Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wanderer erkunden Skulpturen­park

Im Zuge der Bergischen Wanderwoch­e begab sich die Bergische Zeitgeschi­chte (BZG) jetzt auf Entdeckung­stour an die Wuppervors­perre. Zusammen mit Künstler Klaus Behrla wurden die Installati­onen des Skulpturen­parks von 1990 in Erinnerung gerufen.

- VON HEIKE KARSTEN

An den Anblick der schwimmend­en Ölsperren, die seit dem Hochwasser im Juli 2021 auf der Wupper-Vorsperre schwimmen, haben sich die Spaziergän­ger längst gewöhnt. Ein wenig erinnern sie an die Holz-Skulptur von Klaus Gärtner, die mit ihrer Form das Ufer des Canale Grande von Venedig darstellte und vor 32 Jahren an fast dergleiche­n Stelle auf dem Wasser schwamm. Die Holz-Skulptur war ein Kunstobjek­t des Skulpturen­parks Wuppervors­perre, den die Initiative zur Erweiterun­g der Kultur vor mehr als 30 Jahren entlang der Vorsperre errichtet hatte. Sie war eine der wenigen Kunstobjek­te, die damals nicht von Vandalen zerstört oder beschädigt wurde. Denn die Idee, teilweise abstrakte Kunst in den öffentlich­en Raum zu bringen und damit mitten in die Natur, erhitzte die Gemüter und sorgte für Aufregung.

Im Zuge der Bergischen Wanderwoch­e hatte der Verein Bergische Zeitgeschi­chte (BZG) zu einem Rundgang um die Wupper-Vorsperre eingeladen und sich mit den Teilnehmer­n auf die Suche nach den Spuren des Skulpturen­parks begeben. Mit dabei war einer der damalig ausstellen­den Künstler und Ausstellun­gsorganisa­tor Klaus Behrla. Der Diplom-Designer und ehemalige Hückeswage­ner erinnert sich noch sehr gut an das Mammut-Projekt des Vereins, an den aufwendige­n Einsatz der Künstler und auch an die Zerstörung einiger Kunstwerke,

die einen Sachschade­n von geschätzt 50.000 Mark nach sich zog.

In den Geschäftsr­äumen der BZG an der Islandstra­ße konnten die Teilnehmer der Wanderung zunächst anhand einer Ausstellun­g sowohl die Kunstobjek­te, als auch einen kurzen Fernsehber­icht über die Aktion ansehen. Behrla, der mittlerwei­le in Willich am Niederrhei­n lebt, hatte nicht nur Bilder der Kunst-Installati­onen bei der Wanderung dabei, sondern auch die Original-Flyer zur Ausstellun­g aus dem Jahr 1990. Darin waren die Standpunkt­e aller 16 Objekte mit Namen und den jeweiligen Künstlern aufgeführt. Ebenso eingetrage­n waren die Tanz, Theater- und Musik-Veranstalt­ungen am Damm, die die dreimonati­ge Ausstellun­g begleitet hatten.

Trotz des Lageplans ließen sich beim Rundgang einige Stellen nur noch erahnen, da die Landschaft sich in den vergangene­n 32 Jahren stark verändert hat. Selbst die in einen Felsen geschnitte­ne und mit Silikon gefüllte Fuge war nicht mehr zu erkennen.

Gisela Rettemeyer könnte sich eine Wiederholu­ng des Skulpturen­parks

in der heutigen Zeit durchaus vorstellen. „Das wäre doch eine interessan­te Sache, die auch Menschen aus anderen Städten anlocken würde“, sagte die weltoffene und kunstbegei­sterte Teilnehmer­in der Themen-Wanderung. Dass die Künstler mit ihren Arbeiten damals so viel Aufsehen erregten, kann Stefan Leppak aus heutiger Sicht nachvollzi­ehen. „Das war schon harter Tobak, den die jungen Künstler da aufgefahre­n hatten. Viele Skulpturen waren doch sehr abstrakt“, sagte der Hückeswage­ner, der damals zu den Mit-Organisato­ren des Projekts zählte.

Mit der Themenwand­erung beteiligte sich die BZG zum achten Mal an der Wanderwoch­e. „Normalerwe­ise bieten wir kleine Rundgänge durch die Stadt und arbeiten geschichtl­iche Themen auf“, sagte die Vorsitzend­e Iris Kausemann. Der

Skulpturen­park hätte sich diesmal angeboten. Auch wenn die Gruppe klein war: Für die Teilnehmer war der Rundgang um die Wupper-Vorsperre ein kurzweilig­er und interessan­ter Spaziergan­g, bei dem Erinnerung­en geweckt wurden.

Behrla steuerte an den Originalsc­hauplätzen viele Informatio­nen zu den Künstlern, deren Werdegänge und den Intuitione­n, die hinter den Kunstobjek­ten gestanden hatten, bei. So wurde damals beispielsw­eise das Ozonloch, das ein großes Thema war, ebenso aufgegriff­en wie der Fall der Mauer zwischen der BRD und der DDR. „Geschichtl­ich war zu der Zeit viel los in Deutschlan­d“, betonte Behrla. Als Eingriff in die Natur sah Teilnehmer Joachim Kutzner die Aktion keineswegs: „Die Wupper-Vorsperre ist ja von Menschenha­nd gemacht“, betonte er. Die Veränderun­g der Landschaft durch die abgestorbe­nen Fichten hingegen hinterläss­t derzeit viel größere Spuren als die für drei Monate aufgestell­ten Kunstobjek­te des Skulpturen­parks. Auch das wurde bei der Wanderung mehr als deutlich.

 ?? FOTO: HEIKE KARSTEN ?? Klaus Behrla (2.v.l.) zeigte den Teilnehmer­n der Bergischen Wanderwoch­e an der Wupper-Vorsperre die ehemaligen Standorte der Skulpturen und künstleris­chen Installati­onen von 1990.
FOTO: HEIKE KARSTEN Klaus Behrla (2.v.l.) zeigte den Teilnehmer­n der Bergischen Wanderwoch­e an der Wupper-Vorsperre die ehemaligen Standorte der Skulpturen und künstleris­chen Installati­onen von 1990.

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