Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Henkel-Manager spricht Schwachpunkte an
Der neue Spartenchef Wolfgang König hält die interne Fusion seines Bereichs Konsumgüter mit dem Segment Schönheitspflege für überfällig.
Zwei Hauptnachrichten brachte der Kapitalmarkttag des Henkel-Vorstandes am Dienstag, bei dem der Vorstand Vertreter von Banken und Fonds über die Strategie informierte: Der Umsatz wird 2022 auch wegen der hohen Inflation um 5,5 Prozent oder bis zu 7,5 Prozent steigen – bisher hatte Vorstandschef Carsten Knobel nur ein Wachstum von maximal 6,5 Prozent prognostiziert. Und im Henkel-Vorstand sitzt mit dem im vergangenen Sommer aus den USA abgeworbenen Wolfgang König (Foto) nun ein Manager, der ungewohnt offen Schwachstellen
öffentlich anspricht: „Man findet nur schwer eine Firma im Konsumgüterbereich, die sich einen solchen Luxus leistet.“Mit dieser Abrechnung stellte der 50-jährige Betriebswirt klar, warum es überfällig ist, dass die von ihm geleitete Sparte Schönheitspflege rund um die Marken Schwarzkopf, Dial und Syoss mit der Waschmittelsparte rund um Persil, Perwoll und Somat zu der neuen gemeinsamen Sparte Konsumgüter zusammengeführt wird. Es sei nicht akzeptabel, dass es weiterhin zwei
Vertriebsorganisationen, zwei Produktionsnetzwerke und zwei Managements für zwei Bereiche gäbe, die in Wahrheit gut zusammenpassen: „Wir können Synergien heben, als ob wir zwei verschiedene Firmen fusionieren.“König sagte, die interne Fusion habe nicht nur das Ziel, Geld zu sparen, sondern ganz neue Konsumgütergeschäfte durch Zukäufe oder
Weiterentwicklung von Technologien aufzubauen. „Wir werden nicht Tiefkühlkost verkaufen“, frotzelte er zwar, ließ sich aber alle Optionen offen. Sowohl er wie auch Vorstandschef Carsten Knobel gaben keine klare Antwort, als sie gefragt wurden, ob Henkel künftig auch Gesundheitsprodukte anbiete. „Zukäufe hängen auch von der Verfügbarkeit ab“, hieß es.
König ergänzte, dass Henkel mehr in Forschung und Entwicklung investieren solle als die bisherigen rund zwei Prozent vom Umsatz. „Das ist nicht genug.“Gute Preise könne der Dax-Konzern nur erwirtschaften, wenn sich die Produkte
durch Innovationen von der Konkurrenz unterscheiden. Wenn es nun rund 500 Millionen Euro einspare, dass unter anderem 2000 Verwaltungsjobs durch die interne Fusion wegfallen, solle ein Teil des Geldes in Erfindungen gesteckt werden. Das deckt sich mit Aussagen von Konzernprimus Knobel, der sich durch die einheitliche Konsumgütersparte mehr Tempo erhofft.
König ergänzte, dass er sich weiteren Umsatz erhoffe, wenn die Waschmittelexperten und die Schönheitsprofis ein Team werden: So würden schon jetzt sehr ähnliche Technologien genutzt, um Baumwolle und Haare gegen Verschleiß zu schützen.
„Wir wollen existierende Technologien besser nutzen.“
Der Ausbau des Digitalvertriebes und höhere Nachhaltigkeit gehören auch zur Strategie. Aktuell würden 20 Prozent der Waren digital verkauft, sagte Knobel, vor drei Jahren waren es erst zwölf Prozent. 68 Prozent des elektrischen Stroms kämen mittlerweile aus regenerativen Energiequellen, vor drei Jahren waren es elf Prozent. In drei Jahren soll jede zweite Führungskraft eine Frau sein, sagte Personalvorstand Sylvie Nicol. Aktuell sind es 38 Prozent, und im künftig fünfköpfigen Vorstand ist Nicol die einzige Frau.