Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Jazz-Bier wird zum Hit

Die Künstler Roman und Julian Wasserfuhr vereinen Musik und Hopfen zu einer genussvoll­en Symphonie.

- VON MELISSA WIENZEK

Aus einer Schnapside­e wird ein kleines Bier-Imperium: Das Jazz-Bier „Schnaff“der Hückeswage­ner Jazzmusike­r Roman (37) und Julian Wasserfuhr (34) ist ein Hit.

Das milde, aber vollmundig­e IPA aus dem privaten Braukeller landet selbst bei Nicht-Biertrinke­rn in den Top Ten: Eine fruchtige Frische vereint sich hier mit einem Unterton aus Weizen zu einer gelungenen

„Du bist so stolz, behandelst jedes Bier wie dein Kind“Roman Wasserfuhr

Kompositio­n. Und die ist – genauso wie die Hückeswage­ner Musiker selbst – zum Erfolgssch­lager geworden.

Die Wasserfuhr­s liefern seitdem Genuss für Ohren und Gaumen: Beide Leidenscha­ften verschmelz­en hier zum Jazz-Bier, schön zu sehen auch im Logo: Hopfen und Flügelhorn als Einheit. Und nun geht „Schnaff“auf Erfolgstou­rnee. Wir zeigen, wie der flüssige Genuss aus der 1. Hückeswage­ner Bierbrauer­ei entsteht – und wo man ihn bekommt.

2014 Bier mochten die preisgekrö­nten Musiker Roman und Julian schon immer. Doch kein Kölsch. Das India Pale Ale (IPA), ein helles, obergärige­s, stark hopfenbeto­ntes Pale Ale, trinken die Brüder gern auf ihren Konzertrei­sen. Eines Tages im Jahr 2014 flatterte ein Prospekt einer Hobbybraue­rei ins Hückeswage­ner Haus – und Roman bestellte kurzerhand ein Selbst-Brau-Starterset für 2500 Euro.

Als die Brauanlage für 50 Liter Bier in der elterliche­n Garage und die Idee „Komm, wir brauen heute Abend mal“samt einem Freund stand, merkten die Brüder schnell: So einfach ist das gar nicht. Und es braucht Zeit. „Wir waren überforder­t, keiner wusste, wie das eigentlich geht“, erzählt Roman Wasserfuhr lachend. So wurde das Experiment­ieren aufs Wochenende verlegt, Malz per Handkurbel geschrotet, probiert. „Aus dem ersten Versuch ist direkt was geworden – da hatten wir Feuer gefangen“, sagt der 37-Jährige. Nun galt: doppelte Menge. Die Brüder besuchten Braumeiste­r, feilten am Rezept, setzten Sude an. Manchmal ging es auch in die Hose. Mit der Reinigung kannten sich die Jazzmusike­r zuerst nicht aus. Hier bildeten sie sich aber immer weiter, learning by doing. Und dann kam der erste Edelstahl-Gärtank mit 200 Litern.

2017 Das Hobby wurde mittlerwei­le recht teuer. Und dann auch zur

Leidenscha­ft. „Du bist so stolz, behandelst jedes Bier wie dein Kind“, erzählt Roman Wasserfuhr. Als Hobbybraue­r darf man außerdem nur 200 Liter im Jahr brauen, aber nur für den Heimgebrau­ch, erklärt Julian Wasserfuhr, der übrigens findet: „Bier ist ein völlig unterschät­ztes Getränk.“Seiner Meinung nach sollte Bier mehr Anerkennun­g erhalten.

Gesagt, getan. „Wir dachten, es wäre doch cool, wenn wir das Bier unseren Freunden vorstellen könnten. Und wollten profession­eller werden“, ergänzt sein Bruder. Also lernten die beiden Neu-Braumeiste­r nicht nur neue Vokabeln wie Querlüftun­g und Maische, sondern schafften einen 600-Liter-Tank an. Und dann noch einen. Jetzt allerdings nicht mehr in der Garage, sondern im Keller des Wasserfuhr­schen Hauses mitten im Bergischen Land.

2017 „Schnaff“feiert 2017 Premiere beim Hückeswage­ner Altstadtfe­st. Mittlerwei­le haben die Brüder ein Gewerbe. Am Nachmittag des dritten Tages war man ausverkauf­t. „Schnaff“, das Jazzbier, wurde zum Hit. Und es kam die neue Sorte Siena dazu, ein

Brown-Ale, vollmundig, dunkel, mit Röstmalz und Schoko-Anklang.

2021 Roman und Julian gründen eine GmbH. Sie möchten noch mehr machen. Die Philosophi­e dahinter: „Alles steht im Zeichen der Schönheit. Deshalb möchten wir den Betrieb kleinhalte­n“, sagt Julian Wasserfuhr. Was weg ist, ist weg. „Schnaff“gibt es nicht im Handel, in keiner Kneipe. Geplant ist allerdings eine exklusive Zusammenar­beit mit einem Jazzclub in Köln. Das genaue Rezept verraten die Brüder natürlich nicht. Nur so viel: Neben 5,2 Prozent Alkohol steckt eine große Portion Leidenscha­ft drin. Nach fünf Wochen ist das Bier perfekt. „Brauen ist wie Kochen“, sagt Julian Wasserfuhr.

Julian und Roman Wasserfuhr zählen zu den renommiert­esten Jazz-Musikern in Deutschlan­d. Sie haben bereits einige Auszeichnu­ngen erhalten, unter anderem den German Jazz Award in Gold vom Bundesverb­and der Musikindus­trie.

In „Mosaic“, so der Name des neuen Albums, verarbeite­n die Bergischen die letzten beiden Jahre. Erneut sind Freunde und Musiker darauf zu hören.

wasserfuhr-jazz.com

Online-Shop Das Bier gibt es über den Shop: schnaff.beer

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FOTOS: ROLAND KEUSCH, NIKOLAS MÜLLER Die Brüder Roman (l., 37) und Julian (34) Wasserfuhr sind nicht nur Jazzmusike­r, sondern auch Bierbrauer.
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So sieht die neue 0,75-Liter-Flasche aus.

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