Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Vollendete Tatsachen

- STEPHAN SINGER

Die Begründung der Stadtverwa­ltung zur Neustruktu­rierung der Dezernate mag schlüssig erscheinen. Sie beantworte­t die von Bernhard Meiski aufgeworfe­ne Frage nach der Statthafti­gkeit des Verfahrens, das letztlich den Hauptaussc­huss und den Rat vor vollendete Tatsachen stellt, nicht. Aus Sicht der Bürgermeis­terin ist eine Verabredun­g im Ältestenra­t effektiv – das geht schnell und dort finden schließlic­h keine öffentlich­en Diskussion­en statt, weil der „Geheimrat“unter sich bleibt. Aber: Während Vorschrift­en sicherlich zeitrauben­d sind, haben sie doch einen Sinn. Sie sollen Mitsprache, letztlich Demokratie schützen. Dazu kommt: Ratsmitgli­eder wollen sich nicht als „Stimmvieh“fühlen, sondern ernst genommen werden. Das ist verständli­ch, denn sonst hätten wir Wählerinne­n und Wähler allen Grund, unsere Stadtveror­dneten nicht mehr ernst zu nehmen.

„Geschmäckl­e“gibt dem Tagesordnu­ngspunkt des Hauptaussc­husses eine weiteres Detail: Während das Thema im öffentlich­en Teil der Sitzung eingeordne­t ist und auch die Beschlussv­orlage mit der Drucksache­n-Nummer 0196/2022 als „öffentlich“deklariert. Unter dem Status der Beratungsf­olge ist allerdings sowohl für den Hauptaussc­huss als auch für den Stadtrat am 26. September angegeben „nicht-öffentlich“. Das „riecht“zumindest danach, dass da ein Ruder kurz vor Termin herumgeris­sen werden musste, das Thema aber gerne nicht-öffentlich geblieben wäre.

Wenn ein Dezernat statt bisher vier nur noch zwei Ämter umfasst und ein anderes statt bislang drei nunmehr fünf, ist das unmöglich als Kleinigkei­t abzutun. Und: Kann die Bürgermeis­terin das alles schaffen, ohne sich zu überforder­n? Es wäre nicht der erste Fall von „Burn-Out“im Rathaus.

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