Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Sven Plöger wirbt für Verländlichung
Dem Meteorologen zufolge ist es in Städten oft neun Grad wärmer als auf dem Land.
(has/jw) Weil es im Sommer in den Städten besonders heiß wird, fordern Fachleute von der Politik umfassende Anpassungsmaßnahmen. „Städte sind in den sommerlichen Hitzelagen im Durchschnitt oft neun Grad wärmer als die ländliche Umgebung, das zeigen auch Studien – wir sprechen also von einer ganz anderen Klimazone“, sagte der Meteorologe Sven Plöger unserer Redaktion. Darauf müsse reagiert werden.
Zudem gebe es das Problem, dass die Städte rasant wachsen und immer mehr Menschen dorthin drängen würden: „Meteorologisch betrachtet müssten wir die Städte aber eigentlich entzerren und verländlichen.“Plöger fügte hinzu: „Wir brauchen mehr Grün und Blau in den Städten, also mehr Pflanzen und Wasser, um mehr Verdunstungskälte zu schaffen.“Denn gerade die zunehmende Versiegelung begünstige eine „unglaubliche Überhitzung“. Laut Plöger sind daher ebenso mehr Luftkorridore, neue energetische Konzepte sowie mehr Freiflächen notwendig: „Ich bin auch für deutlich weniger Autos in den Städten, denn sie stehen oft 23 Stunden am Tag nur herum und werden nur eine Stunde genutzt.“
Dass sich etwas ändern muss, hat man auch beim Deutschen Städtetag erkannt. Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin, Verena Göppert, sagte unserer Redaktion: „Uns ist sehr bewusst, dass wir gegen zu starke Hitze in den Städten und ihre Auswirkungen mehr tun müssen.“Bei akuter Hitze sei es besonders wichtig, die Bevölkerung zu informieren und zu warnen, ergänzte Göppert. Einige Kommunen hätten bereits Hitzeaktionspläne veröffentlicht, andere würden diese vorbereiten: „Viele Städte arbeiten auch ohne Hitzeaktionsplan an akuten und langfristigen Maßnahmen.“
Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels gebe es aber nicht zum Nulltarif, so Göppert: „Die bisherigen Förderprogramme reichen für den Weg zur Klimaneutralität und zur Klimaanpassung nicht aus und geben keine Planungssicherheit.“Der Städtetag fordere daher „feste Budgets für die Kommunen für mindestens zehn Jahre“, sagte sie.