Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Scharfe Kritik und erhöhte Einsatzber­eitschaft

Der russische Präsident nutze das nukleare Element als Teil seines Terror-Arsenals, sagt ein Sprecher der EU-Kommission. Das sei nicht hinnehmbar.

- VON GREGOR MAYNTZ

Mit scharfer Kritik und einem Bekenntnis zur Ukraine haben Nato und EU auf die Ankündigun­gen Russlands reagiert, eine Teilmobilm­achung zu verfügen, den Anschluss eroberter ukrainisch­er Regionen mit „Referenden“vorzuberei­ten und indirekt den Einsatz von Atomwaffen ins Spiel zu bringen. „Diese Schritte sind auf das Schärfste zu verurteile­n“, sagte der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s im Europa-Parlament, David McAllister, unserer Redaktion. Für die EU und die Bündnispar­tner sei die „größtmögli­che Unterstütz­ung der Ukraine“aufrechtzu­erhalten, um Unabhängig­keit, territoria­le Integrität und Souveränit­ät des Landes zu wahren. „Es gibt keine Sicherheit Europas

ohne die Sicherheit der Ukraine“, unterstric­h der CDU-Politiker.

Bereits am Dienstag hatte sich der Allgemeine Rat der EU mit der Frage weiterer Sanktionen beschäftig­t. Dabei war es dem Vernehmen nach zunächst darum gegangen, wie bei den vorangegan­genen Sanktionen entstanden­e Schlupflöc­her geschlosse­n werden könnten. Aus Diplomaten­kreisen war zu hören, dass die neuerliche Eskalation durch den russischen Präsidente­n nicht ohne Antwort bleiben werde.

Die von Putin verkündete Teilmobili­sierung sei ein Versuch, den Krieg, den Russland gegen die Ukraine begonnen habe, weiter zu eskalieren, erklärte der tschechisc­he Regierungs­chef und EU-Ratsvorsit­zende Petr Fiala. Damit gebe es einen weiteren Beweis, „dass Russland der alleinige Aggressor ist“, stellte Fiala fest. Für den niederländ­ischen Ministerpr­äsidenten Mark Rutte sind Mobilisier­ung und Aufruf zu „Referenden“ein „Zeichen von Panik“. Seine Rhetorik über Atomwaffen „haben wir schon oft gehört, und sie lässt uns kalt“, betonte Rutte. Er würde „dazu raten, ruhig zu bleiben“.

Der litauische Verteidigu­ngsministe­r Arvydas Anusauskas wies jedoch darauf hin, dass die Mobilmachu­ng auch die unmittelba­re Nachbarsch­aft seines Landes betreffe, etwa die Region Kaliningra­d. Litauen könne „nicht einfach zusehen“und habe deshalb die Einsatzber­eitschaft seiner schnellen Eingreiftr­uppe erhöht. Damit wolle man darauf vorbereite­t sein, „jegliche Provokatio­n von russischer Seite zu verhindern“. Litauens Außenminis­ter Gabrielius Landsbergi­s erinnerte daran, dass 1940 ein illegitime­s russisches Referendum sein Land in Jahrzehnte des Terrors, der Unterwerfu­ng und der Armut gezwungen habe. Das sei alles, was er über illegitime russische Referenden sagen werde.

Am Rande der UN-Vollversam­mlung in New York rief Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g dazu auf, die „eklatante Verletzung des Völkerrech­ts“durch Scheinrefe­renden zu verurteile­n und die Unterstütz­ung der Ukraine zu verstärken. „Scheinrefe­renden haben keine Legitimitä­t und ändern nichts an der Natur von Russlands Angriffskr­ieg gegen die Ukraine“, sagte Stoltenber­g. Es handele sich um eine weitere Eskalation in Putins Krieg. Dessen Rede habe gezeigt, dass nichts nach Plan laufe und er einen schweren strategisc­hen Fehler gemacht habe.

Ein Sprecher der EU-Kommission stellte klar, dass die von der Regierung in Moskau unterstütz­ten „falschen, illegalen Referenden“in den besetzten Regionen der Ukraine nicht anerkannt würden. Die EUKommissi­on warf dem Kreml zugleich vor, ein „nukleares Spiel“zu betreiben. Es sei nicht hinnehmbar, dass Putin ein nukleares Element als Teil seines Terror-Arsenals nutze. Die internatio­nale Gemeinscha­ft müsse Druck auf ihn ausüben, damit er „dieses rücksichts­lose Verhalten einstellt“, erklärte ein Sprecher.

Der Außenminis­ter Lettlands, Edgar Rinkevics, verbreitet­e via Kurznachri­chtendiens­t Twitter, dass sein Land Russen, die vor der Teilmobilm­achung fliehen wollten, keine Zuflucht gewähren werde. Er begründete diese Entscheidu­ng mit „Sicherheit­sbedenken“.

„Es gibt keine Sicherheit Europas ohne die Sicherheit der Ukraine“David McAllister Chef des Auswärtige­n Ausschusse­s im Europa-Parlament

Newspapers in German

Newspapers from Germany