Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Das wird 2023 in der Stadt wichtig
Ein Blick auf die Themen, die das neue Jahr in der Bergstadt voraussichtlich bestimmen werden.
2022 war für die Einwohner von Radevormwald ein vergleichsweise ruhiges Jahr. Von Hochwasser-Katastrophen, Schwerverbrechen oder Amokfahrten mit dem Traktor wie 2021 blieb die Stadt verschont. Solche Ereignisse lassen sich nie vorhersagen, aber ein Blick auf jene Themen, die nach aktuellem Wissenstand in der Bergstadt 2023 wichtig werden, soll hier geworfen werden.
Gesundheit 2022 blieb zumindest in der ersten Jahreshälfte noch durch die Pandemie geprägt, doch inzwischen hat sich der Griff des Virus deutlich gelockert – und damit auch die Schutzmaßnahmen. Zwar haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass man nicht voreilig optimistisch sein sollte, aber 2023 könnte das erste Jahr seit 2020 werden, in dem SARS CoV-2 zu einem Thema unter vielen wird. Derzeit machen sich die Bewohner der Stadt eher Gedanken über die Versorgung mit Fachärzten. Die Augenarztpraxis an der Rochollstraße ist nach letztem Stand weiterhin unbesetzt, und es droht der Verlust des Kassensitzes, wenn das Konsortium OSG, das die Praxis betreibt, nicht einen Ersatz findet. Die Stadtverwaltung hat versichert, das Thema genau im Blick zu haben.
Finanzen Dank erheblicher Gewerbesteuereinnahmen sieht die finanzielle Lage der Stadt deutlich besser aus als vor einigen Jahren, als man sich in der Haushaltssicherung befand. Auch der Haushalt 2023 ist ausgeglichen, allerdings hatte Kämmerer Simon Woywod bereits im September angedeutet, dass es 2024 wieder einen Fehlbetrag geben könnte. Die Stadt wird in den kommenden Jahren investieren müssen, die Sanierung des Freizeitbades „Life-ness“wird deutlich teurer werden als erwartet, hier hofft man im Rathaus mit einem großen Anteil an Fördergeldern.
Karthausen Das Neubaugebiet Karthausen wird 2023 weiter Gestalt annehmen, die Vermarktung soll die Stadtkasse bereits in diesem Jahr mit Millionensummen versorgen.
Allerdings gibt es Trübungen: Zum einen hat sich der Plan, ein Nahwärmenetz für das Baugebiet einzurichten, als nicht praktikabel erwiesen. Zum anderen werden Bauwillige durch steigende Zinsen und die erheblichen Kostensteigerungen bei Materialien belastet – so mancher Bewerber musste seinen Traum vom Eigenheim auf den Rader Höhen bereits aufgeben. Zwar stehen noch immer ausreichend Häuslebauer auf der Liste, um den ersten Bauabschnitt komplett vermarkten zu können, doch wird im kommenden Jahre in der Politik die Frage diskutiert werden, ob der zweite und dritte Bauabschnitt unter diesen Umständen verwirklicht werden sollen.
Wupperorte Die Ortschaften im Tal der Wupper stehen vor einer Zäsur, denn mit dem Ende des Jahres ist das Projekt des Quartiermanagements ausgelaufen. Im neuen Jahr muss sich zeigen, ob die Strukturen und Vernetzung der vergangenen Jahre nun auch ohne offiziellen Kümmerer funktioniert. Erfreuliche Signale gibt es durchaus, so wird der Bürgerverein für die Wupperorte den Nachbarschaftstag künftig organisieren. Die Wupperkonferenzen im vergangenen Jahr zeigten, dass die Bereitschaft der Menschen, sich weiter zu engagieren, durchaus hoch ist. Allerdings gab es auch schon Gezänk um manche Personen, die sich in den Vordergrund drängen wollen. Nun muss sich erweisen, ob die erfolgreiche Entwicklung auch ohne die Instanz eines offiziellen Kümmerers weitergeht – oder ob abflauendes Interesse und Eifersüchteleien unter den Akteuren diesen Prozess ausbremsen.
Nordstraße Das Vorzeigeprojekt „WohnZimmer“an der Nordstraße hatte sich aus verschiedenen Gründen in den vergangenen Jahren verzögert. Im Jahr 2023, das dürfte als sicher gelten, wird der Bau noch nicht fertig, die Verwaltung hat inzwischen 2025 als Jahr der Eröffnung genannt. Bis dahin wird der Stadt ein zweites Veranstaltungszentrum neben dem Bürgerhaus fehlen, denn gerade für kleinere kulturelle Ereignisse bietet das ohnehin stark genützte Bürgerhaus keinen geeigneten Rahmen. Entscheidende wird sein, ob es gelingt die Förderkulisse in diesem Jahr zu verlängern.
Wirtschaft und Tourismus Mit Marie Steinhauer und Kirsten Hackländer gibt es nach einer Phase des Wandels in den Strukturen der Verwaltung nun zwei neue Ansprechpartnerinnen für diese beiden Themen. Vielversprechend sind erste Erfolge bei der Ansiedlung von Einzelhändlern im Stadtkern, mit dem Wegfallen der Corona-Beschränkungen hat auch der touristische Bereich in diesem Jahr wieder neue Möglichkeiten.
Ob die Unternehmen in der Stadt die Belastungen durch die Krisen der vergangenen Jahre hinter sich lassen können oder im Zuge der Weltlage weiteres Ungemach droht, lässt sich seriös kaum vorhersagen, doch bislang haben große heimische Unternehmen wie etwa Gira sich als widerstandsfähig erwiesen. Bei den Kreditinstituten in der Stadt wird die Zusammenführung der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen mit der Kreissparkasse Köln das wichtigste Thema sein, die Fusion ist offiziell zwar mit dem 1. Januar vollzogen, doch die technische Angleichung wird erst im August beendet sein.
Energie Die Mitarbeiter der Stadtwerke Radevormwald werden dem vergangenen Jahr keine Träne nachweinen – die Energiekrise und der teils hektische Umgang der Bundespolitik mit diesem Thema bleibt letztlich an den Bürgern und den Energieunternehmen vor Ort hängen. Zum Jahresbeginn werden die SWR. noch einmal die Preise erhöhen. Dass eine rasche Entspannung eintritt, ist kaum zu erwarten. Sicher ist allerdings, dass die Stadtwerke ihr Engagement auf dem Gebiet der erneuerbare Energien weiter verstärken werden, damit auch die Radevormwalder bei ihren Gasund Strompreisen bald nicht mehr von den Launen internationaler Despoten abhängig sind.