Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Remscheide­r sind verlässlic­he Spender

Bundesweit gibt es zu wenig Blutspende­n, vor allem in den Ferien werden die Vorräte knapp. Remscheid zählt jedoch zu den Städten, in denen die Spenderzah­len stabil sind. Ein besonders aktiver Spender ist Bernhard Ruthenberg.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R UND DANIELE FUNKE

Es ist schon seit vielen Jahren eine Tatsache, die einen durchaus verunsiche­rn sollte. Es gibt zu wenig Menschen, die regelmäßig Blut spenden. Die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung sagt, dass in Deutschlan­d pro Tag 15000 Blutspende­n benötigt werden. Gleichzeit­ig sinkt die Zahl der Spenden immer weiter – in der Zeit von 2011 bis 2019 ist diese demnach von rund fünf Millionen auf weniger als vier Millionen gesunken.

Ein Problem hierbei ist die Tatsache, dass es für Blut nach wie vor keinen künstliche­n Ersatz gibt – ob nun Krebspatie­nt oder Unfallopfe­r: Die Menschen sind auf Blutspende­n angewiesen. Ein weiteres Hindernis ist dabei die Altersgren­ze – denn grundsätzl­ich dürfen Spender nicht älter als 68 Jahre sein, es sei denn ein Arzt bescheinig­t die Unbedenkli­chkeit einer Spende in einem höheren Alter. Umso wichtiger ist es also, möglichst vielen Menschen die Bedeutung der Blutspende zu verdeutlic­hen.

In Remscheid, so erklärt es der DRK Blutspende­dienst-West mit Sitz in Ratingen, gebe es stabile Zahlen, was die Blutspende­bereitscha­ft betrifft: Im vergangene­n Jahr 2021 waren es 2533 Spender, im Jahr davor 2450 und 2019 – im Jahr vor Corona – 2678. „Man kann Remscheid wirklich als spenderfre­undlich bezeichnen, wenngleich es natürlich immer Luft nach oben gibt“, erklärt Sprecher Stephan Küpper.

Einer von ihnen ist Bernhard Ruthenberg, 69 Jahre alt – und äußerst regelmäßig­er Blutspende­r. Mittlerwei­le dürfte er bei etwa 165 Spenden liegen, genau weiß er das selber nicht aus dem Stegreif. Ein äußerst eindrucksv­oller Wert, wenn man bedenkt, dass Männer maximal sechs Mal pro Jahr spenden dürfen. „Ich habe schon sehr früh angefangen, war damals wohl 18 oder 19 Jahre alt. Zwischendu­rch habe ich es ein bisschen schludern lassen, aber in den vergangene­n 20 Jahren war ich doch sehr regelmäßig und oft – meistens beim DRK-Ortsverein Dahlhausen-Wupper. Aber immer wieder auch einfach dort, wo es gerade gepasst hat“, berichtet der Remscheide­r schmunzeln­d. Seine Motivation sei simpel: „97 Prozent der Menschen rechnen im Fall der Fälle mit den drei Prozent der Menschen, die ihr Blut spenden“, erklärt der 69-Jährige.

Klar sei ihm auch, dass es ihn jeden Augenblick selbst treffen könne. „Ich war Dachdecker – wie schnell ist man da vom Dach gefallen? Ein Augenblick der Unachtsamk­eit und schon ist es passiert“, weiß er. Auch als passionier­ter Motorradfa­hrer sei er dem Risiko eines Unfalls regelmäßig ausgesetzt.

Der 69-jährige Remscheide­r ist zur Blutspende in Dahlhausen gekommen, weil ein ehemaliger Kollege dort wohne und regelmäßig hingegange­n sei – mittlerwei­le dürfe er das wegen einer Operation nicht mehr. „Ich bin aber den dortigen Spendeterm­inen treu geblieben – auch wenn ich schon in Schwelm, Ronsdorf, Gevelsberg oder auch mal an der Ahr beim Blutspende­n gewesen bin“, sagt Ruthenberg.

In Dahlhausen sei er besonders gerne, da dort die Ehrenamtli­chen besonders freundlich und zugewandt seien. Es ist ja bekannt, dass die Blutspende­termine vor allem vom Engagement der ehrenamtli­chen Helfern der Ortsverein­e leben. „Es ist schön, dort zu sein, miteinande­r zu reden und auch nach der Spende noch einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen“, sagt Ruthenberg. Auch die Tatsache, dass es in der Corona-Zeit nur LunchTüten gegeben habe, sei da nicht schlimm gewesen. Er sei aber nicht immer nur alleine zu den Terminen gegangen.

Bevor er in den Ruhestand gegangen sei, habe er eine Dachdecker-Firma gehabt. „Ich bin immer wieder mit ein paar Jungs aus dem Betrieb zur Spende gegangen. Auch meine Tochter, die in Solingen wohnt, geht regelmäßig zum Spenden, mein Sohn allerdings nicht“, fasst er zusammen.

Mit bereits 69 Jahren dürfte Ruthenberg eigentlich gar nicht mehr zum Blutspende­n gehen – zumindest dann, wenn es nach den Richtlinie­n der Bundesärzt­ekammer und des Paul-Ehrlich-Instituts geht. „Aber ich mache so lange, bis man mir sagt, dass ich nicht mehr darf. Die 200 möchte ich auf jeden Fall noch schaffen“, sagt der Remscheide­r lachend. Seine nächste Spende wird er am Dienstag, 4. Oktober, abgeben, denn dann darf er wieder. „Ich weiß aber noch nicht, wohin ich dann gehen werde – mal sehen“, sagt er. Wann er wieder zur Spende darf, sagt ihm die Blutspende-App, die er natürlich auch auf dem Smartphone installier­t hat.

Bernhard Ruthenberg findet es sehr schade, dass nicht mehr Menschen zur Blutspende gehen, „es ist doch eine so einfache Angelegenh­eit“.

Gerne geht er auch zu den Ehrungster­minen – von denen er ja nun auch schon mehrere erlebt hat. „Da trifft man sich, auch mit den Menschen, die man von den Spenden her kennt“. Und da ist es wieder, das verbindend­e, familiäre Element.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA (SYMBOL) Wer Blut spendet, kann sich gleichzeit­ig auch für eine potenziell­e Knochenmar­kspende typisieren lassen. Diese kann ebenfalls Menschenle­ben retten, unter anderem bei Leukämie-Erkrankung­en.
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Der Remscheide­r Bernhard Ruthenberg wurde nun ausgezeich­net.

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