in der Champions League spielen. Das war natürlich wichtig für meine Entscheidu­ng. Außerdem fühle ich mich in der Mannschaft und im Klub einfach wohl. Es gab daher keinen Grund, etwas zu verändern.

Die Bayern sollen darüber nachgedach­t haben, Sie als Lewandowsk­iNachfolge­r zu verpflicht­en.

Ich habe nicht einen Gedanken daran verschwend­et, woanders hin zu wechseln. Natürlich gibt es immer Interesse anderer Klubs. Aus meiner Sicht war die Sache aber klar: Ich war von Beginn an überzeugt, dass ich auch die kommende Saison für Bayer Leverkusen spielen würde.

Für viele Spieler aus Deutschlan­d ist es ein Karrierezi­el, eines Tages für den Rekordmeis­ter aufzulaufe­n.

Ich kann Ihnen nicht sagen, was die Zukunft für mich bereithält. Vielleicht wird die nächste Saison auch nicht so gut wie die letzte, und Leverkusen will mich so schnell es geht verkaufen. (lacht)

Sowohl München aber auch Dortmund müssen einige neue Spieler integriere­n. Ist das für Leverkusen eine Chance, die beiden Spitzentea­ms der vergangene­n Jahre jetzt anzugreife­n?

Es wird sicher schwierig, aber unser Ziel ist immer, um eine der Spitzenpos­itionen mitzuspiel­en. Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt. Es ist eine neue Saison und es sind einige neue Spieler dabei. Aber wir glauben an unsere Möglichkei­ten und dass wir viel erreichen können. Unser Vorteil ist, dass wir als Team zusammenge­blieben sind und keine wichtigen Spieler die Mannschaft verlassen haben. Als dieses eingespiel­te Team wollen wir uns weiter verbessern. Wir freuen uns auf die Herausford­erung.

Wo sehen Sie die Bundesliga im internatio­nalen Vergleich?

Die Premier League würde ich noch einmal einen Tick höher ansiedeln, aber danach kommt schon direkt die Bundesliga.

Welche Rolle hat Bayers Coach Gerardo Seoane in Ihrer Entwicklun­g gespielt?

Es hat sich durch den Trainerwec­hsel nicht total viel verändert. Ich wollte und will einfach nur meine Arbeit erledigen. Sicherlich habe ich seine Anweisunge­n befolgt und versucht, nach seinen Vorstellun­gen zu spielen. Aber es war nichts komplett Neues für mich, etwas, dass ich noch nie zuvor gehört hatte. Ich habe mich einfach auf mein Spiel fokussiert, und der Trainer und ich haben eine gute Beziehung aufgebaut. Es hat prima funktionie­rt.

Was muss passieren, um die nächste Saison als gelungen zu bewerten?

Für mich persönlich ist vor allem wichtig, gesund zu bleiben, ohne Probleme durch die Spielzeit zu kommen. Im vergangene­n Jahr habe ich fünf Monate mit Schmerzen

gespielt und mich erst nach der Saison im Bereich der Adduktoren operieren lassen. Jetzt Ich hoffe ich, dass ich jetzt schnell wieder in meine beste Form komme. Was die Mannschaft betrifft: Wir haben denselben Trainer und dieselben Spieler wie im vergangene­n Jahr. Das könnte es für uns etwas einfacher machen als für andere Teams. Natürlich wollen wir unser Spiel weiter entwickeln und qualitativ die nächsten Schritte machen. Aber wir starten eben nicht bei null. Die Basis ist schon vorhanden.

Bayers Sommerzuga­ng Adam Hlozek und Sie kennen sich aus der Nationalma­nnschaft.

Wir haben es schon im Training und im Testspiel gesehen. Er ist für sein Alter sehr physisch, hat einen guten Schuss und ist stark im Eins-gegen-eins. Jeder sieht sein Potenzial. Er ist erst 20 Jahre und ich bin sicher, dass er es bei Bayer 04 sehr gut machen wird.

In 14 Champions-League-Spielen für Rom und Leipzig haben Sie noch kein Tor erzielt. Stört oder motiviert Sie das vielmehr?

Ich habe zwar 14 Spiele bestritten, davon aber nur ganz wenige von Beginn an. Ich bin überzeugt davon, dass ich diese Saison auch in der Champions League treffen werde.

Die tschechisc­he Nationalma­nnschaft ist in der WM-Qualifikat­ion im Halbfinale knapp an Schweden gescheiter­t. Aufgrund einer Verletzung haben Sie die Partie verpasst. Wie schwierig wird es, beim Turnier in Katar nur zuschauen zu dürfen?

Natürlich wäre ich im Winter lieber dort. Aber die Schweden haben uns besiegt, und im Endeffekt hätten wir im Finale dann auch noch Polen schlagen müssen, was auch nicht einfacher geworden wäre. Wie wir ausgeschie­den sind, war aber sicher hart. Natürlich war ich enttäuscht, aber ich hatte keine Chance, das Ergebnis in irgendeine­r Weise zu beeinfluss­en. Mir tat es besonders für meine Teamkolleg­en leid, die gespielt haben.

Die WM in der Wüste hat natürlich auch eine politische Dimension. Wie bewerten Sie die Diskussion­en rund um das Turnier?

Es ist schon ein bisschen seltsam. Die Europameis­terschaft vergangene­s Jahr war schon nicht die beste durch die Austragung in den vielen verschiede­nen Ländern. Und jetzt die Weltmeiste­rschaft in Katar stattfinde­n zu lassen – das ist wahrschein­lich auch nicht gerade der geeignete Ort dafür. Die Zuschauer müssen weit reisen, die Temperatur­en werden heftig und auch die Regeln dort werden für die Fans ungewohnt sein. Vielleicht wird es aber auch ein gutes Turnier. Wir werden es sehen.

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FOTO: L. PERENYI/IMAGO Patrik Schick jubelt nach seinem Tor im Spiel gegen Eintracht Frankfurt zum 2:0.

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