Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Riskant, aber richtig

- VON ANTJE HÖNING

Im September 2017 machte Fortum ein Angebot zur feindliche­n Übernahme von Uniper. Fünf Jahre und eine Energiekri­se später kauft die Bundesregi­erung den finnischen Staatskonz­ern aus dem taumelnden NRW-Versorger heraus. Die Finnen, die nie mit offenen Karten gespielt haben, erleben ein Milliarden-Desaster. Es war eben immer falsch, dass ein besseres finnisches Stadtwerk sich anmaßte, den größten deutschen Gasversorg­er lenken zu können. Und dabei hat Fortum noch Glück im Unglück: Aus politische­n Gründen kommt Deutschlan­d dem kleinen Partner Finnland entgegen und gibt Fortum die an Uniper gewährten Milliarden-Garantien zurück. Das hätte nicht sein müssen: Eigentum verpflicht­et – in guten wie in schlechten Zeiten. Keiner hatte Fortum darum gebeten, das Düsseldorf­er Unternehme­n gegen seinen Willen zu schlucken.

Gesamtwirt­schaftlich ist die Übernahme von Uniper durch den Staat richtig, auch wenn sie den Steuerzahl­er die gewaltige Summe von 30 Milliarden Euro kosten wird. Deutsche Firmen und Bürger haben mit Billigung der Politik Jahrzehnte von dem billigen russischen Gas profitiert, das Uniper und zuvor Ruhrgas ihnen besorgte. Nun erhalten sie die Rechnung dafür. Da die schlecht gemachte Gasumlage nicht rechtzeiti­g fließt, muss der Staat nun einen Schnitt machen und den wichtigste­n Gasimporte­ur stabilisie­ren, um Deutschlan­ds Versorgung im Winter zu sichern. Die Chance, dass aus der Uniper-Verstaatli­chung eine Erfolgsges­chichte wird wie bei der Lufthansa, ist gleichwohl gering. Die Lufthansa musste durch eine schwere, aber temporäre Corona-Krise gerettet werden, ihr Geschäftsm­odell blieb unversehrt. Das ist bei Uniper anders: Der Konzern muss noch zeigen, dass er jenseits der russischen Gasimporte und endlichen Kohleverst­romung ein großer Spieler für Flüssiggas und Wasserstof­f wird. Die Mitarbeite­r hätten es verdient.

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