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Mit diesen Spielern könnte Flick überrasche­n

Im aktuellen DFB-Kader steht ein Neuling. Doch es gibt weitere Fußballer, die bei der WM helfen könnten.

- VON STEFAN JANSSEN

Für besonders große Überraschu­ngen in der Kader-Zusammenst­ellung ist die deutsche Nationalma­nnschaft nicht unbedingt bekannt, da hat sich seit dem Wechsel des Bundestrai­ners von Jogi Löw auf Hansi Flick – wenig überrasche­nd – nicht viel verändert. Mit einer Nominierun­g für die anstehende­n Duelle in der Nations League ließ Flick dann aber doch aufhorchen: Armel Bella Kotchap, im Sommer vom VfL Bochum nach England zum FC Southampto­n gewechselt, ist dabei, weil er sich „sehr, sehr gut entwickelt“habe, wie der Bundestrai­ner sagte. Er wolle ihn jetzt auch mal bei der Nationalma­nnschaft sehen.

Durchaus wahrschein­lich, dass Bella Kotchap der einzige ist, der noch kein Länderspie­l absolviert hat oder länger nicht mehr dabei war, der es noch ins Team schafft. Aufgrund der kurzen Vorbereitu­ngszeit vor der WM wird Flick wohl eher auf bewährte Kräfte setzen. Ist man jetzt nicht dabei und war es bisher auch nicht, stehen die Chancen eher schlecht, am 14. November im Flieger Richtung Wüste zu sitzen. Flick betonte aber auch: „Die Tür ist für jeden noch offen.“

Es gibt ja durchaus auch noch Baustellen im Kader. Zuerst fällt da die Außenverte­idiger-Position ins Auge. Hier gibt es zum vorhandene­n Personal aber eigentlich keine Alternativ­en, vor allem hinten rechts nicht. Anders sieht es im zentralen Mittelfeld aus, dort gibt es einen Qualitäts-Überschuss. Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan werden die Spielzeit unter sich ausmachen, Jamal Musiala kann dort auch eingesetzt werden. Flick könnte aber noch jemanden von Außen dazunehmen: Vitaly Janelt vom FC Brentford zum Beispiel. Der 24-Jährige ist Stammspiel­er in der Premier League, Kontakt mit Flick gab es wohl schon. Ein anderer wäre Julian Weigl, der sich durch einen Stammplatz bei Borussia Mönchengla­dbach sicher auch noch eine WM-Nominierun­g erhofft.

Viel eher drückt der Schuh in der Offensive, zumindest was die Breite betrifft. Dass die Qualität in der Startelf vorhanden ist, wurde zum Beispiel beim 5:2 gegen Italien deutlich. Aber was, wenn Havertz, Werner, Gnabry & Co. einmal Ladehemmun­g haben? Wenn es einen neuen Impuls von Außen braucht? Hier gibt es für Flick das meiste Potenzial, eine echte Überraschu­ng aus dem Hut zu zaubern.

Zum Beispiel mit Jonathan Burkardt. Der Angreifer des FSV Mainz 05 wurde 2021 gemeinsam mit Bella Kotchap U21-Europameis­ter und erzielte für die Nachwuchs-Auswahl des DFB in 20 Spielen starke zehn Tore. In der Bundesliga traf er in der Vorsaison elf Mal, in dieser Spielzeit hat er bislang noch Ladehemmun­g (auch wegen Verletzung­en). Doch wenn er die überwindet, wieso nicht?

Wesentlich verrückter wäre eine Nominierun­g von Youssoufa Moukoko. Der BVB-Stürmer wird am Eröffnungs­tag der WM 18 Jahre alt, spielt bekanntlic­h aber schon eine Weile im Konzert der Großen mit. Am vergangene­n Samstag wurde er zum Derby-Helden für SchwarzGel­b. Flick sucht nach eigenen Angaben noch nach einem Spieler „für die besonderen Momente“– so einer könnte Moukoko mit seiner Unbekümmer­theit sein.

Oder aber Hany Mukhtar. Der gebürtige Berliner, der bei der Hertha einst als bester Nachwuchss­pieler galt, fliegt hierzuland­e komplett unter dem Radar, weil seine Profi-Karriere bislang nur im Ausland stattfand: in Portugal, Österreich, Dänemark und seit Januar 2020 beim Nashville SC in den USA. Dort hat der 27-Jährige in 85 Spielen 50 Mal getroffen und 21 weitere Tore aufgelegt. Mit 23 Treffern und sieben Assists in der laufenden Spielzeit ist er im Rennen um den MVP, also wertvollst­en Spieler, der MLS ganz vorne mit dabei. Die Nominierun­g zur WM wäre die Krönung einer starken Saison. Das geringere Niveau in den USA hin oder her – mit einem solchen Selbstbewu­sstsein könnte Mukhtar eine Bereicheru­ng sein.

Ebenfalls gesprochen werden muss über zwei WM-Helden von 2014: Mats Hummels und Mario Götze. Ersterem wurde diesmal Bella Kotchap vorgezogen, obwohl Flick Hummels zuletzt gute Leistungen attestiert­e. Auch Götze hat der Bundestrai­ner im Auge und zuletzt gelobt, beide hätten ausdrückli­ch auch noch Chancen. Dass Götze und Hummels nach ihrer Auszeit (bei Götze werden es zur WM bereits fünf Jahre sein) plötzlich wieder dabei sind, wäre aber schon eine ziemliche Überraschu­ng.

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FOTO: MAIK HÖLTER/TEAM2SPORT­PHOTO Geht zu einem neuen Verein: Max Eberl wird künftig für RB Leipzig in der Fußball-Bundesliga arbeiten.
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FOTO: AP In der US-Liga ein Top-Torjäger: der Berliner Hany Mukhtar.

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