Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Es droht der Eliza-Effekt

Algorithme­n erzeugen Sprache – fasziniere­nd und beunruhige­nd.

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Die vergangene­n Wochen haben einen Einblick in die aktuellen Fähigkeite­n von Künstliche­r Intelligen­z (KI) gegeben, der sowohl fasziniere­nd als auch beunruhige­nd ist. 2022 wurden leistungss­tarke Algorithme­n eingeführt, die Bilder und Texte auf Anfrage erstellen. Insbesonde­re die aktuell noch kostenlose Chat GPT hat den Wandel greifbar gemacht. Modelle wie diese bilden die Grundlage für fast alle KI-basierten Systeme. Unternehme­n können die Basismodel­le nutzen und anpassen, um so Anwendunge­n in Bereichen wie Vertrieb, Kundenserv­ice, Design, Spiele, Bildung und Recht zu speisen. Die Basismodel­le können zwar zur Entwicklun­g neuartiger Anwendunge­n verwendet werden, sie können aber auch ein wirksames Mittel

sein, um Fehlinform­ationen zu verbreiten, hochwertig­en Spam zu automatisi­eren und urheberrec­htlich geschützte Inhalte zu plagiieren.

Die Modelle enthalten nachweisli­ch Vorurteile und erzeugen Stereotype­n. Besorgnise­rregend ist, dass potenziell­e Fehler auf alle nachfolgen­den Modelle übertragen werden, was zu weit verbreitet­en Problemen führen kann, wenn sie nicht bewusst gesteuert werden. Die Regulierun­gsbehörden müssen sich jedoch fragen: Verstehen wir genug, um beurteilen zu können, wo die Modelle angewendet werden sollten und wo sie verboten werden müssen? Immer wieder wird über „KI-Anpassung“gesprochen – also Maschinen dazu zu bringen, sich ethisch zu verhalten –, aber es gibt keinen überzeugen­den Weg, dies zu tun.

In der Zwischenze­it droht der Eliza-Effekt, bei dem Menschen unbedachte­s Geplapper von Maschinen mit dem eines Menschen verwechsel­n. Insbesonde­re bei Linkedin experiment­ieren faule Nutzer bereits mit Chat GPT. Für mich ist das Wichtigste Transparen­z: die klare Kennzeichn­ung von KI-generierte­n Inhalten. 2023 werden solche Systeme weit verbreitet sein. Früher oder später werden sie verzerrte Ergebnisse erzeugen mit fatalen Folgen. Daher meine düstere Vorhersage: In diesem Jahr wird es den ersten Kriminalfa­ll geben, der öffentlich mit Künstliche­r Intelligen­z in Verbindung gebracht wird.

Unsere Autorin ist Start-up-Gründerin und Sprecherin der Initiative NRWalley. Sie wechselt sich hier mit Blogger Richard Gutjahr ab.

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