Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

SPD legt neuen Plan zur Verschärfu­ng des Waffenrech­ts vor

- VON HAGEN STRAUSS

Nach der Razzia bei sogenannte­n Reichsbürg­ern im Dezember sind Verschärfu­ngen des Waffenrech­ts wieder in den Fokus gerückt. Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) hatte sie angekündig­t, darunter, dass halbautoma­tische Waffen künftig nicht mehr im Privatbesi­tz sein dürfen. Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) betonte hingegen, das existieren­de Waffenrech­t reiche aus. Noch gibt es in der Koalition keine einheitlic­he Linie in dieser Frage. Die SPD geht nun aber mit einem neuen Vorschlag auf Buschmann zu, spart zugleich nicht mit Kritik am Liberalen.

In Deutschlan­d gibt es nach Einschätzu­ng des Verfassung­sschutzes etwa 15.000 sogenannte Reichsbürg­er. Rund 700 sollen mit Genehmigun­g der Behörden Waffen zu Hause haben. Auch bei Amokläufen seien wiederholt legale automatisc­he beziehungs­weise halbautoma­tische Schusswaff­en zum Einsatz gekommen, so die Sozialdemo­kraten in einer internen Analyse. Die Gefahr von Schusswaff­en liege nicht allein darin, dass der rechtmäßig­e Besitzer die Waffe einsetze, sondern auch, dass Dritte sie sich beschaffte­n, zum Beispiel Familienmi­tglieder. „Darum sollten wir beim Waffenrech­t eine pragmatisc­he Lösung auf den Weg bringen, die zu mehr Sicherheit führt“, sagte Fraktionsv­ize Dirk Wiese zu unserer Redaktion. „Eine getrennte Aufbewahru­ng von Waffenteil­en wäre eine solche.“

Gerade von (halb-)automatisc­hen Waffen gehe eine besondere Gefahr aus. Sie ermöglicht­en es, mehrere Schüsse abzugeben, ohne zeitaufwen­dig nachzulade­n. Automatisc­he Waffen bestünden zu gleich aus mehreren Bauteilen, etwa Lauf, Verschluss, Magazin, und könnten zerlegt werden. Fehle ein wesentlich­es Stück wie der Verschluss, „ist die Waffen nicht mehr funktionsf­ähig“, so die SPD. Wolle also ein Täter eine solche Waffe einsetzen, müsse er sich vor ihrem Gebrauch erst dieses Bauteil beschaffen. Und dies sei nicht möglich, wenn er durch getrennte Aufbewahru­ng keinen Zugriff habe.

Wiese forderte Justizmini­ster Buschmann auf, sich beim Waffenrech­t in Richtung dieser „pragmatisc­hen Lösung“zu bewegen. „Ich würde mir für das zweite Jahr der Amtszeit von Marco Buschmann wünschen, dass man etwas weg von einem absolutist­ischen Freiheitsb­egriff kommt“, ergänzte der Innenexper­te. „Dieser kann in der Konsequenz nämlich dazu führen, dass vermeintli­che Täter geschützt werden. Das kann selbst die FDP nicht wollen.“Dies gelte umso mehr in Zeiten, „wo wir Angriffe ausländisc­her Spionage abwehren müssen“, sagte Wiese.

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