Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Remscheider sind verlässliche Spender
Bundesweit gibt es zu wenig Blutspenden, vor allem in den Ferien werden die Vorräte knapp. Remscheid zählt jedoch zu den Städten, in denen die Spenderzahlen stabil sind. Ein besonders aktiver Spender ist Bernhard Ruthenberg.
Es ist schon seit vielen Jahren eine Tatsache, die einen durchaus verunsichern sollte. Es gibt zu wenig Menschen, die regelmäßig Blut spenden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sagt, dass in Deutschland pro Tag 15000 Blutspenden benötigt werden. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Spenden immer weiter – in der Zeit von 2011 bis 2019 ist diese demnach von rund fünf Millionen auf weniger als vier Millionen gesunken.
Ein Problem hierbei ist die Tatsache, dass es für Blut nach wie vor keinen künstlichen Ersatz gibt – ob nun Krebspatient oder Unfallopfer: Die Menschen sind auf Blutspenden angewiesen. Ein weiteres Hindernis ist dabei die Altersgrenze – denn grundsätzlich dürfen Spender nicht älter als 68 Jahre sein, es sei denn ein Arzt bescheinigt die Unbedenklichkeit einer Spende in einem höheren Alter. Umso wichtiger ist es also, möglichst vielen Menschen die Bedeutung der Blutspende zu verdeutlichen.
In Remscheid, so erklärt es der DRK Blutspendedienst-West mit Sitz in Ratingen, gebe es stabile Zahlen, was die Blutspendebereitschaft betrifft: Im vergangenen Jahr 2021 waren es 2533 Spender, im Jahr davor 2450 und 2019 – im Jahr vor Corona – 2678. „Man kann Remscheid wirklich als spenderfreundlich bezeichnen, wenngleich es natürlich immer Luft nach oben gibt“, erklärt Sprecher Stephan Küpper.
Einer von ihnen ist Bernhard Ruthenberg, 69 Jahre alt – und äußerst regelmäßiger Blutspender. Mittlerweile dürfte er bei etwa 165 Spenden liegen, genau weiß er das selber nicht aus dem Stegreif. Ein äußerst eindrucksvoller Wert, wenn man bedenkt, dass Männer maximal sechs Mal pro Jahr spenden dürfen. „Ich habe schon sehr früh angefangen, war damals wohl 18 oder 19 Jahre alt. Zwischendurch habe ich es ein bisschen schludern lassen, aber in den vergangenen 20 Jahren war ich doch sehr regelmäßig und oft – meistens beim DRK-Ortsverein Dahlhausen-Wupper. Aber immer wieder auch einfach dort, wo es gerade gepasst hat“, berichtet der Remscheider schmunzelnd. Seine Motivation sei simpel: „97 Prozent der Menschen rechnen im Fall der Fälle mit den drei Prozent der Menschen, die ihr Blut spenden“, erklärt der 69-Jährige.
Klar sei ihm auch, dass es ihn jeden Augenblick selbst treffen könne. „Ich war Dachdecker – wie schnell ist man da vom Dach gefallen? Ein Augenblick der Unachtsamkeit und schon ist es passiert“, weiß er. Auch als passionierter Motorradfahrer sei er dem Risiko eines Unfalls regelmäßig ausgesetzt.
Der 69-jährige Remscheider ist zur Blutspende in Dahlhausen gekommen, weil ein ehemaliger Kollege dort wohne und regelmäßig hingegangen sei – mittlerweile dürfe er das wegen einer Operation nicht mehr. „Ich bin aber den dortigen Spendeterminen treu geblieben – auch wenn ich schon in Schwelm, Ronsdorf, Gevelsberg oder auch mal an der Ahr beim Blutspenden gewesen bin“, sagt Ruthenberg.
In Dahlhausen sei er besonders gerne, da dort die Ehrenamtlichen besonders freundlich und zugewandt seien. Es ist ja bekannt, dass die Blutspendetermine vor allem vom Engagement der ehrenamtlichen Helfern der Ortsvereine leben. „Es ist schön, dort zu sein, miteinander zu reden und auch nach der Spende noch einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen“, sagt Ruthenberg. Auch die Tatsache, dass es in der Corona-Zeit nur LunchTüten gegeben habe, sei da nicht schlimm gewesen. Er sei aber nicht immer nur alleine zu den Terminen gegangen.
Bevor er in den Ruhestand gegangen sei, habe er eine Dachdecker-Firma gehabt. „Ich bin immer wieder mit ein paar Jungs aus dem Betrieb zur Spende gegangen. Auch meine Tochter, die in Solingen wohnt, geht regelmäßig zum Spenden, mein Sohn allerdings nicht“, fasst er zusammen.
Mit bereits 69 Jahren dürfte Ruthenberg eigentlich gar nicht mehr zum Blutspenden gehen – zumindest dann, wenn es nach den Richtlinien der Bundesärztekammer und des Paul-Ehrlich-Instituts geht. „Aber ich mache so lange, bis man mir sagt, dass ich nicht mehr darf. Die 200 möchte ich auf jeden Fall noch schaffen“, sagt der Remscheider lachend. Seine nächste Spende wird er am Dienstag, 4. Oktober, abgeben, denn dann darf er wieder. „Ich weiß aber noch nicht, wohin ich dann gehen werde – mal sehen“, sagt er. Wann er wieder zur Spende darf, sagt ihm die Blutspende-App, die er natürlich auch auf dem Smartphone installiert hat.
Bernhard Ruthenberg findet es sehr schade, dass nicht mehr Menschen zur Blutspende gehen, „es ist doch eine so einfache Angelegenheit“.
Gerne geht er auch zu den Ehrungsterminen – von denen er ja nun auch schon mehrere erlebt hat. „Da trifft man sich, auch mit den Menschen, die man von den Spenden her kennt“. Und da ist es wieder, das verbindende, familiäre Element.