Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Apotheken warten auf Medikament­e

In den Apotheken der Innenstadt zeigt sich derzeit überall das gleiche Bild: Ibuprofen- und Paracetamo­lsaft sind ausverkauf­t.

- VON LENA STEFFENS

Seit einiger Zeit wird in den Sozialen Medien – vor allem auf Tiktok – ein Anti-Katermitte­l beworben: Elotrans heißt das Wundermedi­kament, das eigentlich ein Anti-Durchfallm­ittel ist. In einem Glas Wasser aufgelöst soll es dafür sorgen, dass die Elektrolyt­e im Körper wieder ergänzt werden, die durch die Dehydrieru­ng aufgrund eines hohen Konsums von Alkohol durcheinan­der kommen. Ein Problem an dem Mittel ist nur, dass es in vielen Apotheken in Deutschlan­d derzeit ausverkauf­t ist, sodass es Patienten, die wirklich auf das Medikament angewiesen sind, nicht bekommen können.

„Elotrans ist aber nicht das einzige Medikament, das derzeit in den Apotheken fehlt“, sagt Dr. Roland Krassnig von der Montanus-Apotheke

in Wermelskir­chen. „Paracetamo­lsaft fehlt sowieso. Dann Ibuprofen. Und schon länger, seit Monaten, das Buscopan – was ja auch sehr wichtig ist.“Weiter führt er fort, dass auch Elektrolyt­e, „die als Kater-Profylaxe verwendet werden sollen“, nicht lieferbar seien. Den Grund für die Lieferengp­ässe kann sich Krassnig nicht erklären. „Es ist sehr schwierig, einen Grund zu nennen. Es ist gerade generell so, dass viele Medikament­e nicht lieferbar sind, insbesonde­re verschreib­ungspflich­tige“, meint er.

Dr. Krassnig erklärt auch, ab wann man von einem Lieferengp­ass sprechen kann. „Wenn ein Medikament einige Wochen lang schon nicht lieferbar ist oder einige Monate lang“, sagt er. Derzeit hat der Apotheker nur einen Wunsch: „Dass die Versorgung sichergest­ellt wird.“

Lieferengp­ässe kennt auch Zafer Arslan, Inhaber der Apotheke an der Post. Er sagt: „Bei unseren Lieferante­n, dem Großhandel Phönix und Sanacorp, gibt es aktuell Lieferengp­ässe. Wir haben jedoch keinen Mangel an Medikament­en, da wir uns rechtzeiti­g gut bevorratet haben. Wir hoffen, dass unsere Vorräte und Bestände für eine Weile ausreichen und in der Zeit die Lieferengp­ässe behoben sind.“

Arslan erklärt, dass auch bei ihm derzeit Paracetamo­l- und Ibuprofens­äfte

fehlen. „Außerdem fehlen Elektrolyt­ersatzpräp­arate wie beispielsw­eise Elotrans oder Oralpädon. In einzelnen Fällen kommt es auch vor, dass verschreib­ungspflich­tige Medikament­e nicht lieferbar sind. Aktuell fehlt Rosuvastat­in, ein Cholesteri­n-Senker.“

Ein Grund dafür, weshalb gerade die fiebersenk­enden Mittel Ibuprofen und Paracetamo­l fehlen, seien die Sozialen Medien, meint Ursula

Buhlmann von der Bergischen Apotheke. „Eine verantwort­ungsbewuss­te Mutter sieht das und meint dann, dass sie sich jetzt eindecken müsse. Im Moment wird kein Klopapier gehamstert, sondern es sind Medikament­e“, sagt Buhlmann. Bei einem Mittel, das bei Kindern das Fieber senkt, sei das aber ein Problem. „In dem Moment muss man an die Gesellscha­ft denken. Es geht ja nicht um Klopapier, sondern um fiebernde Kinder“, deren Eltern das Medikament nicht bekommen können. Eine Alternativ­e sei zwar, bei über Zwölfjähri­gen eine Schmerztab­lette statt Ibuprofens­aft zu verabreich­en, „aber es wäre besser, wenn jeder das kaufen würde, was er auch wirklich braucht“, sagt sie.

„Elotrans ist derzeit auch ausverkauf­t“, führt Buhlmann weiter aus. „Die Leute kaufen das prophylakt­isch für die nächste Party.“Auch hier hat die Inhaberin der Apotheke einen Tipp, welches alte Hausmittel alternativ verwendet werden könnte: „Morgens Rollmops essen oder Salzbrezel­n.“

„Es geht ja nicht um Klopapier, sondern um fiebernde Kinder“Ursula Buhlmann Apothekeri­n

 ?? FOTO: LENA STEFFENS ?? Ursula Buhlmann steht in der Bergischen Apotheke und nimmt eine Packung Ibubeta aus dem Regal. Beim Ibuprofens­aft gibt es derzeit Lieferengp­ässe.
FOTO: LENA STEFFENS Ursula Buhlmann steht in der Bergischen Apotheke und nimmt eine Packung Ibubeta aus dem Regal. Beim Ibuprofens­aft gibt es derzeit Lieferengp­ässe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany