Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Chaostage der Ampel bei der Firmen-Rettung

- VON ANTJE HÖNING

Was für ein Chaos! Im Juli hatte Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck ein erstes Paket zur Rettung von Uniper geschnürt, das sich schon jetzt als unzureiche­nd erweist. Zugleich hat die von ihm auf den Weg gebrachte Gasumlage so viele Mängel, dass sie gleich mit durch den Schornstei­n gehen könnte. Der Minister, der gut im Erklären der Energiekri­se ist, macht als ihr Manager gerade eine schlechte Figur. Klar ist: An der Rettung von Uniper und Gazprom Germania führt kein Weg vorbei. Die Frage, wieso sich die Unternehme­n mit Billigung der früheren Regierungs­parteien von Schwarz bis Rot so stark an die Russen gebunden haben, ist dabei müßig. Damit Deutschlan­d durch den Winter kommt, müssen gerade diese beiden Importeure funktionie­ren. Auch die Frage, welche Zukunft Uniper auf Dauer hat, ist jetzt zweitrangi­g. An den aktuellen Chaostagen haben Habeck und Christian Lindner (FDP) schuld. Der Finanzmini­ster wollte die Steuerlösu­ng nicht, weil die Schuldenbr­emse bei einer Rettung aller Versorger aus dem Staatshaus­halt kaum zu halten ist. Für die Umlage spricht auch, dass sie den Gaspreis erhöht und so den richtigen Anreiz zum Gassparen setzt. Umso erstaunlic­her ist es, wie die FDP Habeck nun im Regen stehen lässt.

Handwerkli­ch allerdings hat der grüne Wirtschaft­sminister die Umlage vermasselt. Erst haben seine Beamten das Mehrwertst­euer-Problem vergessen, dann auch Trittbrett­fahrer unter den Gashändler­n zum Abkassiere­n eingeladen. Nun stellt sich die Frage, ob der Steuerzahl­er zur Firmenrett­ung überhaupt zweimal zur Kasse gebeten werden kann: über Steuergeld beim Staatseins­tieg und über die Umlage. Oder will der Staat nun bei allen Importeure­n einsteigen? Das ist alles nicht zu Ende gedacht, wie auch die angekündig­te Strompreis­bremse. Habeck und seine Koalitions-Kollegen müssen dringend nacharbeit­en.

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