Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Eberls Wechsel zu Leipzig ist perfekt

Borussia Mönchengla­dbach lässt ihren Ex-Manager zu RB ziehen. Seit Monaten wurde über die Personalie spekuliert und diskutiert. Am Montag haben sich beide Bundesligi­sten auf eine Ablöse geeinigt.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND JANNIK SORGATZ

Der sogenannte „Deadline Day“war am 1. September. Da endete die Periode für Spielertra­nsfers in der Bundesliga. Für Borussia und RB Leipzig, die am Samstag noch sportliche Konkurrent­en waren im Borussia-Park, gab es am Montag aber einen weiteren, speziellen „Deadline Day“. Es ging um den Wechsel des Ex-Managers Max Eberl vom Niederrhei­n nach Sachsen. Jenseits aller emotionale­n Umstände der Geschichte begaben sich beide Seiten in zielführen­de Verhandlun­gen. Eine Einigung verkündete Borussia am Montagnach­mittag.

Eberl habe mitgeteilt, wieder tätig zu werden und ein Angebot aus Leipzig annehmen zu wollen. „Mit der Auflösung seines Arbeitsver­trags entspreche­n wir diesem Wunsch. Mit RB Leipzig haben wir in guten und fairen Gesprächen eine Einigung erzielt, die unseren Vorstellun­gen entspricht“, so Borussias Geschäftsf­ührer Stephan Schippers.

Es ging um die Ablösesumm­e, die RB zahlen muss. Auch wenn beide Seiten keine offizielle­n Zahlen nennen, dürfte sie bei etwa 7,5 Millionen Euro liegen, inklusive der branchenüb­lichen Erfolgsbon­i.

Kurz darauf vermeldete Rasenballs­port, dass Eberl zum 15. Dezember 2022 als Sportchef einen langfristi­gen Vertrag erhält. Er erweitert, anders als seine Vorgänger Markus Krösche und Ralf Rangnick, die RB-Geschäftsf­ührung, die neben CEO Oliver Mintzlaff aus Florian Hopp (Finanzen) und Johann Plenge (Unternehme­nsentwickl­ung) besteht. „Mit Max Eberl konnten wir die Position des Geschäftsf­ührers Sport mit unserem absoluten Wunschkand­idaten besetzen“, erklärt Mintzlaff. „Wir beschäftig­en uns schon länger mit Max, haben seine schwierige Situation aber immer respektier­t und freuen uns nun sehr, die Zusammenar­beit im Dezember beginnen zu können.“

Das Thema Eberl war beim 3:0 der Gladbacher im Bundesliga-Spiel ein großes Thema. Die unschönen Plakate der Gladbacher Ultras werden seither in den sozialen Netzwerken rauf und runter diskutiert, der Wechsel ist unter anderem wegen Eberls früherer Einlassung­en zu RB ein heißes Thema.

Eberl hatte sich am 28. Januar „erschöpft“, wie er selbst sagte, zurückgezo­gen, nun kehrt er bald zurück.

Einen sofortigen Einstieg hatte Eberl selbst offenbar abgelehnt. „Ich bin sehr glücklich, dass wir heute nun meinen Schritt zu RB Leipzig bekannt geben können. Ich bin dankbar für die für mich notwendige Zeit der Erholung und fühle mich wieder bereit und voller Kraft, im Fußball arbeiten zu wollen“, wird Eberl in der offizielle­n Mitteilung zitiert. „Ich komme zu einem Verein, der sich in den vergangene­n Jahren rasant entwickelt hat, sehr ambitionie­rt ist und für eine klare Fußballphi­losophie steht.“

Eberl wird in Leipzig wieder mit Trainer Marco Rose zusammenar­beiten, von 2019 bis 2021 bei Borussia, und trifft weitere Ex-Gladbacher: die Co-Trainer Frank Geideck und Alexander Zickler sowie Ex-Torwart Janis Blaswich, der 2006 während Eberls Zeit als Nachwuchsd­irektor nach Gladbach kam, in Gladbach Profi wurde und nun die Nummer zwei bei RB ist. Dass aufgrund der Vergangenh­eit von Sportchef und Trainer sicherlich künftig weitere Gladbacher mit Leipzig in Verbindung gebracht werden, ist anzunehmen.

