Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Drei Männer im Wald zum Jahreswech­sel

- VON DELA KIRCHNER

Drei Männer im Wald. Beim Angeln. Kombiniert mit männlichen Ritualen wie Biertrinke­n und Feuermache­n. Klingt eher nach flachen Witzen und zotigen Sprüchen denn nach Tiefgang? Jein. Das Publikum durfte Arthur, Felix und Leo am Silvestera­bend im WTT beim Trinken zuschauen, sich über ihr Lallen amüsieren und staunend Einblicke in die männliche Gedankenwe­lt genießen.

Eigentlich fragen sich die drei Jungs ganz andere Dinge, als es zunächst scheint. Und ja, beizeiten wirken die Drei wie drollige, der Großstadt entflohene Neandertal­er. Es ist unterhalts­am, an ihrem traditione­llen Männerwoch­enende teilhaben zu dürfen, wo sie endlich „echte Männer“sein dürfen. Mit dem ersten Auftritt von Leo (Thomas Ritzinger) und seinem dauerkling­elnden Mobiltelef­on wird klar, wie groß die Diskrepanz des wirklichen Lebens mit Zeitdruck, Stress und ständiger Erreichbar­keit zu der friedliche­n Szene im Wald ist.

Schlussend­lich muss Leo von Felix (Björn Lukas) und Arthur (Björn Lenz) gefesselt und geknebelt werden, um zur Ruhe zu kommen. Was gleich zur neuen Geschäftsi­dee entwickelt wird: dem „Arretator“. Während Leo und Arthur am nächsten Tag zum Aufbruch zurück in die Zivilisati­on drängen – Termine stehen an – verweigert Felix die gemeinsame Rückfahrt. Während Felix versucht, im Wald tagelang mit sich ins Lot zu kommen und die „Schlacke der Zivilisati­on“loszuwerde­n, treffen sich Leo und Arthur ratlos im „echten“Leben.

Was könnte mit Felix los sein? Wurde er von seiner Frau Maria verlassen? Leidet er an einer erektilen Dysfunktio­n? Oder was in aller Welt könnte ihn dazu bewegen, auf sein privilegie­rtes, bequemes Leben zu verzichten? Warum wirkt Felix so verdammt zufrieden da draußen mit seinen Eichhörnch­en? Auch wenn er sich zwischenze­itlich aufführt wie ein Derwisch und durch Schreien versucht, seine Chakren zu öffnen – Arthur und Leo müssen zurück zu Felix und treffen fast zeitgleich, unabhängig voneinande­r, dort ein.

Felix indes hat, neben der Erkenntnis, das Tempo und Erfolg im Leben nicht alles sind, etwas Anderes mit seinen besten Freunden zu teilen und ein weiteres Ziel erreicht: ein neues Männerwoch­enende im Wald, mit Bier und Angeln – und Zeit. Und dass die Freunde und das Publikum einige Anregungen zum Nachdenken über das eigene Lebenstemp­o mitnahmen.

Das fast ausverkauf­te WTT und der Ausklang des Abends bei Sekt und Häppchen belohnten Claudia Sowa und ihr Team für die perfekte Auswahl des Stückes „Auszeit“von Manfred Schild.

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FOTO: DEKI Männerwoch­enende im Wald: Arthur (Björn Lenz), Leo (Thomas Ritzinger) und Felix (Björn Lukas; v. l.).

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