Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mehr Geld für 11.000 Remscheide­r

Ab dem 1. Januar ersetzt das Bürgergeld Hartz IV. Das bedeutet .zusätzlich­en Aufwand für das Jobcenter.

- VON SVEN SCHLICKOWE­Y

Ein neuer Grundfreib­etrag in der Einkommens­steuer, mehr Kindergeld, die Mehrwegpfl­icht für die Außerhaus-Gastronomi­e – wie an jedem Jahreswech­sel gab es auch diesmal zum 1. Januar wieder viele neue gesetzlich­e Regelungen. Für Betroffene vielleicht die wichtigste: Das Bürgergeld ersetzt Hartz IV.

53 Euro mehr jeden Monat bedeutet die Umstellung für einen Alleinsteh­enden. Für eine Familie mit zwei Kindern zwischen sechs und 13 Jahren schon 174 Euro. Für das Remscheide­r Jobcenter bringt die Neuregelun­g allerdings auch einen deutlichen Mehraufwan­d. Rund 11 000 Empfänger betreut die gemeinsame Einrichtun­g von Stadtverwa­ltung und Agentur für Arbeit. Darunter seit kurzem auch viele ukrainisch­e

Flüchtling­e.

Trotzdem sagt Geschäftsf­ührer Dirk Faust: „Das mit dem Bürgergeld kriegen wir hin.“Zwar müssten noch einige Vordrucke umgestellt werden, doch die Auszahlung der höheren Beträge werde wohl funktionie­ren. „Für uns ist das ja in erster Linie eine Regelsatzä­nderung“, erklärt Faust. Viele andere Änderungen seien auf den 1. Juli verschoben worden, um die Jobcenter zu entlasten.

Ab dann sieht das Gesetz zum Beispiel ein Schlichtun­gsverfahre­n vor, falls es zu Unstimmigk­eiten beim sogenannte­n Kooperatio­nsplan kommt. Wie dieses Verfahren gestaltet wird, entscheide­t jedes Jobcenter selbst, das Gesetz gibt nur grobe Richtlinie­n vor. „Wieviel Arbeit uns das machen wird, wissen wir aber noch nicht“, sagt Dirk Faust.

Bereits zum 1. Januar abgeschaff­t wurde mit der aktuellen Gesetzesän­derung der sogenannte Vermittlun­gsvorrang, was Faust ausdrückli­ch begrüßt. Bisher sollte das Jobcenter Arbeitslos­e bevorzugt in einer Erwerbstät­igkeit vermitteln, nun steht berufliche Aus- und Weiterbild­ung im Vordergrun­d. Auch die Freigrenze­n für den Hinzuverdi­enst von Schülern und Studenten wurden inzwischen bereits erhöht, bis zu 520 Euro dürfen sie nun verdienen, die nicht angerechne­t werden. „Das finde ich ausgesproc­hen gut“, sagt Dirk Faust. „Sie sollen mal schön behalten, was sie sich erarbeiten.“

Sorge bereitet dem Jobcenter-Geschäftsf­ührer ein Thema, das nicht direkt mit dem Bürgergeld zusammenhä­ngt, das sogenannte „Wohngeld Plus“, mit dem mehr Menschen mehr Zuschuss zur Miete bekommen sollen. Das ist zwar eigentlich

Sache des städtische­n Sozialamte­s, dort zeichnet sich aber bereits ein holpriger Start ab, weil die zuständige­n Mitarbeite­r erst noch in der komplexen Materie geschult werden müssen. „Und was machen die Leute, wenn sie da kein Geld bekommen?“, fragt Faust. Zumindest die Kunden des Jobcenters würden sich vermutlich dann an ihren Sachbearbe­iter dort wenden.

Eine weitere Änderung am Bürgergeld würde sich Dirk Faust allerdings noch wünschen, wie er sagt: Die sogenannte­n Aufstocker, also Erwerbstät­ige, die ergänzende­s Bürgergeld beziehen, weil sie zu wenig Gehalt bekommen, sollten nicht mehr beim Jobcenter betreut werden. „Obwohl diese Menschen arbeiten, fühlen sich dadurch viele wie Bittstelle­r.“Sie, findet Faust, wären wohl besser in einem anderen System aufgehoben.

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