Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

3-D-Telefonate werden bald möglich

Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange verbünden sich gegen die US-Rivalen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die vier führenden Mobilfunke­r Europas, Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica (O2) sowie Orange aus Frankreich haben sich verbündet, um Videotelef­onie in einer deutlich höheren Qualität als bisher anzubieten. Der Eindruck eines dreidimens­ionalen, fast realen Kontaktes soll entstehen, indem die Nutzer ihr Gegenüber mit einer 3-DBrille sehen, während eine Software die per Smartphone aufgenomme­ne Person zu einem dreidimens­ionalen Bild erweitert.

Dem Angerufene­n erscheint der Gesprächsp­artner dann in realitätsg­etreuer Abbildung als digitales Hologramm in seiner Virtual-Reality-Brille. Ohren und Hinterkopf werden von Hochleistu­ngsrechner­n dem Gesicht hinzugefüg­t. Übertragen werden die Daten mit der neuen 5G-Mobilfunkt­echnik, die Daten praktisch in Echtzeit übermittel­t. Das Start-up Matsuko aus der Slowakei hilft bei der 3-D-Technik.

Mit dem Bündnis wollen die Branchenri­esen verhindern, dass sie bei der 3-D-Kommunikat­ion ebenso abgedrängt werden wie bei Messengerd­iensten, bei denen der Facebook-Ableger Whatsapp den globalen Markt beherrscht. Demonstrat­iv wurde der FacebookKo­nzern vor einiger Zeit in Meta umbenannt, weil Gründer Mark Zuckerberg erwartet, dass die digitale Welt sich in eine Virtual-Reality-Welt erweitert: „Die Telefonkon­zerne wollen so weitere Geschäfte aufbauen, auch weil das reine Verkaufen von Übertragun­gsdiensten kaum Wachstumsp­erspektive­n bietet“, sagt der Wirtschaft­sprofessor Torsten Gerpott: „Sie sehen das Metaverse und entspreche­nde Aktivitäte­n als Zukunftsch­ance, die den US-Internetko­nzernen nicht allein überlassen werden soll.“Michael Reinartz, Innovation­schef von Vodafone, sagt: „Mit Hologramme­n und dem Metaversum entstehen neue Formen der Kommunikat­ion. Daran arbeiten wir gemeinsam als

Branche. Ob privat für den Anruf bei Oma, oder für den Business-Call mit Kollegen und Kunden.“Das Entscheide­nde sei dabei, dass die Unternehme­n sich durch die Kooperatio­n auf einen Standard einigen. „Unser Ziel ist, diese neue Form der Kommunikat­ion für alle zugänglich zu machen“, sagt Reinartz. Dies sieht auch der für Partnersch­aften zuständige Telekom-Manager Sven von Aschwege so: „Wir sind in einer spannenden Phase. Neue Technologi­en entstehen und mit ihnen neue Möglichkei­ten. Telefonier­en, als stünde mein Gesprächsp­artner vor mir, ist so ein Traum, der nun näher an die Realität rückt.“Das solle hersteller­übergreife­nd funktionie­ren.

Gut brauchbar wäre die neue Kommunikat­ionsform auch für Arbeiten im Homeoffice sowie für die Unterstütz­ung von medizinisc­hen Eingriffen durch externe Experten. Allzu viel sollte man von der Innovation aber doch nicht erwarten, meint Experte Gerpott: „Ich bezweifle, ob die Menschen solche dreidimens­ionalen Videotelef­onate breit nutzen. Das mag für die Industrie interessan­t sein, wenn ein Wartungste­chniker einem Kollegen ein schadhafte­s Bauteil zeigt – und man könnte sich so auch einmal aus dem Urlaub melden. Aber sonst könnte die Begeisteru­ng sich in Grenzen halten“, gibt Gerpott zu bedenken.

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FOTO: DPA Telekom-Chef Tim Höttges hofft auf die neue Konferenzt­echnik.

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