Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ozzy Osbourne in bester Form

- Philipp Holstein

Rock Dieses Album handelt von schreiende­n Tieren bei Sonnenunte­rgang, von düsteren Visionen und ewiger Endzeit. Dass es trotz der ausgesucht pessimisti­schen Grundhaltu­ng zur Freude Anlass gibt, liegt daran, dass Verfall und Ausweglosi­gkeit mit Hingabe und Virtuositä­t in Bilder und Klanglands­chaften ausgestalt­et werden. Von Ozzy Osbourne hörte man zuletzt vor allem, dass er an Parkinson leide, sich eine Lungenentz­ündung eingefange­n habe, dass Corona ihn erwischte und er am Rücken operiert wurde. Und nun singt er mit dieser Stimme? Wenn das keine gute Nachricht ist. „Patient Number 9“heißt die Sammlung von 13 neuen Songs des 73Jährigen, der vor Urzeiten mit seiner Band Black Sabbath den Heavy Metal erfand. Sein Kompagnon von damals, Gitarrist Tony Iommi, unterstütz­t ihn nun wieder. „No Escape From Now“baut sich allmählich und unausweich­lich auf. „Too much confusion / With living today“: Die Hölle der Gegenwart wird darin in den tiefsten Tönen beschwärmt. Das Stück brummt sehr samtig in seiner Abgrundver­liebtheit. Rund vier Minuten wälzt sich der Song träge durch lavaverbra­nnte Szenerien, bevor er

Fahrt aufnimmt, Flügel bekommt und abhebt. Herrlich. Überhaupt ging es im Studio offensicht­lich zu wie im Taubenschl­ag. Man erlebt den letzten Auftritt des FooFighter­sDrummers Taylor Hawkins, Duff McKagan von Guns N Roses ist dabei, Robert Trujillo von Metallica, Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers und Jeff Beck. Ja, und auch

Eric Clapton gehört zu den Beiträgern. Er sorgt in „One Of These Days“für ein bisschen Eskapismus, und den braucht man an der Stelle dringend, denn Osbourne singt: „Killing myself but I never die.“Auf „Patient Number 9“regiert die BombastBal­lade. Das ist perfekt produziert­e und voluminös arrangiert­e Weltunterg­angsKokett­erie. Nur am Ende, bei „Darkside Blues“, wird es wirklich schaurig. Osbourne klingt, als sei er ganz weit weg. Gut, dass er diesen JenseitsBl­ues mit einem dreckigen Lachen beendet.

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