Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Auch Kinder sammeln eifrig Kilometer
Die Kinder sind hochmotiviert und nutzen ihre Räder für den Weg zur Schule oder zum Kindergarten.
Auf das blaue PukyRad ist Bjarne mächtig stolz. Erst vor zwei Wochen hat er es zu seinem Geburtstag geschenkt bekommen. Seitdem sind für den Vierjährigen alle Strecken, die zu Fuß zurückgelegt werden müssen, langweilig. Radfahren macht ihm viel mehr Spaß – auch bei Regen. „Bjarne liebt es im Regen und durch die Pfützen zu fahren“, berichtet Mutter Jarka Hense. Daher wird der Weg vom Höchsten zum Kindergarten „Rappelkiste“an der Bachstraße nun so oft wie möglich mit dem Rad zurückgelegt. Und das nicht ohne Grund: Denn Bjarne zählt zu den aktiven Stadtradlern, die innerhalb von drei Wochen (4. bis 24. September) für ein gutes Klima radeln. „Wir bauen auf dem Weg zum Kindergarten extra noch eine kleine Schleife ein – so kommen wir auf knapp einen Kilometer pro Strecke“, sagt Jarka Hense. Bjarne sammelt als jüngster Teilnehmer im Team nun fleißig Kilometer für die Trailrider des ATV Hückeswagen.
Die längste Strecke, die der Vierjährige geschafft hat, war etwa zehn Kilometer lang und führte entlang der ehemaligen Bahntrasse nach Hämmern und zurück. Der kleine Bruder sitzt dann im Fahrradanhänger der Eltern. Bjarne fährt aber lieber selbst. „Ich kann auch schon alleine anfahren“, sagt der Vierjährige stolz, bevor er die nächste Runde auf dem Schulhof der Montanusschule startet und scheinbar gar nicht müde wird. Bei steileren Anstiegen kommen auch schon Mal die Eltern als bergische Schiebehilfe zum Einsatz.
In seinem Stadtradler-Team ist Bjarne der jüngste Teilnehmer. Größtes Vorbild ist sein Onkel Jens Wienert, der mit dem Mountainbike bei der „Bike Transalp 2022“schon die Alpen überquert hat. „Bjarne liebt es, mit seinem Onkel am Fahrrad rumzuwerkeln“, berichtet seine Mutter.
Da jeder Kilometer zählt, sind Kinder willkommene Teilnehmer bei der Aktion „Stadtradeln“. Alle, die in Hückeswagen wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine Schule besuchen, dürfen für die Schloss-Stadt in die Pedale treten.
Das machen auch Annika Forche (14) sowie die Geschwister Antonia (14), Robert (12) und Johann (10) Pohl. Sie fahren für das Team der Kolpingsfamilie mit ihren Rädern so oft es geht nach Wipperfürth zum
Sankt-Angela-Gymnasium. „Wir haben auch an der Auftaktveranstaltung teilgenommen und sind von Radevormwald über Hückeswagen, Wipperfürth bis nach Marienheide und zurückgefahren. Das wären schon allein 60 Kilometer“, rechnet
Antonia Pohl vor. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Team der Kolpingsfamilie enorm gesteigert und steht derzeit mit 27 aktiven Teammitgliedern und mehr als 5500 geradelten Kilometern auf dem dritten Platz unter den 38 angemeldeten
Teams der Schloss-Stadt. „Das sind mehr als doppelt so viele Kilometer wie im vergangenen Jahr“, vergleicht Antonia Pohl.
In der zweiten Woche der Aktion hat jedoch der Regen so mancher Fahrradtour einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. „Ich bin in der ersten Woche mit 136 Kilometern durchgestartet. Aber danach war ich nicht mehr so motiviert“, gibt Robert offen zu. Seine große Schwester und Freundin Annika hingegen nehmen für den acht bis zehn Kilometer langen Schulweg so oft wie möglich das Fahrrad. Das hat Vorteile: „Der Bus ist so stickig, und wenn man morgens mit dem Rad fährt, ist man richtig wach, wenn man ankommt“, sagen die 14-jährigen Mädchen. Um die Kilometer zu messen, lassen sie auf der Strecke die Stadtradeln-Handy-App laufen, die die Strecke anzeigt und einträgt. Alternativ können die gefahrenen Kilometer aber auch nachträglich manuell eingegeben werden. Annika Forche liebt es, sich an der frischen Luft zu bewegen.
Oft hört sie beim Radfahren auch Musik. „Ich mache es für mich selbst“, sagt sie. So oft es geht verzichten Annika, Antonia, Robert und Johann darauf, sich von den Eltern mit dem Auto in die Stadt oder zu den Treffen der Kolpingjugend fahren zu lassen. Der Umweltgedanke ist ihnen wichtig. „Eine Fahrradtour spart kein Benzin, und mit dem Bus bin ich klimafreundlich unterwegs“, betont Annika Forche. Es seien vielmehr die alltäglichen kurzen Fahrtstrecken, bei denen auf das Auto verzichtet werden sollte. Das wollen die vier Mitglieder der Kolpingsjugend so lange wie möglich tun. „2021 sind wir noch bis November gefahren“, berichtet Antonia Pohl.
Die Familie Hense ist der Umweltschutz ebenso wichtig. „Wir vermeiden Autofahrten innerhalb der Stadt und machen fast alles zu Fuß“, sagt Jarka Hense. Bjarne wechselt dann auch gerne mal auf sein Laufrad, denn das hat eine echt coole Sirene. „Er ist nämlich auch Freizeitpolizist“, fügt seine Mutter erklärend hinzu und lächelt.