Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Zu viel des Guten bei ARD und ZDF
TV-Direktübertragungen sind ein dankbares Feld für Kritiker. Egal ob WM-Eröffnung, Staatsbesuch oder Queen-Beerdigung – die Sendezeiten sind üppig, die Nachrichten begrenzt. Also hängt viel vom Geschick der Sprecher und Moderatoren ab, das Publikum bei der Stange zu halten. Das gelingt nicht immer.
Gerade bei der Berichterstattung über den Abschied von der britischen Königin mussten sich ARD und ZDF wieder viel Kritik gefallen lassen: Sie hätten ihrem Publikum viel Belangloses zugemutet. Darüber hinaus sendeten gleich drei Kanäle parallel über mehrere Stunden. Man hätte, so der Vorwurf, den Aufwand auch auf einen öffentlich-rechtlichen Anbieter beschränken können.
Das ist nicht ganz falsch. Sparsamkeit im Umgang mit Rundfunkbeiträgen zählt zum obersten Gebot der Öffentlich-Rechtlichen. Aber es gibt auch Grenzen der Medienschelte. Wenn Bundesfinanzminister Christian Lindner allen Ernstes ein Einfrieren des Rundfunkbeitrags fordert, weil ARD und ZDF rund 50 Personen in London im Einsatz hatten, ist der Chef-Liberale über die Kosten von Berichterstattung nicht korrekt informiert. Die privaten Fernsehsender trieben einen ähnlichen Aufwand und waren kaum besser. Es passiert eben einmal in 70 Jahren, dass eine weltbekannte und allseits verehrte Monarchin stirbt. Und die Quoten zeigen, dass die Menschen an diesem Ereignis live teilhaben wollten – selbst die jüngere Generation.
Man muss also fair bleiben. Das Großereignis der Queen-Beisetzung gehört zum Programmauftrag. Wie bei der Wahlberichterstattung kann es nicht schaden, dass die beiden Sendeanstalten um die Publikumsgunst buhlen. Ob die Zahl der Berichterstatter indes wirklich so hoch sein muss, darf hinterfragt werden, zumal die Bilder von der britischen BBC kamen. Und der Auftritt von Phoenix war unnötig.