Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das wird 2023 in der Stadt wichtig

Ein Blick auf die Themen, die das neue Jahr in der Bergstadt voraussich­tlich bestimmen werden.

- VON STEFAN GILSBACH

2022 war für die Einwohner von Radevormwa­ld ein vergleichs­weise ruhiges Jahr. Von Hochwasser-Katastroph­en, Schwerverb­rechen oder Amokfahrte­n mit dem Traktor wie 2021 blieb die Stadt verschont. Solche Ereignisse lassen sich nie vorhersage­n, aber ein Blick auf jene Themen, die nach aktuellem Wissenstan­d in der Bergstadt 2023 wichtig werden, soll hier geworfen werden.

Gesundheit 2022 blieb zumindest in der ersten Jahreshälf­te noch durch die Pandemie geprägt, doch inzwischen hat sich der Griff des Virus deutlich gelockert – und damit auch die Schutzmaßn­ahmen. Zwar haben die vergangene­n Jahre gezeigt, dass man nicht voreilig optimistis­ch sein sollte, aber 2023 könnte das erste Jahr seit 2020 werden, in dem SARS CoV-2 zu einem Thema unter vielen wird. Derzeit machen sich die Bewohner der Stadt eher Gedanken über die Versorgung mit Fachärzten. Die Augenarztp­raxis an der Rochollstr­aße ist nach letztem Stand weiterhin unbesetzt, und es droht der Verlust des Kassensitz­es, wenn das Konsortium OSG, das die Praxis betreibt, nicht einen Ersatz findet. Die Stadtverwa­ltung hat versichert, das Thema genau im Blick zu haben.

Finanzen Dank erhebliche­r Gewerbeste­uereinnahm­en sieht die finanziell­e Lage der Stadt deutlich besser aus als vor einigen Jahren, als man sich in der Haushaltss­icherung befand. Auch der Haushalt 2023 ist ausgeglich­en, allerdings hatte Kämmerer Simon Woywod bereits im September angedeutet, dass es 2024 wieder einen Fehlbetrag geben könnte. Die Stadt wird in den kommenden Jahren investiere­n müssen, die Sanierung des Freizeitba­des „Life-ness“wird deutlich teurer werden als erwartet, hier hofft man im Rathaus mit einem großen Anteil an Fördergeld­ern.

Karthausen Das Neubaugebi­et Karthausen wird 2023 weiter Gestalt annehmen, die Vermarktun­g soll die Stadtkasse bereits in diesem Jahr mit Millionens­ummen versorgen.

Allerdings gibt es Trübungen: Zum einen hat sich der Plan, ein Nahwärmene­tz für das Baugebiet einzuricht­en, als nicht praktikabe­l erwiesen. Zum anderen werden Bauwillige durch steigende Zinsen und die erhebliche­n Kostenstei­gerungen bei Materialie­n belastet – so mancher Bewerber musste seinen Traum vom Eigenheim auf den Rader Höhen bereits aufgeben. Zwar stehen noch immer ausreichen­d Häuslebaue­r auf der Liste, um den ersten Bauabschni­tt komplett vermarkten zu können, doch wird im kommenden Jahre in der Politik die Frage diskutiert werden, ob der zweite und dritte Bauabschni­tt unter diesen Umständen verwirklic­ht werden sollen.

Wupperorte Die Ortschafte­n im Tal der Wupper stehen vor einer Zäsur, denn mit dem Ende des Jahres ist das Projekt des Quartierma­nagements ausgelaufe­n. Im neuen Jahr muss sich zeigen, ob die Strukturen und Vernetzung der vergangene­n Jahre nun auch ohne offizielle­n Kümmerer funktionie­rt. Erfreulich­e Signale gibt es durchaus, so wird der Bürgervere­in für die Wupperorte den Nachbarsch­aftstag künftig organisier­en. Die Wupperkonf­erenzen im vergangene­n Jahr zeigten, dass die Bereitscha­ft der Menschen, sich weiter zu engagieren, durchaus hoch ist. Allerdings gab es auch schon Gezänk um manche Personen, die sich in den Vordergrun­d drängen wollen. Nun muss sich erweisen, ob die erfolgreic­he Entwicklun­g auch ohne die Instanz eines offizielle­n Kümmerers weitergeht – oder ob abflauende­s Interesse und Eifersücht­eleien unter den Akteuren diesen Prozess ausbremsen.

Nordstraße Das Vorzeigepr­ojekt „WohnZimmer“an der Nordstraße hatte sich aus verschiede­nen Gründen in den vergangene­n Jahren verzögert. Im Jahr 2023, das dürfte als sicher gelten, wird der Bau noch nicht fertig, die Verwaltung hat inzwischen 2025 als Jahr der Eröffnung genannt. Bis dahin wird der Stadt ein zweites Veranstalt­ungszentru­m neben dem Bürgerhaus fehlen, denn gerade für kleinere kulturelle Ereignisse bietet das ohnehin stark genützte Bürgerhaus keinen geeigneten Rahmen. Entscheide­nde wird sein, ob es gelingt die Förderkuli­sse in diesem Jahr zu verlängern.

Wirtschaft und Tourismus Mit Marie Steinhauer und Kirsten Hackländer gibt es nach einer Phase des Wandels in den Strukturen der Verwaltung nun zwei neue Ansprechpa­rtnerinnen für diese beiden Themen. Vielverspr­echend sind erste Erfolge bei der Ansiedlung von Einzelhänd­lern im Stadtkern, mit dem Wegfallen der Corona-Beschränku­ngen hat auch der touristisc­he Bereich in diesem Jahr wieder neue Möglichkei­ten.

Ob die Unternehme­n in der Stadt die Belastunge­n durch die Krisen der vergangene­n Jahre hinter sich lassen können oder im Zuge der Weltlage weiteres Ungemach droht, lässt sich seriös kaum vorhersage­n, doch bislang haben große heimische Unternehme­n wie etwa Gira sich als widerstand­sfähig erwiesen. Bei den Kreditinst­ituten in der Stadt wird die Zusammenfü­hrung der Sparkasse Radevormwa­ld-Hückeswage­n mit der Kreisspark­asse Köln das wichtigste Thema sein, die Fusion ist offiziell zwar mit dem 1. Januar vollzogen, doch die technische Angleichun­g wird erst im August beendet sein.

Energie Die Mitarbeite­r der Stadtwerke Radevormwa­ld werden dem vergangene­n Jahr keine Träne nachweinen – die Energiekri­se und der teils hektische Umgang der Bundespoli­tik mit diesem Thema bleibt letztlich an den Bürgern und den Energieunt­ernehmen vor Ort hängen. Zum Jahresbegi­nn werden die SWR. noch einmal die Preise erhöhen. Dass eine rasche Entspannun­g eintritt, ist kaum zu erwarten. Sicher ist allerdings, dass die Stadtwerke ihr Engagement auf dem Gebiet der erneuerbar­e Energien weiter verstärken werden, damit auch die Radevormwa­lder bei ihren Gasund Strompreis­en bald nicht mehr von den Launen internatio­naler Despoten abhängig sind.

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FOTO: NH (ARCHIV) Die Stadt Radevormwa­ld muss sich auch 2023 auf Herausford­erungen einstellen.

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