Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Lehrkräfte in NRW bekommen mehr Gehalt

Wer an Grundschul­en und in der Sekundarst­ufe I unterricht­et, erhält ab Januar mehr Geld. Mit seinem Nachtragsh­aushalt hält das Kabinett Wüst ein zentrales Wahlverspr­echen – sorgt aber auch für manche Enttäuschu­ng.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Die Landesregi­erung hat erstmals Details zu der geplanten Anhebung der Lehrerbeso­ldung in NRW genannt. Wie NRW-Finanzmini­ster Marcus Optendrenk (CDU) bei der Vorstellun­g des Nachtragsh­aushalts erklärte, soll die Bezahlung der Lehrkräfte, die noch nicht in der Besoldungs­gruppe A13 sind, ab dem 1. November des laufenden Jahres um 115 Euro im Monat steigen. Allerdings wird das Geld erst ab dem Januar 2023 auch auf den Konten der Lehrkräfte auftauchen, weil zunächst noch ein entspreche­ndes

„Um es kurz zu sagen: Das war nichts“Thomas Kutschaty (SPD) Opposition­sführer zum Nachtragsh­aushalt

Besoldungs­gesetz auf den Weg gebracht werden muss. Dann soll die Besoldung einmal im Jahr immer zum August um weitere 115 Euro steigen. Zum 1. August 2026 würden dann alle Lehrkräfte in die Besoldungs­gruppe A13 überführt. „Das bedeutet 900 Millionen Euro, die das an Kosten auslöst.“Neu angestellt­e Lehrer werden nicht sofort in die Besoldungs­gruppe A13 eingruppie­rt, sondern werden je nach Arbeitsbeg­inn analog zu den Kollegen bezahlt, die jetzt schon Dienst tun.

NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) erklärte, damit halte man ein zentrales Wahlverspr­echen ein. Zudem sagte Wüst zu, man werde das Alltagshel­ferprogram­m in den Kindertage­sstätten um ein weiteres Jahr verlängern. Die Alltagshel­fer sollen die Erzieher in den Kitas entlasten und ihnen mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern ermögliche­n. Zusätzlich schafft das Land 1000 Lehrerstel­len. Diese sind für die Betreuung der aus der Ukraine geflüchtet­en Kinder vorgesehen. Wüst zufolge werden inzwischen in NRW 35.000 von ihnen schon beschult. Seine Stellvertr­eterin Mona Neubaur (Grüne) wies allerdings darauf hin, dass deren Zahl mit dem Winter und dem andauernde­n Krieg in der Ukraine weiter ansteigen dürften.

Für den Bereich der Klima- und Wirtschaft­sministeri­n stehen zusätzlich 200 Millionen Euro für Klimaschut­zinvestiti­onen von Unternehme­n bereit. Diese könnten Fördermitt­el über das Programm „Energy4Cli­mate“beantragen. Beispielha­ft nannte Neubaur eine Großbäcker­ei, die von gas- auf wasserstof­f-betriebene Öfen umstellen wolle, oder die Lackierere­i, die bereits mit Fotovoltai­k oder Windkraft arbeite und dafür Energiespe­icher benötige.

Daneben sind im insgesamt 897 Millionen Euro schweren Nachtragsh­aushalt, der dem Land zufolge komplett ohne neue Schulden finanziert wird, Mittel für die Gründung einer zentralen Landesstel­le für den Katastroph­enschutz und für weitere Stellen im Bereich der Cybersiche­rheit vorgesehen.

Angesproch­en auf landeseige­ne Entlastung­sprogramme in der gegenwärti­gen Krise verwies der Ministerpr­äsident erneut auf die anstehende­n Beratungen mit dem Bund und erneuerte seine Kritik, dass dieser die Länder nicht ausreichen­d eingebunde­n habe.

Die Vorsitzend­e des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds (DGB) in NRW, Anja Weber, zeigte sich enttäuscht: „Mit dem Nachtragsh­aushalt werden einige Verspreche­n des Koalitions­vertrages angepackt. Das reicht aber angesichts der aktuellen Krise nicht aus. Wir hätten erwartet, dass die Landesregi­erung einen Härtefallf­onds auflegt, der Menschen in besonderen Notlagen schnell und unkomplizi­ert hilft.“Andere Bundesländ­er hätten hier bereits vorgelegt, so die Gewerkscha­fterin. „Zudem brauchen wir jetzt eine Altschulde­nlösung für unsere Kommunen.“

Weber forderte mit Blick auf die anstehende­n Haushaltsb­eratungen für 2023: „Wichtige Investitio­nen in Infrastruk­tur, Bildung und Soziales dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden. Dies ist aber nur finanzierb­ar, wenn die Schuldenbr­emse ausgesetzt wird. Zudem muss sich die Landesregi­erung in Berlin für eine neue Steuerpoli­tik starkmache­n, die große Erbschafte­n und Vermögen endlich angemessen einbezieht.“

Auch Opposition­sführer Thomas Kutschaty reagierte mit Kritik auf den Nachtragsh­aushalt: „Um es kurz zu sagen: Das war nichts.“Wer sich Hoffnungen auf Unterstütz­ung durch die Landesregi­erung gemacht habe, der sei bitter enttäuscht worden. „Keine Initiative, keine Idee, wie die Menschen in NRW gut durch die Krise gebracht werden können“, so der SPD-Politiker. Auch er bemängelte, dass andere Länder eigene Unterstütz­ungspakete aufgelegt hätten. Schwarz-Grün fühle sich offenbar für nichts verantwort­lich und habe jeden Gestaltung­swillen in dieser Energiekri­se schon aufgegeben.

Der Bund der Steuerzahl­er goutierte zwar, dass das Land auf die Neuaufnahm­e von Schulden verzichtet habe. Der Landsvorsi­tzende Rik Steinheuer verlangte jedoch eine wirksame Vorsorgest­rategie für die sich abzeichnen­de wirtschaft­liche Rezession: „Steuermehr­einnahmen gehören in die Rücklage oder in den Schuldenab­bau.“

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany