Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Mach wat de wills – mir is et ejal“

Praktisch aus dem Nichts taucht Roy Madeck in der kulturelle­n Szene der Stadt auf – ein eigenwilli­ger Künstler mit Streifenhe­md.

- WOLFGANG WEITZDÖRFE­R STELLTE DIE FRAGEN

Es ist der 27. Dezember, Weihnachte­n ist gerade durch, die Verdauung muckt noch ein wenig, und die Stimmung schwankt zwischen Feiertags-Blues und Aufbruchss­timmung. Eigentlich die Zeit, um innenzuhal­ten, aus ureigenem Interesse, um sich nicht noch kurz vor dem Neustart ins neue Jahr so zu verausgabe­n, dass man diesen entweder nicht vernünftig zu feiern in der Lage ist – oder danach direkt wieder in diese ungewöhnli­che Katerstimm­ung der Zwischenta­ge verfällt. Doch dann kommt ein Termin herein, ein Interview. Mit einem gewissen Roy Madeck aus Wermelskir­chen. Der ist mehr oder minder aus dem Nichts aufgetauch­t, ein „UrKölscher mit dänischen Wurzeln“, auf den wenigen Bildern, die es von ihm gibt, mit einer 1970er-JahreFlieg­e-Puck-Sonnenbril­le, dezentfrec­h rausgestre­ckter Zunge und Haute-couture in Form eines beige-weiß-braun-gestreifte­n Hemds deutlich macht, dass er nicht wirklich von der Stange ist. Der Ort des Gesprächs, eine selbstzusa­mmengezimm­erte Holzhütte in der Mitte von Nirgendwo, irgendwo im Rheinisch-Bergischen Kreis, passt da auch wie der Faust aufs Gretchen – und als Roy Madeck den Mund aufmacht, ist es, als ob Henning Krautmache­r von den Höhnern und Egon Olsen von der Olsenbande sich in der Sprache des Gegenübers zu einem munteren Stelldiche­in eingefunde­n haben. Mehr und mehr gewinnt aber das Kölsche mit einer eigenen Mixtur aus Köln, Eifel und Unna im Ruhrgebiet die Überhand, und auch der Gesprächsp­artner selbst taut schnell auf. Von Katerstimm­ung nach den Feiertagen oder Katerstimm­ung vor dem Jahreswech­sel ist nichts zu spüren. Also, los geht’s, lernen wir diesen eigenwilli­gen Künstler einmal etwas näher kennen.

Herr Madeck, was für ein Jahr, oder? Also, das zurücklieg­ende! Was meinen Sie, geht das 2023 so weiter, wie es 2022 aufgehört hat?

Roy Madeck Das kann es ja nicht, weil sich schon die Jahreszahl ändert und da 2023 eine Primzahl ist, wird man es bestimmt nicht so gut teilen können wie das letzte, aber ansonsten sehe ich dem nächsten Jahr sehr positiv entgegen.

Können Sie sich unseren Lesern mal ein wenig näher vorstellen?

Madeck Hallo, hier ist Roy – Sänger, Erfinder und Erklärer. Wer mehr über mich wissen möchte, kann mich googlen und dann meine Videos im Internet angucken.

Heißen Sie eigentlich wirklich Roy? Oder ist das eine Abkürzung?

Madeck Roy ist zwar kurz, aber keine Abkürzung. Er ist ein keltischer Vorname, war hauptsächl­ich in Irland verbreitet und bedeutet „rot/ rothaarig“.

Was ist Ihr musikalisc­her Sinn des Lebens?

Madeck Doppelfrag­e! Ich würde sagen: „Mach wat de wills – mir is et ejal.“

Haben Sie Vorbilder für Ihre Musik?

Madeck Meine Lieder sind immer von irgendwem oder irgendwas inspiriert. Mein neuester Hit „Up en Zuch“zum Beispiel von den Dabs, den Dabringhau­ser Musikanten. Andere Lieder klingen mehr nach Elvis oder den Fantastisc­hen Vier.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Musik zu machen?

Madeck Die Idee kam mir in der Nähe eines Rastplatze­s bei Bielefeld, als ich ein Lied im Radio eines Nissan Micra hörte. Spontan dachte ich: Dat kannste besser.

Wie jeck sind Sie – lieber „Up en

Zuch“oder „up Entzuch“?

Madeck Das ist kein Entweder-Oder, sondern hängt untrennbar zusammen. Wer jeck ist, kennt zwangsläuf­ig beides.

Ist das Leben mit Humor Ihrer Ansicht nach denn wirklich leichter zu ertragen?

Madeck Keine Ahnung. Ich ertrage das Leben nicht, sondern lebe es. Humor hat man oder auch nicht. Ob ein Leben ohne Humor anders ist als meins, kann ich nicht sagen, weil ich in diesem Leben noch kein Leben ohne Humor gelebt habe.

Müssen Sie manchen Leuten Ihren Humor eigentlich erklären – und kann man das überhaupt?

Madeck Wenn man Humor erklären muss, ist es kein Humor. Humor ist darüberhin­aus auch immer subjektiv. Ich finde mich wahrschein­lich um ein Vielfaches witziger als meine Zuschauer oder umgekehrt. Wer kann das schon sagen?

Sind Sie eigentlich Multi-Instrument­alist – oder gibt es auch eine Roy-Madeck-Band?

Madeck Eine Band gibt’s (noch) nicht. Zu zeitaufwen­dig. Die passen

Madeck Also, wieviel Köln oder wieviel Kölsch? Das formuliere­n Sie besser nochmal genauer und ich sage das dann beim nächsten Interview.

In Ordnung! Eine letzte Frage hätte ich dann aber noch. Kennen Sie eigentlich Dittsche – irgendwie erinnern Sie an das Ruhrpott-Original…

Madeck Oh, wieder ein Test! Ich kenne Dittsche natürlich aus der Eppendorfe­r Grill-Station, die sich bekanntlic­h in Hamburg befindet. Die Längsstrei­fen meines Hemdes finden sich auch auf seinem Bademantel, und in vielerlei Hinsicht denken Dittsche und ich vermutlich ähnlich. Er kennt sich aus!

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Dänischer Kölner oder kölscher Däne – wer Roy Madeck erleben will, kann ihn sich kurzerhand per Video ins heimische Wohnzimmer holen. Auf seiner Website gibt es eine ganze Menge an Material zu unterschie­dlichen Themen.
FOTO: PRIVAT Dänischer Kölner oder kölscher Däne – wer Roy Madeck erleben will, kann ihn sich kurzerhand per Video ins heimische Wohnzimmer holen. Auf seiner Website gibt es eine ganze Menge an Material zu unterschie­dlichen Themen.

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