Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Nele Paul führt die Geschicke im Kinderdorf
Mit großer Mehrheit wählten die knapp 170 Teilnehmer nun wieder ein Mädchen zur Bürgermeisterin.
Zuletzt waren es meistens Jungen, die die Geschicke des Kinderdorfs als Bürgermeister bestimmten. Am Dienstag wurde nach langer Zeit mal wieder ein Mädchen gewählt. Nele Paul (9) erhielt mit Abstand die meisten Stimmen und bekam bei der Bürgerversammlung am Mittwochmorgen die Bürgermeisterkette mit Stadtwappen und den symbolischen Stadtschlüssel von Torsten Kemper aus der Stadtverwaltung überreicht. Ihr zur Seite stehen die Stellvertreterinnen Paulina Backmann (7) und Genia Bredtmann (12).
Sechs Mädchen und zwei Jungen hatten sich mit selbstgestalteten Werbeplakaten um dieses Amt beworben. „Den Kindern hat Neles Programm anscheinend besonders gut gefallen“, sagte Andrea Poranzke vom Jugendzentrum (Juze), das das Kinderdorf veranstaltet. Auf ihrem Plakat hatte Nele eine Weltkugel gemalt und für Umweltschutz, neue Blumenbeete und einen Ausflug in den Klettergarten geworben.
Gleich im Anschluss an die Verkündung setzten sich die Bürgermeisterkandidaten zur ersten Ratssitzung zusammen. „Zunächst muss jeder von euch die sogenannte Verpflichtungserklärung unterschreiben“, erklärte Torsten Kemper das Prozedere. Mit ihrer Unterschrift sagten die Kinder zu, ihre Aufgaben und Pflichten gewissenhaft zum Wohle des Kinderdorfs zu erfüllen. Verwaltungsauszubildende Jennifer Johrde fungierte dabei als Schriftführerin. „Damit wir auch später noch wissen, was wir besprochen haben“, sagte Kemper.
Beschlossen wurde das Anlegen eines Blumenbeets auf dem benachbarten Minigolfplatz. Dazu müssen Samen besorgt und Kinder gefunden werden, die sich um die Beete und das regelmäßige Gießen kümmern. „Wir werden Plakate aushängen, um Helfer zu finden. Die sollten wir aber direkt auch für die russischsprachigen Kinder übersetzen lassen“, regte ein Ratsmitglied an. Ebenso in Planung sind eine Kinderdorf-Polizei sowie ein Kummerkasten, in den die Dorfbewohner Zettel mit ihren Sorgen und Wünschen stecken können.
Bei der derzeitigen Hitze würde der Stadtrat auch gerne eine kühlende Wasserschlacht im Kinderdorf initiieren. Der Wunsch von Nele, allen 170 Kinder eine Klettertour zu ermöglichen, ließe sich jedoch nicht realisieren. „Dazu reichen die Steuergelder nicht aus“, machte Jennifer Johrde deutlich. Da in der nächsten Woche aber sowieso ein Ausflug in den Klettergarten anstehe, könne der Stadtrat die Teilnahme-Gebühr von sechs Juze-Talern (der Kinderdorf-Währung) eventuell auf vier Juze-Taler vergünstigen.
Nach der Aufgabenverteilung war der Stadtrat mit seiner ersten Sitzung zufrieden. Vorab hatte Nele sich noch bei den Bürgern des Kinderdorfs für ihre Wahl bedankt: „Ich finde es toll, dass ich Bürgermeisterin geworden bin und werde mich so gut wie möglich um das Kinderdorf und alle Probleme, die es hier gibt, kümmern“, versprach sie. Den großen Stadtschlüssel nahm Torsten Kemper im Anschluss dann aber doch wieder lieber mit zurück ins Schloss. „Sonst gibt es am Wochenende beim Insignienempfang der Schützen im Rathaus Ärger“, sagte er und lachte.