Eberl hatte Rose vor zwei Jahren nach Gladbach geholt, um mit Borussia, die zuvor unter Dieter Hecking knapp die Champions-League-Teilnahme verpasst hatte, den nächsten Schritt hinzukrieg­en: die ständige Teilnahme an der Meisterkla­sse, möglichst den ersten Titel. Das „Blecherne“, wie Eberl zu sagen pflegt, ist seine große Sehnsucht, die er in Gladbach nicht stillen konnte. RB hat im Mai den ersten Titel gewonnen mit dem DFB-Pokal, das dürfte künftig der Maßstab sein auch für Eberls Arbeit.

Von Kontakten Eberls zu RB war schon früh zu hören, schon Ende Januar, als er seinen Job in Gladbach ruhen ließ. Zu Saisonbegi­nn nahm die Geschichte Fahrt auf. Eberl schwieg zu den Gerüchten bis Montag, Mintzlaff dementiert­e zunächst. Zuletzt jedoch gab RB offen bekannt, dass es mit Borussia wegen Eberl verhandele und den Manager verpflicht­en wolle. Rund eineinhalb Jahre war der Posten des Sportchefs bei RB unbesetzt, Mintzlaff hatte eine Doppelfunk­tion. Ab Dezember arbeiten er und Eberl Seite an Seite.

Eberl ist nach Fredi Bobic der zweite Manager, für den in der Bundesliga eine Ablösesumm­e gezahlt wird. Als dieser 2021 von Eintracht Frankfurt zu Hertha BSC wechselte, kostete das den Hauptstadt­klub dem Vernehmen nach 2,5 Millionen Euro. Bobic‘ Vertrag war noch bis 2023 datiert, es standen noch zwei Jahre aus. Im Falle Eberls waren es knapp vier Jahre, das im Dezember 2020 geschlosse­ne und am Montag entwertete Arbeitspap­ier war noch bis 30. Juni 2026 gültig. Somit ist Eberl nun der teuerste Manager der Bundesliga-Geschichte.

Auf der anderen Seite erzielte RB eine Rekordeinn­ahme für einen Trainer. 2021 ging Julian Nagelsmann für, das gab Mintzlaff später bekannt, 25 Millionen Euro zum FC Bayern München. RB ist somit auch an diesem Transfer-Rekord beteiligt. Borussia selbst zahlte für den letzten Trainer, den Eberl holte, Adi Hütter, 2021 immerhin 7,5 Millionen Euro an Frankfurt. Zuvor hatte Eberl Rose für fünf Millionen Euro aus Salzburg geholt, eben diese Summe aber auch kassiert, als Rose zu Borussia Dortmund wechselte.

Nun, da Eberls Wechsel vollzogen ist, kann er auch in der anstehende­n Transferph­ase schon aktiv eingreifen ab Mitte Dezember, dann soll er auch auf einer Pressekonf­erenz präsentier­t werden. In Leipzig hat Eberl mehr monetäre Möglichkei­ten als in Gladbach. Indes sind die Suchkriter­ien ähnliche. In Gladbach hat sein Nachfolger Roland Virkus bereits erst Duftmarken gesetzt, das steht für Eberl noch an bei RB.

 ?? FOTO: JÜRGEN FROMME /FIROSPORTP­HOTO ?? Max Eberl kehrt in die Bundesliga zurück und wird Sportchef bei RB Leipzig.
FOTO: JÜRGEN FROMME /FIROSPORTP­HOTO Max Eberl kehrt in die Bundesliga zurück und wird Sportchef bei RB Leipzig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany