Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Obstbaumwiese im Tannenhof war „schutzlos“
Die Fällung der Bäume auf einer Streuobstwiese hat ein politisches Nachspiel. Die SPD hat einen Fragenkatalog eingereicht.
Die Vorfreude war groß, die Vorbereitungen liefen seit Wochen. Nach mehrjähriger Corona-Pause sollte am kommenden Sonntag das herbstliche Obstwiesenfest des Arbeitskreises Obstwiesenfest Bergisches Städtedreieck „auf dem schönen Gelände der Evangelischen Stiftung Tannenhof gefeiert werden“, wie es auf der Homepage der Naturfreunde Wuppertal heißt.
Daraus wird nun nichts. Bei einem finalen Abstimmungstermin Ende August im Tannenhof musste das Orga-Team feststellen, dass es die Streuobstwiese nicht mehr gibt. Die Obstbäume, die dem Fest den Namen und Rahmen geben und an denen ein Experte interessierten Gästen den Obstbaumschnitt demonstrieren wollte, waren nicht mehr da.
„Die waren konsterniert“, berichtete Frank Stiller, Abteilungsleiter in der unteren Naturschutzbehörde, am Dienstagabend im Naturschutzbeirat. Dort war das Thema auf die Tagesordnung gerutscht, weil die SPD einen Fragenkatalog eingereicht hatte. Man ist unter anderem verwundert, dass die Streuobstwiese gerodet wurde, ohne dass dies zuvor in der Bezirksvertretung Lüttringhausen oder im Naturschutzbeirat besprochen worden sei.
Dietmar Volk, kaufmännischer Direktor der Stiftung Tannenhof, sagte im Gespräch mit der Redaktion, dass der Gartenbaubetrieb, der sich um die Grünpflege kümmert, den Tannenhof aufgefordert habe, das Gelände abzusperren. Bäume auf der Wiese seien nicht mehr standsicher und könnten zur Gefahr werden. Für Volk kein neues Thema. Sommerhitze und der fehlende Regen hätten zuletzt an den alten Bäumen „eine Menge Schaden angerichtet“. In diesem Zusammenhang sei die Frage aufgekommen, „ob man nicht ein bisschen im Gelände modellieren kann“. Aushub vom Bau der Kindertagesstätte – Mutterboden und Grauwackesteine – seien auf das Gelände gebracht worden, berichtet Volk. „Bäume, die im Weg standen, haben wir beseitigt.“Volk kündigte an, dass auf der Fläche 25 neue Apfelbäume gepflanzt werden sollen. „Für die suchen wir auf jeden Fall Baumpaten, denn der nächste Sommer wird hart werden.“
Frank Stiller sagte im Beirat, dass aus seiner Sicht längst nicht alle Bäume auf der Wiese altersschwach gewesen seien. Die Frage der SPD, ob eine Genehmigung für die Fällung der Bäume notwendig gewesen sei, verneinte er. Die Fläche liege auf privatem Gelände im Innenbereich, dort habe seine Behörde keinen Zugriff. Auch habe der Streuobstwiesenschutz in NRW eine bedauerliche Lücke. Zwar gibt es die Aussage, dass eine Unterschutzstellung solcher Wiesen greifen soll, wenn die Zahl solcher ökologisch wertvollen Flächen um fünf Prozent oder mehr abnimmt. Eine Erfassung der Bestände aber gebe es nicht. Stillers Fazit: „Die Wiese war schutzlos.“
Beiratsmitglied Gabriele Lipka bedauert die Fällung. Alte Obstbäume, auch wenn sie nicht mehr tragen, hätten „einen hohen ökologischen Wert“. Wenn der Tannenhof sich von der Naturschutzbehörde oder der Biologischen Station Mittlere Wupper hätte beraten lassen, wäre die Entfernung zu verhindern gewesen.