Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Auf der Suche nach besonderen Schätzen
Der Tauschrauch am Samstag ist trotz heftiger Regenschauer wieder gut besucht. Mit der Idee, ausgemusterte Gegenstände nicht wegzuwerfen, sondern weiterzugeben, kommen auch wieder einige Raritäten zum Vorschein.
Klaus Lange-Luchtenberg ist zufrieden. In der Hand hält er eine traditionelle Pfeffermühle aus Holz mit einer kleinen Kurbel. Im gläsernen Mittelteil befinden sich noch einige verblasste Pfefferkörner. „Dass ich die noch verwende, glaube ich eher nicht“, sagt der Radevormwalder und lacht. Stattdessen sollen die roten Pfefferkörner des eigenen Strauchs im Garten getrocknet und demnächst darin gemahlen werden. Das seltene Exemplar ist nur eins von vielen Fundstücken beim Bergischen Tauschrausch. Auf dem Wertstoffhof An der Schlossfabrik wechseln innerhalb von zwei Stunden etliche Gegenstände den Besitzer.
Unter dem Motto „Nix kütt fott“bieten der Bergische Abfallwirtschaftsverband und die SchlossStadt Hückeswagen zweimal im Jahr den Bergischen Tauschrauch an. Ziel der Aktion ist es, Abfall zu vermeiden und damit die Nachhaltigkeit zu fördern. Ausgediente Gegenstände können immer dienstags zwischen 14 und 18 Uhr zum Wertstoffhof gebracht und dort eingelagert werden. Beim Tauschrausch findet sich vielleicht ein Abnehmer, der dafür Verwendung findet.
Schon eine Viertelstunde vor der offiziellen Öffnungszeit stehen 60 Personen vor den Toren des Wertstoffhofs. Sie lassen sich auch nicht von den dunklen Wolken abschrecken, die gerade über die SchlossStadt ziehen. Pünktlich zum Einlass startet dann auch der heftige Platzregen. Die Organisatoren haben jedoch vorgesorgt und mehrere Pavillons über die gut gefüllten Tische aufgestellt. So bleiben auch das große E-Piano, der alte Schallplattenspieler und die Spiele und Bücher trocken. Nur die wasserfesten Gegenstände, wie Töpfe und Pfannen, die im Freien stehen, laufen schnell voll Regenwasser. Gläser, Lampen und Porzellan füllen die Regale im Sammelcontainer. Zwar gibt es in dem Container kein Licht, dennoch durchforsten die Schnäppchenjäger alle Regale und Kisten nach besonderen Schätzen. „Alles muss raus“, lautet das Motto – und zwar völlig kostenfrei. Kriemhild Schimmelpfennig und Tanja Lorenz finden die Idee der Wiederverwertung gut. „Das ist super. Eigentlich braucht man ja nichts, aber man findet beim Stöbern immer etwas“, sagen die Radevormwalderinnen. Und so wandern Gläser, Vasen, ein Weinflaschenständer und eine gläserne Reibe für Hartkäse in die mitgebrachten Taschen.
Stefan Buß bringt in Begleitung seiner Kinder einen Schlitten und einen Puppenwagen mit. „Die Sachen stehen ungenutzt rum“, sagt der Familienvater. Lukas Momberg hingegen freut sich über einen Computer, dessen Bauteile er zum „Basteln“verwenden möchte. „Ich bin Programmierer und kann damit ausprobieren, was auf älteren und langsameren Modellen läuft“, sagt der Wermelskirchener.
Neben den Tauschangeboten können Kinder am Stand von BAVAbfallberaterin Isabel Kramer nach Herzenslust experimentieren. „Wir wollen mit dem ‚Haus der kleinen Forscher‘ unseren Lernstandort ‚metabolon‘ präsentieren“, sagt Isabel Kramer. Auch die Rehabilitationsund Behindertensportgemeinschaft
(RBS) hat verschiedene Spiele im Gepäck, muss aber nach den ersten heftigen Regenschauern sprichwörtlich die Segel streichen. „Wir wollten mit unserem Angebot die Kinder beschäftigen, damit die Eltern in Ruhe beim Tauschrausch gucken können“, sagt die Vorsitzende Brigitte Thiel.
Die meisten Eltern schauen auf der Suche nach den besonderen Schätzen und nützlichen Dingen aber ohne ihre Kinder und auch nur kurz beim Tauschrausch vorbei. Nach der ersten halben Stunde hat sich das Angebot deutlich gelichtet. „Es wird gut geplündert“, freut sich
Stadtmitarbeiterin Stefanie Heymann. Das sei auch dringend nötig. „Der Container war rappelvoll, wir brauchten dringend Platz“, sagt sie.
Die Initiatoren laden aber nicht nur dazu ein, unnötigen Abfall zu vermeiden, sondern auch wilden Müll zu sammeln. Nicht ohne Grund fällt der Bergische Tauschrausch mit dem weltweiten World Cleanup Day zusammen. Der Samstag ist somit gleichzeitig der Startschuss für die Abfallsammelwoche. Wie schon im vergangenen Herbst und im Frühjahr sind alle Hückeswagener dazu eingeladen, die Stadt von achtlos weggeworfenem Müll zu befreien und gemeinsam ein Zeichen für eine saubere und gesunde Umwelt zu setzen. Stefan Buß holt sich am Wertstoffhof gleich die benötigten Utensilien wie Greifzangen, Handschuhe und Müllsäcke ab. Wann er mit seiner Familie auf MüllsammelTour geht, kann er ganz individuell entscheiden.