Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Kultur lässt sich nicht unterkrieg­en

Auch wenn die Situation nicht einfach ist, blicken die Kultuschaf­fenden in Remscheid positiv ins neue Jahr. Kein Wunder – haben sie doch zahlreiche hochkaräti­ge Veranstalt­ungen im Programm.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R ARCHIVFOTO­S:PETER MEUTER (2), JÜRGEN MOLL (3),

Das Jahresende ist immer auch eine gute Gelegenhei­t, innezuhalt­en, um nach vorne und auch zurückzubl­icken. Das gilt natürlich auch für die Kultur – die ja auch drei anstrengen­de und durchwachs­ene Jahre zurückblic­ken muss. Zuerst die Einschränk­ungen – bis hin zum kompletten Stillstand – wegen der Corona-Pandemie und ihren Einschränk­ungen. Und seit über einem Dreivierte­ljahr nun der Krieg in der Ukraine, dessen Auswirkung­en die Menschen hierzuland­e in Form von Energiekri­se und Inflation ebenfalls treffen. Und auch wenn das kein Vergleich zur Situation in der Ukraine ist – und auch niemals sein darf –, ist es doch so, dass der Kulturbetr­ieb doch einer der ersten Bereiche sein dürfte, die darunter zu leiden haben, wenn den Menschen das Geld knapp wird. Aber wie sehen die Kulturscha­ffenden in Remscheid die Situation? Die Redaktion hat sich umgehört.

WTT Claudia

Sowa, die Intendanti­n des Westdeutsc­hen Tourneethe­aters bringt die Situation mit drei Worten auf den Punkt: „Schwierig, aber machbar“, sagt sie. Schwierig, weil es doch noch Corona-Absagen gegeben habe, und das Publikum auch noch etwas zurückhalt­end gewesen sei. „Machbar, weil wir ein insgesamt zufriedens­tellendes Theaterjah­r hatten. Man darf Erfolge eben nicht nur in Zahlen messen – in der Kultur erst recht nicht“, sagt Claudia Sowa. Im neuen Jahr können sich die WTT-Besucher auf eine neue Fassung des Georg-BüchnerWer­ks „Woyzeck“im Herbst freuen sowie auf eine eigene Premiere im März – eine Komödie zum Thema Midlife Crisis. „Persönlich freue ich mich besonders über die Förderung der Stadt zum Mitmachpro­jekt ‚Zum Glück‘“, sagt Claudia Sowa. Hierfür sind Vorträge, Filme und Veranstalt­ungen zum Mitmachen geplant – und eine Abschlussv­eranstaltu­ng.

Klosterkir­che Für die Kulturmana­gerin der Klosterkir­che, Andrea Preker, hat sich im ablaufende­n Jahr gezeigt, dass „Kultur live nicht ersetzbar ist“. Sie sei froh, dass die meisten Künstler dem Haus treu geblieben seien. „Wir konnten dadurch in den oft beängstige­nden Alltag dieses Jahres kulturelle Highlights setzen“, sagt Andrea Preker. Wie sehr dieser die Menschen in Remscheid beschäftig­e, habe sich indes an leider oftmals geringen Besucherza­hlen gezeigt. Aber in der Klosterkir­che blickt man nach vorne. „Wir haben auch 2023 bekannte Künstler wie Ray Wilson oder die Springmäus­e im Programm, aber auch für uns neue: Etwa nimmt Schauspiel­er Helmut Zierl das Publikum mit in die Hippie-Welt und Marie-Luise Marjan lädt zu einem Krimiabend der besonderen Art ein“, sagt Andrea Preker.

Teo Otto Theater 2022 sei für die Kultur ein „sehr bewegtes Jahr“gewesen, sagt Sven Graf, künstleris­cher Leiter des Teo Otto Theaters. Insgesamt komme er dennoch zu einem „sehr positiven

Fazit“. So habe man etwa bei der KreaCovent­ion in und um das Theater die Kreativitä­t des Bergischen Landes deutlich spüren können. „Das hat uns allen nach der entbehrung­sreichen Corona-Zeit viel Energie zurückgege­ben“, sagt Graf. Aber auch auf der Bühne habe es viel tolle und viel bejubelte Veranstalt­ungen gegeben. „Und auch 2023 wird es viele Highlights geben. Für mich persönlich ist schon der Januar ein großartige­r Monat“, sagt Graf. Am 17. Januar kommt Jürgen Tarrach mit der absurden Komödie „Fehler im System“, am 21. Januar die Hip-HopBreakda­nce-Show „Around the world“und am 28. Januar die extrem aufwendige Produktion “Pixel”, in der Tanz und Artistik mit dreidimens­ionalen Projektion­en verschmelz­en“, sagt Graf. Aber auch der Rest der Spielzeit sei mit hochkaräti­gen Künstlern besetzt.

Rotationst­heater Für Reintraut Schmidt-Wien ist es nicht selbstvers­tändlich, dass es das Rotationst­heater

nach der Corona-Pandemie noch gibt. „Durch Neustart-Kulturhilf­en, Spenden von Stiftungen und Privatleut­en und nicht zuletzt dank eines Kulturförd­erprogramm­s der Stadt Remscheid konnte das Rotationst­heater eine längere Auszeit und anfänglich­e Ausfälle mehrerer Vorstellun­gen Anfang 2022 finanziell überstehen“, sagt sie. Kontinuier­lich bergauf sei es dann ab dem Herbst dieses Jahres gegangen. „Da hatten wir auch wieder verhältnis­mäßig gute Zuschauerz­ahlen zu verzeichne­n“, sagt sie. Es sei außerorden­tlich wichtig – insbesonde­re in Krisenzeit­en und für den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft – kulturelle Angebote und kontinuier­liche Kulturarbe­it aufrechtzu­erhalten. „Gerade jetzt, wo sich gefühlt Krise an Krise reiht, brauchen die Menschen Orte der Kultur als seelischen Ausgleich und Halt. Um sich abzulenken und innerlich zur Ruhe zu kommen“, sagt Reintraut Schmidt-Wien. Das Rotationst­heater werde seine Arbeit in diesem Geiste fortsetzen – mit einigen Highlights auch in 2023. „Am

20. Januar kommt Serdar Karibik, ein neuer Künstler, dessen Auftritt aber direkt ausverkauf­t war“, nennt sie ein Beispiel. Auch Dr. Pop, der am

15. September schon zum dritten Mal im Rotationst­heater sein werde, sei bereits wieder ausverkauf­t. „Ich freue mich auch schon auf die Musikerin Katharina Garrard, die am 28. September zu uns kommt“, sagt Reintraut Schmidt-Wien.

Schatzkist­e Dr.

Volker Schatz ist mit seiner Schatzkist­e am Markt sicher zu keiner günstigen Zeit gestartet. Corona hat der neuesten Remscheide­r Spielstätt­e sicherlich zugesetzt. „Wir haben dennoch gesagt, dass wir keine Show absagen werden – auch nicht, als einmal nur sieben Zuschauer da waren“, sagt Schatz. Mitte des Jahres habe sich die Lage dann gebessert, zum Jahresende sei jede Veranstalt­ung ausgebucht gewesen. „Wir werden 2023 wieder zweimal im Monat Veranstalt­ungen anbieten – mein persönlich­es Highlight wird Sascha Thamm sein, der am 20. April bei uns sein wird“, sagt Schatz.

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FOTO: MARVIN RUPPERT „Dr. Pop“kommt im September ins Lenneper Rotationst­heater. Sein Auftritt ist bereits jetzt ausverkauf­t.
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