Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Mach wat de wills – mir is et ejal“
Praktisch aus dem Nichts taucht Roy Madeck in der kulturellen Szene der Stadt auf – ein eigenwilliger Künstler mit Streifenhemd.
Es ist der 27. Dezember, Weihnachten ist gerade durch, die Verdauung muckt noch ein wenig, und die Stimmung schwankt zwischen Feiertags-Blues und Aufbruchsstimmung. Eigentlich die Zeit, um innenzuhalten, aus ureigenem Interesse, um sich nicht noch kurz vor dem Neustart ins neue Jahr so zu verausgaben, dass man diesen entweder nicht vernünftig zu feiern in der Lage ist – oder danach direkt wieder in diese ungewöhnliche Katerstimmung der Zwischentage verfällt. Doch dann kommt ein Termin herein, ein Interview. Mit einem gewissen Roy Madeck aus Wermelskirchen. Der ist mehr oder minder aus dem Nichts aufgetaucht, ein „UrKölscher mit dänischen Wurzeln“, auf den wenigen Bildern, die es von ihm gibt, mit einer 1970er-JahreFliege-Puck-Sonnenbrille, dezentfrech rausgestreckter Zunge und Haute-couture in Form eines beige-weiß-braun-gestreiften Hemds deutlich macht, dass er nicht wirklich von der Stange ist. Der Ort des Gesprächs, eine selbstzusammengezimmerte Holzhütte in der Mitte von Nirgendwo, irgendwo im Rheinisch-Bergischen Kreis, passt da auch wie der Faust aufs Gretchen – und als Roy Madeck den Mund aufmacht, ist es, als ob Henning Krautmacher von den Höhnern und Egon Olsen von der Olsenbande sich in der Sprache des Gegenübers zu einem munteren Stelldichein eingefunden haben. Mehr und mehr gewinnt aber das Kölsche mit einer eigenen Mixtur aus Köln, Eifel und Unna im Ruhrgebiet die Überhand, und auch der Gesprächspartner selbst taut schnell auf. Von Katerstimmung nach den Feiertagen oder Katerstimmung vor dem Jahreswechsel ist nichts zu spüren. Also, los geht’s, lernen wir diesen eigenwilligen Künstler einmal etwas näher kennen.
Herr Madeck, was für ein Jahr, oder? Also, das zurückliegende! Was meinen Sie, geht das 2023 so weiter, wie es 2022 aufgehört hat?
Roy Madeck Das kann es ja nicht, weil sich schon die Jahreszahl ändert und da 2023 eine Primzahl ist, wird man es bestimmt nicht so gut teilen können wie das letzte, aber ansonsten sehe ich dem nächsten Jahr sehr positiv entgegen.
Können Sie sich unseren Lesern mal ein wenig näher vorstellen?
Madeck Hallo, hier ist Roy – Sänger, Erfinder und Erklärer. Wer mehr über mich wissen möchte, kann mich googlen und dann meine Videos im Internet angucken.
Heißen Sie eigentlich wirklich Roy? Oder ist das eine Abkürzung?
Madeck Roy ist zwar kurz, aber keine Abkürzung. Er ist ein keltischer Vorname, war hauptsächlich in Irland verbreitet und bedeutet „rot/ rothaarig“.
Was ist Ihr musikalischer Sinn des Lebens?
Madeck Doppelfrage! Ich würde sagen: „Mach wat de wills – mir is et ejal.“
Haben Sie Vorbilder für Ihre Musik?
Madeck Meine Lieder sind immer von irgendwem oder irgendwas inspiriert. Mein neuester Hit „Up en Zuch“zum Beispiel von den Dabs, den Dabringhauser Musikanten. Andere Lieder klingen mehr nach Elvis oder den Fantastischen Vier.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Musik zu machen?
Madeck Die Idee kam mir in der Nähe eines Rastplatzes bei Bielefeld, als ich ein Lied im Radio eines Nissan Micra hörte. Spontan dachte ich: Dat kannste besser.
Wie jeck sind Sie – lieber „Up en
Zuch“oder „up Entzuch“?
Madeck Das ist kein Entweder-Oder, sondern hängt untrennbar zusammen. Wer jeck ist, kennt zwangsläufig beides.
Ist das Leben mit Humor Ihrer Ansicht nach denn wirklich leichter zu ertragen?
Madeck Keine Ahnung. Ich ertrage das Leben nicht, sondern lebe es. Humor hat man oder auch nicht. Ob ein Leben ohne Humor anders ist als meins, kann ich nicht sagen, weil ich in diesem Leben noch kein Leben ohne Humor gelebt habe.
Müssen Sie manchen Leuten Ihren Humor eigentlich erklären – und kann man das überhaupt?
Madeck Wenn man Humor erklären muss, ist es kein Humor. Humor ist darüberhinaus auch immer subjektiv. Ich finde mich wahrscheinlich um ein Vielfaches witziger als meine Zuschauer oder umgekehrt. Wer kann das schon sagen?
Sind Sie eigentlich Multi-Instrumentalist – oder gibt es auch eine Roy-Madeck-Band?
Madeck Eine Band gibt’s (noch) nicht. Zu zeitaufwendig. Die passen
Madeck Also, wieviel Köln oder wieviel Kölsch? Das formulieren Sie besser nochmal genauer und ich sage das dann beim nächsten Interview.
In Ordnung! Eine letzte Frage hätte ich dann aber noch. Kennen Sie eigentlich Dittsche – irgendwie erinnern Sie an das Ruhrpott-Original…
Madeck Oh, wieder ein Test! Ich kenne Dittsche natürlich aus der Eppendorfer Grill-Station, die sich bekanntlich in Hamburg befindet. Die Längsstreifen meines Hemdes finden sich auch auf seinem Bademantel, und in vielerlei Hinsicht denken Dittsche und ich vermutlich ähnlich. Er kennt sich aus!