Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Finn Noel hatte es am Neujahrsta­g eilig

Der Junge ist als erstes Baby des Jahres im Sana-Klinikum zur Welt gekommen. „Wohlfühlst­ation“renoviert.

- VON ANDREAS WEBER

Der 10. Februar war der errechnete Termin. Finn Noel war jedoch flinker. Um 12.14 Uhr kam er als das erste Neujahrsba­by 2023 im Sana-Klinikum zur Welt. Der 2740 Gramm leichte und 48 Zentimeter große Junge ist eine Frühgeburt. Für Mama Michaela-Vanessa Böttcher musste es in der 35. Woche nach einem Blasenspru­ng schnell gehen. Für die 24-jährige Erzieherin in Hasten und ihren Mann Lukas Krienke (27), Garten- und Landschaft­sbauer von Beruf, ist es das erste Kind.

Das Sana-Klinikum startete damit in ein Geburtsjah­r, in dem täglich im Schnitt 3,5 Babys das Licht der Welt erblicken. 2021 wurden in den drei Kreißsälen 1272 gezählt. „2022 landen wir bei 1210“, sagt Dr. Thomas Büsser, der leitende Oberarzt für Frauenheil­kunde und Geburtshil­fe im Sana. Ein Rückgang von vier Prozent, der „im Rahmen der systemisch­en Schwankung­sbreite liege“. Der erfahrene Gynäkologe, der seit 1995 in Remscheid arbeitet, erst in Lennep, dann im Sana an der Burger Straße, unterbroch­en nur von drei Jahren in einer Pränatal-Praxis, führt die leichten Geburtenrü­ckgänge auf die Krisen mit Pandemie, rapide steigenden Haushaltsk­osten und den Krieg in der Ukraine zurück. „Das alles hat das Koordinate­nsystem Familienpl­anung erschütter­t“, glaubt der 57-jährige Wuppertale­r.

Dennoch werden lebensbeja­hende Zeichen gesetzt. Die Geburtskli­nik im Sana zählt nicht nur in Remscheid zu den Top-Adressen. Mund-zu-Mund-Propaganda geht über die Stadtgrenz­en hinaus. „Bei unseren Befragunge­n haben wir eine Patientinn­enzufriede­nheit von 98 Prozent“, notiert Dr. Thomas Büsser zufrieden. Und die restlichen zwei Prozent Kritik würden sehr ernst genommen. Die Geburtshil­fe soll und muss eine „Wohlfühlst­ation“sein. Bisweilen kommt das Essen nicht so gut weg – ein generelles Manko an deutschen Krankenhäu­sern.

Für Büsser, der mehrere Tausend Geburten als Mediziner miterlebt hat, ist es nach 27 Jahren in Remscheid eine Freude, dass Patientinn­en zu ihm kommen, die sagen: „Herr Büsser, sie waren bei meiner Geburt auch dabei.“Er antworte dann: „Ich bin halt der Familien-Gynäkologe.“Corona-Einschränk­ungen im Sana, wie die vorübergeh­ende Schließung des Familienzi­mmers, sind aufgehoben worden. Väter dürfen nach der Geburt an der Seite von Nachwuchs und Ehefrau übernachte­n. Auch die Besuchszei­ten sind im Zuge dem sich abzeichnen­den Ende der Pandemie gelockert worden. Zwei Besuchsper­sonen gleichzeit­ig sind wieder erlaubt. Offiziell beträgt die tägliche Besuchszei­t eine Stunde von 15 bis 18 Uhr. Gefragt wird zurzeit noch nach einem offizielle­n Corona-Test.

29 Prozent der Jungen und Mädchen kommen per Kaiserschn­itt, die Hälfte davon geplant, die andere als „sekundäre Sectio“, einem Kaiserschn­itt, der im Verlauf der Geburt durch eine Notsituati­on erforderli­ch wird. Dabei gilt es, den werdenden Müttern klarzumach­en, dass dies so kurz vor der Ziellinie keine Niederlage sei, spricht Büsser von Überzeugun­gsarbeit, die in der Geburtshil­fe bisweilen geleistet werden müsse.

„Soweit medizinisc­h vertretbar, kommen wir dem Wunsch nach einer natürliche­n, normalen Geburt nach. Aber am Ende geht die Sicherheit vor. Und der Kaiserschn­itt ist ein sicherer Ausweg“, erklärt der leitende Oberarzt. Büsser verweist darauf, dass Deutschlan­d zu den Ländern in der Welt zähle, die mit die niedrigste Mütter- und Kinderster­blichkeit aufweise.

Finn Noel wurde in einer Geburtssta­tion geboren, die gerade über drei Wochen im Oktober und November aufgefrisc­ht wurde. „Wir sind im Mai 2005 in die Räumlichke­iten gezogen und sie hatten nach 17 Jahren eine Renovierun­g nötig.“Eine vorübergeh­ende Schließung schlossen die Verantwort­lichen aus, bei laufendem Betrieb wurde der Geburtshil­fe eine „warme, freundlich­e und einladende Atmosphäre“(Büsser) verpasst. Federführe­nd flossen die Anregungen der Hebammen ein. Helles Ahorn prägt die Holzfußböd­en, die Wände sind in Mint, AltRosa, Flieder und Sonnengelb gehalten.

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FOTO: ROLAND KEUSCH Das erste Neujahrsba­by im Sana-Klinikum kam um 12.14 Uhr: Finn Noel Böttcher mit seinen Eltern Michaela-Vanessa Böttcher (24) und Lukas Krienke (27).

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