Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der Wagen 76 kommt nach Hause
Die Bahn aus der Baureihe von 1950 stand vor zwei Jahren im Internet zum Verkauf. Nun kehrt sie nach langer Zeit wieder nach Wuppertal zurück und soll am Hauptbahnhof hinter einer Glasfassade aufgehängt werden.
Am Wuppertaler Hauptbahnhof soll ein alter Schwebebahnwagen der Hingucker werden – das sind die Pläne von Investor Markus Bürger, die nun vorgestellt wurden. Die rot-gelbe Bahn ist zwar kein echter „Kaiserwagen“aus der ersten Baureihe, auch wenn Bürger ihn immer noch gern so nennt, sondern Wagen 76 aus der Baureihe ab 1950. Und er hat eine bewegte Geschichte hinter sich.
Dass er nun nach Wuppertal zurückkehrt, ist ein „Glücksgriff“, findet der Investor. Die Sanierungspläne für die Bahnhofsgebäude hatte Markus Bürger fertig, „aber das iTüpfelchen hat gefehlt“, erinnert er sich. Er habe überlegt, was typisch für Wuppertal ist, und sei natürlich auf die Schwebebahn gekommen. „Ich habe dann bei Google ,Schwebebahn kaufen‘ eingegeben“, erzählt er. Er erhielt in der Bildersuche ein Foto des Wagens, der als „Kaiserwagen“zum Verkauf angeboten wurde. Dahinter steckte eine Ebay-Anzeige.
Sabine und Jonas Powell aus Siegen boten den Wagen 76 Anfang 2020 an, der 13 Jahre in ihrem Second-Hand-Geschäft „At Home Factory“gehangen hatte, Ort für Geburtstage und Fotoshootings war. Weil sie den Wagen aber immer seltener nutzten und mehr Platz im Geschäft brauchten, boten sie ihn für 30.000 Euro im Internet an.
In Wuppertal entstand nach Bekanntwerden des Angebots eine Diskussion darüber, ob dieser Wagen auf dem Platz hinter dem Primark-Gebäude aufgestellt werden soll. Denn die Pläne für eine Fahrradgarage an dieser Stelle, das „Radhaus“, hatten sich gerade zerschlagen. Der damalige Oberbürgermeister Andreas Mucke fand: „Ein historischer Schwebebahnwagen vor einem historischen Bahnhof – das passt.“Auch der damalige Bezirksbürgermeister Hans-Jürgen Vitenius war begeistert: „Das wäre eine echte Aufwertung des Platzes und ein Blickfang ohnegleichen“, sagte er.
Aber im Juni 2020 beschloss der
Rat mit den Stimmen von CDU, Grünen, FDP und Freien Wählern, dass auf dem Platz acht Nachrückeplätze für Taxis entstehen sollen. Umgesetzt ist das bisher noch nicht, zuletzt hieß es, erst solle der „Wupperpark Ost“fertiggestellt sein.
Markus Bürger ließ sich damals den Wagen erst einmal nur reservieren – denn sein Angebot für die Hauptbahnhof-Sanierung war lediglich in der ersten Auswahlrunde. Als er in die zweite Runde kam, machte er Nägel mit Köpfen und kaufte ihn für eine fünfstellige Summe, konkreter will er zum Preis nicht werden. „Das war Pokern“, gibt Markus Bürger zu. „Es war ja nicht klar, wer die Ausschreibung gewinnt.“Aber er glaubt auch, dass die Schwebebahn ein wichtiger Teil seines Konzepts war, um die Jury zu überzeugen.
Er selbst ist von dem Gedanken begeistert, dass die Bahn „zurück nach Hause“kommt. Immerhin habe sie eine lange Reise hinter sich.
Nach Recherchen war sie 24 Jahre in Wuppertal unterwegs, wurde 1974 an die Tennisabteilung des WSV verkauft. 1984 kaufte die Weinhandlung
Bayreuther Straße den Wagen, 1993 wurde daraus das Lokal „Bel Air“in Köln. Als dessen Betrieb eingestellt wurde, kam die Bahn in eine Gewerbehalle, bis sie 2005 nach Siegen ging.
In Wuppertal soll sie jetzt einen noch spektakuläreren Auftritt als hinter dem Primark-Gebäude erhalten: Zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Nebengebäude soll sie hinter einer Glasfassade aufgehängt werden. „Das wird ein Alleinstellungsmerkmal wie die Freiheitsstatue in New York“, ist Bürger überzeugt. Besucher würden sich den Kopf verrenken nach dieser Sehenswürdigkeit, die auch begehbar sein soll. Markus Bürger stellt sich vor, dass die Gastronomie im Haus den Wagen für Feiern vermietet und Trauungen darin stattfinden können.