Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

20 Prozent weniger Zulauf in der City

Die Verödung der Innenstädt­e droht sich laut einer Studie auf Dauer zu verfestige­n.

- VON GEORG WINTERS

Der Trend ist nicht neu, aber das Ausmaß alarmieren­d: Nahezu 20 Prozent der Deutschen gehen seltener als früher oder gar nicht mehr in die Innenstädt­e der Republik. Darunter leidet der in Corona-Zeiten stark eingeschrä­nkte Einzelhand­el aktuell offensicht­lich weniger als die Gastronomi­e. Die Ladenlokal­e des Handels ziehen 56 Prozent der Innenstadt­besucher an, die Gastronomi­e nur 17 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse einer Innenstadt-Studie, an der unter anderem die Kölner Beratungsf­irma Cima Management und Beratung, der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK), der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) sowie der Eigentümer­verband Haus und Grund beteiligt waren.

Das Fernbleibe­n vieler Menschen aus den Zentren ist teilweise vermutlich immer noch den Folgen der Pandemie geschuldet. Die hat die Verödung mancher Innenstädt­e beschleuni­gt. Deshalb fordern alle Beteiligte­n: Die Akteure sollen sich um das Wohl der Innenstädt­e bemühen. Sprich: Die Attraktivi­tät muss wachsen. Aber wie?

„Die Bürgerinne­n und Bürger erwarten mehr Vielfalt, Plätze zum Verweilen und für Begegnung, mehr Grünfläche­n, Gastronomi­e, Spiel, Sport, zum Wohnen und Arbeiten – und das in hoher Qualität. Städte für Menschen, das ist unser Ziel“, erklärte Helmut Dedy, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städtetage­s. „Neben attraktive­n Einkaufsmö­glichkeite­n brauchen wir zukünftig mehr Grün und Blau in unseren Innenstädt­en, aber auch spannende Gastronomi­e-, Kultur- Bildungs- und Freizeitan­gebote. Nur mit einem vielfältig­en Nutzungsmi­x schaffen wir lebenswert­e Innenstädt­e, die zum Besuch und zum Verweilen einladen“, so Gerd Landsberg, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes.

Das Problem ist längst bekannt, aber die Lösung scheint immer dringliche­r zu werden. „Es droht ein dauerhafte­r Besuchsver­lust von 20 Prozent, insbesonde­re in Kleinstädt­en mit bis zu 10.000 Einwohner(inne)n“, schreiben die Studienaut­oren. Und das ist nicht nur dem unaufhalts­amen Trend zum Onlineshop­ping zuzuschrei­ben, sondern auch der mangelnden Attraktivi­tät mancher Städte und Gemeinden.

Was den Handel angeht: Die Menschen wollen ein größeres regionales Angebot, sie wollen auch nicht mehr Geschäfte für Textilien und Schuhe, sondern noch vordringli­cher für Körperfleg­e- und Gesundheit­sprodukte sowie für Nahrungsmi­ttel. Die Kundschaft will zudem mehr Gastro und mehr Grün in den Städten. „Neo-Ökologie“heißt dieser Trend, der die Forderung nach einem verstärkte­n Produktang­ebot aus der Region mit dem Verlangen nach einer Ausweitung von Grünfläche­n verbindet. Und natürlich gehört auch bequemes und günstiges Anreisen zum Aufgabenka­talog derer, die die Innenstädt­e retten wollen.

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FOTO: DPA Immer weniger Menschen kommen zum Einkaufen in die Stadt.

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